Gemeinde Willsätt Informationsbroschüre

Aus der Geschichte der Gemeinde und ihrer Ortsteile Willstätt Das im Jahr 1232 erstmals urkundlich erwähnte Dorf Willstätt gehörte einst zu den Besitztümern des Straßburger Bischofs. 1288 kam es als bischöflich-straßburgisches Lehen in die Hände der Lichtenberger. 1480 erbte die Grafschaft Hanau-Lichtenberg den Ort, 1736 ging er an die Landgrafen von Hessen-Darmstadt. Kurz zuvor, im Jahre 1689, brannte Willstätt komplett nieder. Die Willstätter Burg wurde 1318 erstmals erwähnt und lag an einem Kinzigübergang im heutigen Ortskern. Im Grundriss war sie wohl eine Viereckburg mit vier Rundtürmen, Ring­ mauern, einem Graben und einem Torturm. 1440 wurde Willstätt Amtssitz. Im 16. Jahrhundert wurde wahrscheinlich ein Renaissanceschloss als Amtssitz des lichtenbergischen Verwaltungsbeamten erbaut, zu dem im späten 17. Jahr- hundert eine Münzstätte gehörte. Äußere Bastionen und Schanzen, die man aus alten Ansichten kennt, wurden im 16. / 17. Jahrhundert errichtet. Burg und Dorf Willstätt waren als Zollstätte so einträglich, dass sie von den jeweiligen Herren immer wieder verpfändet wurden. Im 17. Jahrhundert geriet Willstätt in den Strudel der europäischen Kriegsereignisse und sah dadurch die ver- schiedensten Schloss- und Stadtherren. Zerstörungen und Phasen des Wiederaufbaus wechselten sich ab. Marschall Turenne etwa baute 1675 das Willstätter Schloss zu seinem Hauptquartier aus; zwei Jahre später wurde es ein Raub der Flammen. Nach dem Bau der Festung Kehl 1681 war die Bas- tion in Willstätt hinfällig geworden und wurde 1689 komplett zerstört. Wo einst das Schloss stand, wurden Dorfhäuser er- richtet, zum Teil mit den Steinen des alten Schlosses, die man noch heute in einigen Kellern finden kann. 1803 wurde Willstätt badisch. Durch die wechselvollen Beziehungen zwischen den deutschen Staaten und Frank- reich wurde der Ort stark in Mitleidenschaft gezogen. Die Französische Revolution, Napoleon, der Deutsch-Fran­ zösische Krieg 1870 / 71, der Erste und der Zweite Weltkrieg, jedes dieser Ereignisse bedeutete mehrfacheTruppendurch- züge, Evakuierungen, Beschlagnahmen, oft auch Besetzung. Nach der Aussöhnung mit dem französischen Nachbarn hat man die Furcht vor der nahen Grenze verloren. Die 1756 erbaute prachtvolle Evangelische Pfarrkirche ist die einzige Barockkirche im Hanauerland. Einst stand sie ein paar Fuß weiter nördlich, doch sie erwies sich – im wahrsten Sinne des Wortes – auf Sand gebaut. Kurz vor der Einwei- hung stürzte am 30. Oktober 1754 der Kirchturm ein und zerschmetterte einen Teil des Langhauses. So wurde der Bau um vier Fuß zur Straße hin verschoben und auf Eichen- pfählen gegründet. Die bemerkenswerte Altarkanzel und die Kreuzigungsgruppe darüber sind Werke aus der Zeit um 1760. Die Innenausstattung stammt weitgehend von 1952, der vom Bildhauer Jürgen Goertz gestaltete Altartisch wurde bei der Renovierung 1975 / 76 eingebaut. In Willstätt endete einst die Reise der Schiltacher Flößer, die ab dem 17. Jahr- hundert auf der Kinzig Baumstämme ins Tal brachten. Eine Willstätter Flößerzunft ist für das Jahr 1645 nachweisbar. Berühmtester Sohn des Ortes ist der Dichter Johann Michael Moscherosch (1601 – 1669). Er war ein bekannter Satiriker seiner Zeit und verdammte vor allem die Verwilderung der deutschen Sitten. 1907 wurde dem Verfasser der „Geschichte des Philander von Sittewald“ neben der Willstätter Kirche ein Denkmal errichtet. Das Willstätter Wappen . . . ... zeigt ein goldenes Leistenkreuz auf rotem Grund. Während drei der durch das Kreuz geviertelten Felder mit schwarzen Wolfsangeln (evtl. Flößerhaken) verziert sind, zeigt das rechte obere Feld einen silbernen Schwan, der an das Lichtenberger Oberwappen erinnern soll. Aus der Geschichte der Gemeinde und ihrer Ortsteile Moscherosch-Denkmal Hauptstraße Willstätt 5

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