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Seit den 1930er Jahren gab es in Landau ein Kino. Seit den
1950er Jahren ist es in den Händen der Familie Schoenenwald.
Eduards Vater Ferdinand baute das Kino 1957 um, ein altes
Foto zeigt ihn an der Kasse sitzen – daneben das Plakat für den
Premierenfilm: „Die Brücke am Kwai“.
Viele Erinnerungen an seine Kindheit sind für Eduard Schoenen-
wald damit verbunden: Wie der Vater mit demMoped zum
Landauer Bahnhof fuhr, um die Filmrollen abzuholen. Wie die
Streifen der fünf Transportrollen für die große Vorführtrommel
zusammengeklebt werden mussten – natürlich in der richtigen
Reihenfolge. Und an die Filmrisse, die es vor allem bei den oft
abgespielten Klassikern gab, wie „Spiel mir das Lied vomTod“.
1998 führt Eduard Schoenenwald den letzten Film vor: „Titanic“.
Danach wird das Kino am Landauer Marienplatz verpachtet,
doch die Zeit der großen Leinwand schien zu Ende zu gehen,
bald machten die Landauer Lichtspiele dicht. Nun hat es der
47-Jährige wieder selbst in die Hand genommen und das Kino
von Grund auf renoviert: Anstatt klickender und surrender
Filmprojektoren gibt es nun Computer und Beamer, damit auch
Blockbuster in 3D gezeigt werden können. 150 Plätze hat das
neue Kino, auf zwar neuem, aber herrlich altmodisch-beque-
men Stühlen – inklusive Zweisitzer für Verliebte. Nur die Lam-
pen aus den 1950er Jahren erinnern noch an die früheren Tage.
Eduard Schoenenwald will mit seiner Investition aber mehr
erreichen als nur ein kultiges Kino zu betreiben – ein Ort für
die Kleinkunst soll sein „KultKino“ werden. Neben den Filmen
alle zwei Wochen Theater oder Musik – das wäre seine Vorstel-
lung. Und diesen Anspruch hat er auch gleich mit der Premiere
deutlich gemacht: Anstatt des neuen James Bond flimmerte
überhaupt kein Film über die Leinwand. Stattdessen standen
Puppenspieler auf der Bühne und erzählten die Geschichte von
„Urmel aus dem Eis“. Der Auftritt der berühmten Augsburger
Puppenkiste vor ausverkauftemHaus ist auch so eine nostalgische
Kindheitserinnerung vieler Menschen – und seit der Verfilmung
vor einigen Jahren mit dem viel zu früh verstorbenen Dirk Bach als
„Urmel“ auch Kult. Wie es sich für ein „KultKino“ gehört.
Kino – eine alte Liebe
wird wieder jung
Große Gefühle. Große Geschichten. Große Leinwand.
Große Tüte Popcorn. Vor allem Kinder sind vom Kino fas-
ziniert. Eduard Schoenenwald macht diese Vergangen-
heit wieder lebendig: Der 47-jährige Landauer haucht
dem kleinen Kino seines Vaters wieder Leben ein. Und
das in Zeiten von DVD, Cineplex und Video-on-Demand.
Die Bilder zeigen Eduard Schoenenwald als Platzanweiser bei der Premiere seines runderneuerten Kinos und die Augsburger Puppenkiste,
die das KultKino mit dem „Urmel aus dem Eis“ eröffnet hat.
Eduard
Schoenen-
wald an
einem alten
Filmprojektor
aus dem Kino
seines Vaters