Seite 11 - Vorlage

Basic HTML-Version

10
0
1000
1100
1200
1300
1400
1500
1600
1700
1800
1900
2000
2100
Die älteste StadtgründungWestfalens
durch Bernhard II. zur Lippe
1185 Eine mittelalterliche Stadt entsteht
Wasser bedeutete schon im
Mittelalter Leben und so ist
es kaum verwunderlich, dass
sich die älteste Stadtgründung
Westfalens am Überweg über die
Lippe findet. Noch heute prägt
der Fluss mit seinen Nebenar-
men das Stadtbild maßgeblich,
sodass der Volksmund auch vom
Venedig Westfalens spricht.
N
ordöstlich einer bestehenden Kauf-
mannssiedlung, die damals bereits
im Bereich der heutigen Nicolaikirche
vorhanden war, gründete der Edelherr
Bernhard II. zur Lippe 1184, 1185 oder
1187 eine neue Stadt, die zunächst
wie der gleichnamige Fluss Lippe
genannt wurde.
1
Bernhard II. ließ sein
Vorhaben nach dem Vorbild der Städ-
te Braunschweig und Heidelberg, die
er während des Sächsischen Krieges
kennenlernte, planen. So wurde die
Stadt als erste Planstadt Westfalens
gegründet und in seinem Herrschafts-
bereich erbaut. Zum Bau der Stadt
holte Bernhard II. sich die Erlaubnis
von Kaiser Friedrich I. (Barbarossa) ein.
Bei der Gründung standen sicher-
heitspolitische Ziele hinsichtlich eines
Schutzes der Kaufleute im Vorder-
grund, denn die bestehende Siedlung
wurde während des Sächsischen
Krieges (1177–1181) von den Truppen
des Kölner Erzbischofs Philipp I. von
Heinsberg zerstört. Die Kaufleute
an der Lippefurt sollten durch eine
gegründete und gefestigte Stadt
besseren Schutz erfahren. Wie strate-
gisch günstig die neue Stadt lag, kann
daraus geschlossen werden, dass die
neue Stadt rasch um das Dreifache ih-
rer ursprünglichen Größe wuchs und
sich als wirtschaftliches Zentrum eta-
blierte, was auch den Zuzug des regio-
nalen Adels in die neue Stadt erklärt.
Am Kreuzungspunkt zwischen Fern-
handelswegen lag die Stadt verkehrs-
technisch sehr günstig: im Süden
eine Verbindung in Richtung Erwit-
te, Meschede, Siegen, Mainz oder
Richtung Büren, Brilon, Marburg und
Frankfurt am Main; im Westen in Rich-
tung Soest und dann weiter Richtung
Arnsberg, Hamm oder entlang des
Hellwegs Richtung Dortmund und
Köln bis Aachen; im Osten in Richtung
Paderborn und Magdeburg sowie im
Norden in Richtung Beckum, Münster,
Niederlande oder Osnabrück, Bremen
und in Richtung Wiedenbrück,
Minden, Lüneburg und Lübeck.
2
Zu einer mittelalterlichen Stadt
gehörten neben dem Marktplatz
noch die Marktkirche, das Rathaus
sowie häufig ein Kloster. Auch im
neu gegründeten Lippstadt wurde
in der damaligen Stadtmitte direkt
neben dem Markt die Große Marien-
kirche gebaut. Die Verwaltung der
Stadt war ebenso neben dem Markt
1185