Seite 16 - Regensburg - Im Spiegel der Zeit

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Portal des Herrenhauses, Foto: StA Eu
Spätgotische Sitznische, Foto: StA Eu
Stelle des Südturms entdeckt hatten.
Die eingebauten Kamine, spätgotische
Sitznischen in den Fenstern, die baro-
cke Treppe und Zimmertüren blieben
erhalten. Die Burg erhielt neue Kasten-
fenster aus Eichenholz, nach dem
Muster zweier erhaltener Fenster aus
barocker Zeit. Die beiden originalen
Eingangstüren konnten am ursprüng-
lichen Platz wieder eingebaut werden.
Die schwere Holztür führt in den ehe-
maligen spätmittelalterlichen Herd-
raum, der von den heutigen Pächtern
bedeutungsvoll „Rittersaal“ genannt
wird. In diesem Raum ist ein Erker mit
Sterngewölbe besonders eindrucksvoll.
Nach Fertigstellung der Restaurierung
sollte die Burg Veynau als Wohn- und
Bürogebäude gewerblich in seiner
gesamten Anlage genutzt werden,
daher blieben die historischen Raum-
folgen im Innern des Herrenhauses
unverändert. Nach zwei fatalen Miet-
verhältnissen zog im Jahr 2004 die Me-
dienwerkstatt Clausen + Reitsma in die
Räume der Veynau. Die rund 40 Mitar-
beiter/innen der Firma sind stolz darauf,
im historischem Ambiente mit moder-
nen, neuesten multimedialen Metho-
den zu arbeiten.
strategischer Bedeutung entkleidet,
zum Landgut herab. Von 1843 bis zum
Jahr 1973 war sie im Besitz der Herzöge
von Arenberg. Danach wurde die Burg-
anlage landwirtschaftlich genutzt.
Nach dem Rettungsaufruf der Denk-
malpfleger im Jahr 1981 folgten erst
einmal schwierige Jahre. Die Stadt Eus-
kirchen tat sich bei der Unterschutz-
stellung der Burg zunächst schwer,
angesichts des desolaten Zustandes
der Anlage. Im Jahr 1985 konnte die
Burg Veynau jedoch unter Denkmal-
schutz gestellt werden und drei Jahre
später, im Jahr 1988, fand sich mit Prof.
Freiherrr von Elmendorff ein Käufer, der
schon lange Interesse an der Burg ge-
habt hatte. Im Frühjahr 1992 war dann
ein Sanierungskonzept fertig und mit
der schonenden Restaurierung konnte
begonnen werden. Finanziert wurde
die Restaurierungsmaßnahme aus
dem Denkmalförderungsprogramm
des Landes NRW, unter Mitwirkung der
Stadt Euskirchen und Eigenmitteln des
Besitzers.
Denkmalpfleger und Handwerker
stießen auf viele Probleme bei der In-
standsetzung, deren Meisterung letzt-
lich dem Erhalt der Burg im originären
Zustand zu Gute kam. Schieferdächer
wurden erneuert, die verwitterten Au-
ßenwände des Haupthauses mit einem
schützenden Schlemmputz versehen,
dessen spätmittelalterliches Vorbild die
Denkmalpfleger an einer geschützten
1340 Die Burg Veynau
der die Veynau im Jahr 1447 kaufte –
die Burgen Bollheim und Zievel ge-
hörten ihm bereits – und damit zum
mächtigsten Herrscher im Euskirche-
ner Land wurde. Die nachfolgenden
Besitzer, Dietrich I von Bourscheidt und
seine Gemahlin Adelheid Cruwel von
Gimborn gaben der Burganlage im
15. Jahrhundert ihre jetzige Gestalt, in-
dem sie die Größe der Hauptburg ver-
doppelten und die Vorburg ganz neu
schufen. Das Wappen Bourscheidt/
Gimborn über dem Tor der äußeren
Vorburg bezeugt bis heute ihre Bau-
herrenschaft. Im 16. Jahrhundert wurde
der Fassade des Herrenhauses ein aus
einem Ackteck konstruiertes Treppen-
türmchen vorgesetzt, an dem zahlrei-
che Steinmetzzeichen erhalten sind.
Im Inneren des Herrenhauses ist die
Einteilung vielfach verändert worden.
Bewahrt sind die mittelalterlichen
Tonnengewölbe in den Kellern, in
der südlichen Hälfte eine wohl noch
mittelalterliche Küche und eine in der
Mauerstärke der Südecke liegende
Wendeltreppe, die zu den Turmge-
schossen führt.
Im Dreißigjährigen Krieg blieb die Burg
Veynau weitgehend verschont, dann
aber wurde sie im spanischen Erbfolge-
krieg 1708 durch den französischen
General Lacroix niedergebrannt, konn-
te jedoch wieder aufgebaut werden.
Im 19. Jahrhundert sank der landtags-
fähige Rittersitz, seiner einstigen ge-
sellschaftlichen Repräsentanz und
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