Nachhaltigkeit, Umweltschutz, Digitalisierung und Sicherheit in der Lutherstadt Wittenberg

11 Nachhaltigkeit Vor der Revolution?! – FAIR steht uns Nachbarschaften sind mehr als nur gemeinsames Wohnen Tür an Tür. Sie sind Gemeinschaft und Begegnung im öffentlichen Raum. Starke Nachbarschaften schaffen außerhalb ihrer vier Wände Zusammenhalt, sie ermöglichen gesellschaftliche und demokratische Teilhabe, formen die Bürgergesellschaft und sind Teil eines zukunftsfähigen, nachhaltigen Quartiers. Aus dieser Zielsetzung heraus veranstaltete am 22.04.2023 das AWO-Quartiersmanagement die zweite Auflage des F.A.C.T.-Festivals in der Altstadt Wittenbergs. F.A.C.T. steht für F.AIR – nicht nur im Sinne von faires Miteinander, sondern vor allem im Sinne von fairem Handel, faire Lieferketten und faire Lebensbedingungen für Natur und Mensch weltweit und eben besonders im Globalen Süden. Daneben gab es A.RT & C.ULTURE also Kunst & Kultur und das alles gemeinsam, also T.OGETHER – mit viel Spaß und Freude. Gleichzeitig läutete das Straßenfestival die erste Wittenberger Fashion Revolution Week – was so viel wie „Woche der Moderevolution“ bedeutet – ein. Die globale Aktionswoche ist nach dem Rana-Plaza Unglück in Bangladesch 2013 entstanden. Bei dem verheerenden Zusammensturz des Fabrikkomplexes starben 1.136 Arbeiter und Arbeiterinnen der Textilindustrie, über 2.000 wurden verletzt. Seither machen Aktivisten weltweit darauf aufmerksam, wie unsere Kleidung hergestellt wird und unter welchen unfairen Bedingungen die Arbeiter im globalen Süden in den Fabriken angestellt sind. Ein spezielles Highlight des F.A.C.T.-Festivals war die Ausstellung „Change your shoes“ von Inkota e. V., die sich mit der Fertigung von Schuhen, die höchst gesundheitsgefährdend für die Arbeiter und umliegende Gemeinden sind, auseinandersetzt. Die Ausstellungsbesucher haben einen Einblick in die Arbeitswelt der Gerber und Schuhfertiger in Asien und Osteuropa erhalten: diese haben kaum Möglichkeiten, sich für faire Löhne und menschenwürdige Arbeitsbedingungen einzusetzen. Dabei tragen auch deutsche Hersteller Verantwortung, dass bei ihren Zulieferern weltweit die Menschenrechte eingehalten werden. Bei dem F.A.C.T. Straßenfestival gab es zudem einen InfoStand der Initiative Sport handelt FAIR, der Alternativen zu herkömmlichen Sporttextilien vorgestellt hat. Beim interaktiven Quiz rund um faire Beachbälle gab es Informationen um die faire Ballproduktion in Pakistan und fair gehandelte Schokolade als Preis für die Gewinner. Ein weiterer Höhepunkt war der Fachvortrag mit Diskussionsrunde zum Thema „Second-Hand-Mode: wie nachhaltig ist der Trend?“ von Hannah Schorch. Nach der Präsentation fand eine Kleidertauschbörse vor Ort statt. Second-HandMode ist eine gute Alternative zu den neuesten Kollektionen der große Modeketten, aber mittel- und langfristig ist ein Umdenken zu nachhaltig produzierter Kleidung und sogenannte Slow Fashion also langlebiger Mode- und Textilproduktion notwendig. Weitere Aktivitäten im Rahmen der ersten Fashion Revolution Week in Wittenberg, die federführend von der Eine-WeltRegionalpromotorin der Evangelischen Akademie SachsenAnhalt e. V. organisiert wurde, waren: Vortrag zu den „Auswirkungen von ‚Schneller Mode – Fast Fashion‘ auf Natur und Mensch im Globalen Süden“ im Nachbarschaftstreff Wittenberg West Susana Fernández de Friboese nahm uns – jedenfalls gedanklich – mit nach Peru, wo bis heute noch Bio-Baumwolle ohne den Einsatz von Pestiziden angebaut wird. Früher wurden daraus gleich vor Ort Textilien hergestellt. Heutzutage finden die weiteren Produktionsschritte zum Bio-T-Shirt über den ganzen Globus statt. Weiter ging es auf Gedankenreise nach Chile, wo wir anhand von Videomaterial ansehen konnten, wie die Atacama Wüste zur Fast Fashion Müllhalde unseres Planeten wird. Leider findet man dort auch Altkleider-Säcke aus Deutschland. Am Ende des Vortrags durften wir selbst kreativ werden und haben aus alten T-Shirt-Resten ein Stirnband, Gürtel und einen Schlüsselanhänger gefertigt. Mitmachworkshop „Stöfflein Färb Dich – Färben mit Pflanzenfarben“ auch im Nachbarschaftstreff Wittenberg West In diesem Workshop konnten wir in die Welt der Pflanzenfarben eintauchen. Mit Zwiebelschalen, Lac Dye (tierischer Farbstoff) und natürlichem Indigo haben wir natürliche Färbeprozesse ausprobiert und unsere eigenen Beutel und Stoffreste gefärbt. Nebenbei hat uns Mariella Gänsewig über die unfairen Produktionsbedingungen beim Baumwollanbau in Usbekistan und dem damit verbundenen Kampf gegen Kinderarbeit vor Ort berichtet. Lesung mit Frauke Messing aus dem Buch von Eymard Toledo „Onkel Flores – eine ziemlich wahre Geschichte aus Brasilien“ für Grundschulkinder in der Buchhandlung „Der Esel auf dem Dach“ In einer bilderreichen Reise wurden die Kinder mit nach Brasilien genommen, wo sie die Lebens- und Arbeitsbedingungen von Edinho und seinem Onkel Flores, einem Schneider, näher kennenlernten. Im Anschluss wurden mit Hilfe eines japanischen „Kamishibai“-Bilderschaukasten Fakten rund um das Thema „Wer hat mein T-Shirt gemacht“ und faire Textilproduktion vermittelt. Auch in den kommenden Jahren plant die Steuerungsgruppe Fair Trade Town Wittenberg weitere Aktivitäten rund um das Thema Fairer Handel. Sie sind herzlich eingeladen, Teil unserer Initiative aus Akteuren der Politik, Zivilgesellschaft und Wirtschaft zu werden. Text: Franziska Ilse-Shams Dass die Bemühungen rund um globale Gerechtigkeit und fairen Handel seitdem in der Lutherstadt kreativ und stimmungsvoll weitergehen, bestätigt der folgende Bericht:

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