Informationsbroschüre für das Amt Wusterwitz

Die Sage vom versunkenen Dorf im Wusterwitzer See Von O. Lindenberg anlässlich der 800 Jahrfeier in Wusterwitz erschienen. Götter und Geister, Kobolde und Elfen, Holde und Unholde spielten im Leben und Denken unserer Vorfahren eine große Rolle, trieben in ihrer Umwelt ihr Unwesen. Von der gestaltenden Kraft einer Eiszeit, die unsere Heimat geformt hat, wussten Mittsommernacht. Der Vollmond lässt das Wellengekräusel auf dem Wusterwitzer See silbern erglänzen. Geräuschlos gleitet der Kahn mit Fischer Daniel und Fischer Schulze dahin. Nur das Gekläff eines Kettenhundes von der Dorfstraße her stört die friedliche Stille. „Weeßte noch, Otto, vör 5 Jahren, do ...“, beginnt Fischer Schulze, da erklingen 12 harte Schläge der Turmuhr. „Stille!“, wehrt Fischer Daniel ab und lässt die Ruder gleiten. Er lauscht und schaut ins Wasser. „Du, siehste und hörsch‘te nüscht? – Uppen Grund seiht ne Kirche. Luter Hüser drüm rüm. Jetzt lüd‘n de Glocken, ick siehe un höre et ganz genau. – Aber ken Mensch ist to siehn“. sie nichts. Nach ihrer Meinung konnte unser See nur von einer strafenden Gottheit geschaffen worden sein, die dort die sündige Menschheit des Dorfes Wust mit dem ganzen Orte versinken ließ. Aus solchen alten Gedankengängen heraus ist die nachfolgende Sage gestaltet worden: „Du drömst woll“, meint Schulze, „wenn du dat öfters hest, dann müßt de wat dojän dun.“ Eine schwere Wolke blendet den Mond ab, dunkel und fahl liegen See und Dorf. „Un et stimmt also doch, wat uns unse olle Kanter vertellt hät, dät hie in‘n See noch dät olle Wust liet, dät vör lange Tied jie versopen is. Alle hundert Johr in ener hellen Mondnacht kann en Sundaskind, wenn et grode um Middernacht up‘n See is, dat Dörp sien und van‘n Kirchtorm de Klocken lüd‘n hören. – Un richtig, unse Nudder hät mie doch vertellt, dät ick en Sundaskind bin !“ Als die Wolke am Mond vorüber ist und alles wieder im bleichen Mondlicht erstrahlt, neigen sich beide tief über den Bootsrand. Verschwunden sind Häuser und Kirche, verklungen die dumpfen Töne der Glocken im See. Das Amt Wusterwitz im Portrait 12 © Martina Böttcher

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