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Nach der Gründung der DDR entwickelte sich anfänglich ein breit gefächertes Handwerk. Ab
Anfang der 50iger Jahre schlossen sich die ersten Handwerker zu Produktionsgenossenschaf-
ten zusammen. In den folgenden Jahren entschieden sich weitere Handwerker, oftmals nicht
freiwillig, für den genossenschaftlichen Weg. Es wurden große Anstrengungen unternommen,
die Versorgung der Bevölkerung mit Reparaturen und Dienstleistungen aufrecht zu erhalten.
Das Handwerk wurde voll in die sozialistische Planwirtschaft einbezogen, mit ganz verbindli-
chen Planauflagen belegt und zu bestimmten Leistungen verpflichtet. Die Auflagen und Leis-
tungen untergliederten sich in Reparatur- und Dienstleistungen sowie Neubauleistungen.
Das Innungswesen bestand in der ursprünglichen Form nicht mehr. An deren Stelle traten
die Berufsgruppen die meist über die Einkaufs- und Liefergenossenschaften des Handwerks
(ELG) organisiert und auch kontrolliert waren. Vor allem in den letzten Jahren der DDR war
es jedoch die Verwaltung und Verteilung des Mangels, aber auch die versuchte Hilfe, dass
die Mitgliedbetriebe trotz Materialmangel und anderen Schwierigkeiten überleben konnten.
Mit der politischen Wende 1989 veränderten sich auch die Handwerksstrukturen. So wurde
das Innungswesen wieder belebt. Nach § 86 der Handwerksordnung bilden die Handwerk-
sinnungen die in einem Stadt- oder Landkreis ihren Sitz haben, die Kreishandwerkerschaft.
Den Kreishandwerkerschaften ist ein umfassendes Mandat zur Vertretung von Arbeitge-
berinteressen erteilt worden, das in seiner Umfänglichkeit bei keiner anderen gesetzlich
geregelten Handwerksorganisation zu finden ist. Es war ein tolles Erlebnis, nach den Jahren
des Niederhaltens des privaten Handwerks wieder selbst über die eigene Organisation mi-
tentscheiden zu können.
Alte Handwerke:
Einige Handwerksberufe können auf eine uralte Tradition zurückblicken: Schmiede gibt es
beispielsweise, seitdem der Mensch gelernt hat, Metalle zu schmelzen und zu bearbeiten.
Auch die Holz bearbeitenden Berufe wie Schreiner/ Tischler oder Böttcher zählen zu den
ganz alten Handwerken. Dabei besteht jedes Spezial-Handwerk fort, solange es gefragt ist.
Die Pflege alter Handwerke entsprechen auch einem Trend: Immer mehr Menschen haben
ein tiefes Bedürfnis nach Natürlichkeit und Einfachheit. Es geht aber auch um Nachhaltig-
keit und Dauerhaftigkeit –weg von industriell, hin zu manuell gefertigter Ware.
Handwerk heute:
Das Handwerk ist der vielseitigste Wirtschaftsbereich Deutschlands mit großer Innovations-
kraft und bildet mit fast einer Million kleinen und mittleren Betrieben das Herz der deutschen
Wirtschaft. Mit Flexibilität und Kreativität erfüllt das Handwerk individuelle Kundenwünsche.
In den Betrieben arbeiten ca. 5 Millionen Menschen. In kaum einem Berufsstand liegen Tra-
dition und technischer Fortschritt so nahe beieinander wie im Handwerk.
Das Handwerk, gestern und heute