Seite 17 - Vorlage

Basic HTML-Version

13
Bremen im Spiegel der Zeit
0
1000
1100
1200
1300
1400
1500
1600
1700
1800
1900
2000
2100
sierte Bootsbauer machen sächsische
Trupps weit über die hiesigen Küsten
hinaus von sich reden. Zwischen Ems
und Elbe zu Hause, überfallen sie mit
ihren wendigen Langschiffen, die mit
mehreren Dutzend Ruderern besetzt
sind, im 3. Jahrhundert n. Chr. zunächst
die gallische Küste, nur zwei Jahrhun-
derte später auch Britannien.
Auf der Weser-Düne im Gebiet südlich
des späteren Doms siedeln Chauken
und Sachsen bereits in der vorrömi­
schen Eisenzeit. Archäologische
Funde zeigen, dass sie auch in der
­römischen Kaiserzeit noch in Kontakt
mit römischen Händlern stehen. Unter
dem Bremer Dom kommen in den
70er-Jahren einige Keramikscherben
zutage, die Menschen in der Zeit der
Völkerwanderung zurücklassen. Wann
genau sich die ersten Siedler auf der
markanten Weser-Düne an der Balge
dauerhaft niederlassen, bleibt jedoch
unter dem Schleier der Jahrtausende
verborgen. So ist es der Sage überlas-
sen, den Gründungsmythos für Bremen
zu liefern. Friedrich Wagenfeld hat sie
1844 erstmals aufgeschrieben. In den
Wirren des frühen Mittelalters ­flüchten
ihr zufolge einige freiheitsliebende
Fischersleute mit ihren Booten vor
angriffslustigen Besatzern. Doch ein
Sturm auf der breiten Weser droht sie
zu ertränken. Just im letzten Augen-
blick vor der Dämmerung bricht ein
Sonnenstrahl durch die Wolken und
bescheint die Düne am Ufer, auf der
dort liegen.“ Den Chauken sei es auf
ihren Wurten nicht vergönnt, Vieh zu
halten – ein Fehler, wie Ausgrabungen
zeigen – wie ihren Nachbarn, ja nicht
einmal mit wilden Tieren zu kämpfen,
da jedes Buschwerk fehle.
Bei Chronist Tacitus stehen die Chau-
ken 20 Jahre später in besserem Ruf.
Er hält sie für das „vornehmste Volk
unter den Germanen, das seine Größe
lieber durch Gerechtigkeit erhalten
will.“ Ohne Habgier, ruhig und abge-
schieden forderten sie nicht zum Krieg
heraus, schadeten nicht durch Raub-
und Plünderungszüge. Das ändert sich,
als die Chauken gegen 150 n. Chr. mit
eindringenden Reudingern aus dem
Norden im Stamm der Sachsen aufge-
hen. Als gefürchtete Seefahrer und ver-
Aufstand der den Chauken westlich
benachbarten Friesen beendet Roms
Herrschaft schon 28 n. Chr. So kommen
sie 13 Jahre später nur noch einmal in
den Nordwesten zurück, um sich den
letzten Legionsadler von den Chauken
zurückzuholen.
Gute Verlierer sind die Römer nicht.
77 n. Chr. lästert der römische Gelehr­
te Plinius der Ältere in seiner „Natur­
geschichte“: „Dort bewohnt ein
beklagenswertes Volk hohe Erdhügel,
die mit den Händen nach dem Maß
der höchsten Flut errichtet sind. In
i­hren Hütten gleichen sie Seefahrern,
wenn das Wasser das sie umgebende
Land bedeckt, und Schiffbrüchigen,
wenn es zurückgewichen ist und ihre
Hütten gleich gestrandeten Schiffen
Der Spangenhelm, 1924 aus dem
Schlamm des alten Balgehafens geborgen,
belegt die Anwesenheit von Menschen in
der Völkerwanderungszeit.
Foto: Focke-Museum
Ab dem 1. Jahrhundert siedeln die Chauken auf der Weser-Düne in Grambke, wie ein Anschnitt zu
Ausgrabungszwecken zeigte. Foto: Landesarchäologie Bremen
soeben eine Henne ihren Küken ein
sicheres vorbildliches Nest bereitet. Ein
Zeichen, dass die Ur-Bremer sich nicht
zweimal geben lassen. Und wer genau
hinschaut, der kann die berühmte
Bremer Gluckhenne seit 1612 oberhalb
eines Arkadenbogens am Bremer Rat-
haus entdecken.
100