Seite 16 - Vorlage

Basic HTML-Version

12
0
1000
1100
1200
1300
1400
1500
1600
1700
1800
1900
2000
2100
A
ls am Ende der letzten Weichseleis-
zeit vor rund 11 500 Jahren die mächti-
gen Gletscher Skandinaviens allmählich
tauen und riesige Mengen Meerwas-
ser in das gewaltige Becken zwischen
England und der Deutschen Bucht
fluten, sind die Menschen längst da.
Genügsam ziehen sie als Rentierjäger
und Sammler durch das Norddeutsche
Tiefland. Ihr Lebensraum ist eine strup-
pige, zugige Tundra, die nördlich der
Doggerbank bis hinüber nach Großbri-
tannien reicht. Vor dem Wasser müssen
die Nordlichter nun aber in Windeseile
bis zu 600 Kilometer gen Süden zu-
rückweichen.
Dafür haben sie das Marschland lange
für sich – erst um 2500 v. Chr. wandern
im Gebiet der heutigen Unterweser
jungsteinzeitliche Ackerbauern und
Viehzüchter ein und verewigen sich mit
monumentalen Gräbern etwa in Oster­
holz-Scharmbeck oder bei Uthlede.
Auf den von Flüssen natürlich aufge-
schwemmten Uferwällen siedelnd, ma-
chen sie in ihren Einbäumen bald die
zahllosen Ströme und Priele unsicher.
Als erster uns bekannter Chronist
kommt der griechische Händler und
Geograf Pytheas von Massilia um das
Jahr 325 v. Chr. in die spätere Deutsche
Bucht. Sein Bericht ist nur in Fragmen-
ten erhalten, doch schwärmt er als Ers-
ter von einer Insel, die Helgoland sein
könnte – „Avalon“ (lat. Abalus) – und
dem dortigen Bernstein. Die ­Anwohner
der Nordsee haben eben schon zu
seiner Zeit einiges zu bieten. Und wäh-
rend Jahrhunderte später im fernen
­Judäa Jesus von Nazareth geboren
wird, wagen sich immer mehr Siedler
aus dem Germanenstamm der Chau-
ken in die fruchtbare Marsch. Ab dem
1. Jahrhundert siedeln sie beispiels-
weise in Grambke, Hemelingen und
Mahndorf in kleinen Grubenhäusern
und größeren dreischiffigen Häusern
aus Schilf und Reet gemeinsam mit
ihrem Vieh. Allzu schlecht scheint es ih-
nen nicht zu gehen. Ihren Toten geben
sie jedenfalls wertvollen, ertauschten
Schmuck und Prunkgefäße aus fremder
Herren Ländern mit ins Grab.
Um die Zeitenwende kommen auch
die Römer unter den Feldherren Drusus
und dann Tiberius in den Norden und
zwingen die Küstenvölker unter ihre
Knute, berichtet Velleius Paterculus.
Bei Jemgum an der Ems bauen sie
womöglich einen Stützpunkt und für
einige Jahre herrschen sie informell
wohl bis an die Elbe. Für Städtegrün-
dungen fehlt ihnen aber die Zeit. Der
100
Chauken und Sachsen
Die ersten Bremer
Im zweiten Arkadenbogen von links des Rathauses wollen viele die Bremer Gluckhenne erkennen.
Foto: Martin Wein
Auch mit römischen Waffen handeln die ersten Bremer. Diese römische Schwertscheide wurde 1930
beim Abbaggern des Weserufers gefunden. Foto: Focke-Museum
Römisches Geld
steht bei den
Chauken und
Sachsen hoch im
Kurs. Diesen De-
nar haben sie in
Schwachhausen
verloren. Fotos:
Focke-Museum
100