Rund um das Standesamt Wernigerode

10 Traditionsbewusst – Bräuche rund ums Heiraten Rund um die Hochzeit ... ... hat sich über die Jahrhunderte hinweg ein buntes Brauchtum entwickelt, das sich bis in die heutigen Tage gehalten hat. Die mit Sicherheit bekannteste Tradition ist dabei der Junggesellen-/Jung- gesellinnenabschied. Da mit der Hochzeit ein neuer, aufregender Lebensabschnitt beginnt, machen vor allem viele junge Paare kurz vor der Hochzeit mit den engsten Freunden noch einmal richtig „einen drauf“. In vielen Regionen ist der Junggesellenabschied mit zahlreichen, mitunter ein bisschen gemeinen Spielen oder Aufgaben verbunden, die Bräutigam oder Braut bewältigen müssen. Mit der Organisation dieser Spiele werden meist die Trauzeugen betraut. Ein weiterer sehr ähnlicher Brauch ist der Polterabend, der bereits seit dem 16. Jahrhundert gefeiert wird. Damals diente er dazu, ähn- lich wie an Silvester, durch möglichst viel Krach und Krawall böse Geister zu vertreiben. Heute wird der Polterabend meist etwas beschaulicher in den eigenen vier Wänden gefeiert, statt lautstark durch die Straßen zu ziehen, wie früher üblich. Falls Sie einen Pol- terabend planen, ist es außerdem klug, die Nachbarn zu informie- ren oder gleich mit einzuladen, damit sich niemand durch den Krach von zerberstendem Geschirr und Gläsern gestört fühlt. Vor allem in den ländlichen Regionen wird gern die sogenannte „Brautentführung“ praktiziert. Dabei wird die Braut meist von guten Freunden oder Familienangehörigen in das nächste Lokal entführt und der Bräutigam muss sich auf die Suche nach ihr begeben. Selbstverständlich bezahlt er dann auch die Rech- nung in der betreffenden Wirtschaft, um seine Angebetete quasi „freizukaufen“. Ein noch recht junger, aber dafür sehr ausgefallener Brauch ist das Erstellen einer Hochzeitszeitung. Gleichzeitig schenkt man dem Brautpaar damit eine lebenslange und sehr individuelle Erinne- rung an den ganz besonderen Tag im Leben. Die Hochzeitszei- tung beschäftigt sich meist mit dem Leben des Brautpaares vor der Hochzeit und kann mit zahlreichen lustigen Anekdoten, aber auch Zukunftsprognosen ausgestattet sein. Auch bei der Hochzeit selber dürfen alte Bräuche, die für Glück und Wohlstand sorgen, natürlich nicht fehlen! Gegen die schon wohlbe- kannten bösen Geister sollen sowohl die Brautjungfern helfen, die durch ihre einheitlichen Kleider der Braut möglichst ähnlich sehen, damit Unheil bringendes Geistervolk die echte Braut nicht mehr erkennen kann. Einem ähnlichen Zweck dient übrigens auch der berühmte Brauch, die Braut über die Schwelle zu tragen, denn unter der Türschwelle „lauern Dämonen und Geister“. Die Blumenkinder sollen den baldigen Kindersegen symbolisieren. „Something old, something new, something borrowed, something blue and a lucky sixpence in your shoe.“ Der Brauch, bei der Hoch- zeit etwas Altes, etwas Neues, etwas Geborgtes und etwas Blaues zu tragen, stammt ursprünglich aus England. Mittlerweile erfreut er sich jedoch auch in vielen anderen Ländern größter Beliebtheit, so auch in Deutschland. Nur wenigen ist dabei allerdings die Bedeu- tung dieser vier Gegenstände bewusst. Der alte Gegenstand steht für das bisherige Leben der Braut vor der Ehe, in den meisten Fällen handelt es sich daher um ein Familienerbstück. Das Neue symbo- lisiert dementsprechend das künftige Eheleben. Etwas Geliehenes wird meist von einer Freundin oder Verwandten geborgt, die schon lange glücklich verheiratet ist. Die Braut wünscht sich mit diesem Symbol ebenfalls eine lange harmonische Ehe. Das Blaue steht zu guter Letzt für die eheliche Treue und wird in vielen Fällen in Form eines Strumpfbandes getragen. Das Geldstück im Schuh der Braut soll abschließend für Wohlstand sorgen. © Jan Reichel

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