Bürgerinformationsbroschüre Wernau

3 Stadtgeschichte Über 700 Jahre turbulente Geschichte prägen die Stadt im Land- kreis Esslingen. Wernau entstand 1938 aus den Orten Pfauhausen und Steinbach. q Pfauhausen Pfauhausen wurde im Jahr 1274 als „Pawenhusen“ schriftlich er- wähnt. Die Herren von Hausen, genannt Hochschlitz, die ihren Namen höchstwahrscheinlich von Pfauhausen ableiteten, herrsch- ten bis ins 14. Jahrhundert über den Ort. Anschließend etablierten sich durch verwandtschaftliche Verbindungen mit den Hoch- schlitz weitere Adelsgeschlechter in Pfauhausen, wodurch sich die grundherrschaftlichen Verhältnisse im Spätmittelalter zunächst vielschichtig gestalteten. Ab 1420 vollzog sich dann in Pfauhausen eine Konsolidierung der Grundherrschaft, als die ebenfalls mit den Hochschlitz verwandten Herren von Wernau Güter aufkauften, bis sie ein Drittel des Ortes besaßen. Im Jahr 1474 erlaubte Würt- temberg den Herren von Wernau die Errichtung eines eigenen Niedergerichts. Im Gegenzug musste Württemberg das Schat- zungsrecht zugestanden werden. Die Blutgerichtsbarkeit wurde der Ortsherrschaft nachweislich erstmals 1621 als Reichslehen verliehen. 1693 verbrannten französische Truppen den Ort samt dem Schloss. Nach dem Aussterben der Herren von Wernau ge- langte Pfauhausen 1696 durch Heirat zur Herrschaft der Rotenhan aus Neuhausen in Vorderösterreich, wo der Ort bis 1769 verblieb. 1802 kaufte Fürstbischof Kardinal Franz von Hutten Pfauhausen, wodurch der Ort zum Fürstbistum Speyer gehörte und deshalb stets katholisch blieb. Pfauhausen war dem Ritterkanton Neckar- Schwarzwald inkorporiert. 1802 fiel die Ortsherrschaft an Baden und 1806 schließlich an Württemberg. Nach dem Übergang an Württemberg wurde der Ort zunächst dem Oberamt Köngen zu- gewiesen, bis er 1808 an das Oberamt Esslingen kam. q Steinbach Steinbach wurde erstmals 1275 urkundlich erwähnt. Die Grund- herrschaft war ursprünglich in den Händen der Herzöge von Teck. Die Herzöge verkauften 1299 ihre grundherrschaftlichen Rechte an das Kloster Salem. 1335 verkaufte das Kloster Salemdie Grundherr- schaft an die Reuß von Reußenstein. In der Folge kam es zu einem regen Wechsel der Grundherrschaftsverhältnisse, bis Steinbach 1744 in die Hände der Herren von Palm gelangte. Erste Strukturen der gemeindlichen Selbstverwaltungwerden durch die Erwähnung eines Gerichts 1567 erkennbar. In den Jahren 1772 bis 1780 kam es zu schweren Streitigkeiten zwischen der Gemeinde und der Orts- herrschaft bis hin zur offenen Rebellion, welche jedoch am Ende unterdrückt wurde. Während der Koalitionskriegewurde Steinbach bei einemStreifzug französischer Truppen geplündert. Im Jahr 1805 kam Steinbach an Württemberg. Steinbach gehörte bis 1805 zum Ritterkanton Kocher undwurde nach demÜbergang anWürttem- berg zunächst demOberamt Köngen und dann 1808 demOberamt Esslingen zugewiesen. 1817 konnte Steinbach bei König Wilhelm I. die Aufhebung der Leibeigenschaft erwirken. Auch Steinbach blieb während der Reformationszeit und danach stets katholisch. q Benedikt Maria vonWerkmeister führte Schulordnung inWürttemberg ein 1749 kam Benedikt Maria von Werkmeister als Pfarrer nach Stein- bach. Er war zuvor Hofprediger am württembergischen Hofe unter Herzog Karl Eurgen gewesen und gehörte zu den führenden Köpfen der Aufklärung. Durch den fortschrittlichen Pfarrer erfuhr das Leben im Ort neue Impulse. Besonders engagierte er sich für das Schul- und Gesundheitswesen. 1808 führte Werkmeister die allgemeine Schulordnung in Württemberg ein. Im gleichen Jahr zeichnete ihn König Friedrich vonWürttembergmit demCivil-Ver- dienst-Orden aus, mit dem auch der persönliche Adel verbunden war. 1818 ging Werkmeister als Oberkirchenrat nach Stuttgart. Vor der „Zwangsheirat“ von Pfauhausen und Steinbach anno 1938 waren die beidenDörfer bereits zweimal beieinander: Erstmals 1384 für einige Jahrzehnte. 1681 waren es die Pfauhauser Ortsherren, die Herren von Wernau, die Steinbach aufkauften und dem „Flecken“ gerade mal sechs Jahre gemeinsame Geschichte bescherten. Im Jahr 1924 wurde vom damaligen Oberamt Esslingen der Versuch Palmsches Schloss © Mende

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