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Lippstadt im Spiegel der Zeit
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1880er-Jahren jedoch aufgegeben.
Die beiden Mühlen wechselten in der
Folgezeit mehrfach ihre Besitzer. Der
letzte Besitzer Bernhard Schlotmann
(Schlotmann΄sche Mühle) baute den
Mühlenbetrieb, der weiterhin nur
auf die Wasserkraft setzte, im Jahr
1946 zunächst noch weiter aus, gab
den Mühlenbetrieb jedoch 1972
schließlich auf. Die Stadt erwarb
den Besitz, ließ 1976 die Gebäu-
de abbrechen und gestaltete den
Bereich an der Mühlenstraße neu.
Die Lippische Mühle
Vor dem Lippertor lag gegenüber der
Stadtmühle am nördlichen Lippearm
außerhalb der ursprünglichen Stadt
die sogenannte Lippische Mühle,
die auch Herrschaftliche Mühle,
Düstere Mühle oder Lipperoder
Mühle genannt wurde. Erste Quel-
len zu dieser Mühle finden sich erst
im 15. Jahrhundert, als Simon IV.
1422 den Wessel von Landsberg
mit der durch eine Fehde zerstör-
ten Mühle belehnte. Daher kann
davon ausgegangen werden, dass
die Mühle schon vorher bestand.
Nach dem Wiederaufbau der Mühle
sollte diese für die Burg Lipperode
in Betrieb genommen werden.
Nachdem 1424 Johann in der Mollen
und seine Mutter Hylle die Mühle
verlehnt bekommen hatten, gelangte
1441 Johann Duster(e) in den Besitz,
weshalb die Mühle auch Dustere/
penmühle. Im Jahr 1845 löste die
Stadt die preußische Hälfte und 1852
die lippische Hälfte der Kornrente für
die Stadt- und die Burgmühle durch
Geldzahlung ab und beschloss 1858
die Stadtmühle zu verkaufen. Der
Kornhändler Diedrich Modersohn er-
warb die Mühle und erhielt damit ver-
bundene harte Auflagen. So musste
die 1849 angebrachte Freischleuse am
Überfallwehr der Stadtmühle erhalten
bleiben, wodurch viel Wasserkraft ver-
loren ging. Ebenso behielt die Stadt
freie Handhabe bei der Stadtschleu-
se, dem 1712 errichteten Steinwehr
nördlich der Wilhelmschule, bei den
anderen Schleusen in den beiden
Umfluten sowie bei dem Schifffahrts-
kanal und hinsichtlich der Lippeweihe,
die zum Durchspülen der Kanäle der
Innenstadt genutzt wurde. Das Müh-
lengebäude wurde 1862 durch einen
Massivbau ersetzt und der Mahlbe-
trieb grundlegend modernisiert.
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Bereits 1870 ersetzte man das Was-
serrad und baute das Mahlwerk zu
einem automatischen Werk um. Die
ursprüngliche Kundenmühle wurde
dann ebenfalls zu einer Handelsmüh-
le. Nachdem Diedrich Modersohn
1871 auch die gegenüber liegende
Lippische Mühle erworben hatte,
verkaufte er beide Mühlen 1873
an ein Konsortium, das die offene
Handelsgesellschaft Westfalia-
Mühlenwerke Schüler & Co gründete.
Die Graupenmüllerei wurde in den
Düstere Mühle genannt wurde. Sie
bestand ursprünglich aus einer Öl-,
Schleif-, Walk- und Stampfmühle. Im
18. Jahrhundert werden drei verschie-
dene Mühlenbereiche genannt, die
in verschiedenen Gebäuden unter-
gebracht waren: eine an die Lohger-
berzunft verpachtete Lohmühle, eine
Hanfbokemühle, die später zu einer
Loh- und Walkmühle umgewandelt
wurde, und eine weitere Mühle mit
einer Schneidemühle, einer Öl-, einer
Graupen- und Grützmühle sowie zwei
Bokemühlen. Die Loh- und Walkmüh-
le wurde 1841 stillgelegt, während
die 1794 abgebrannte übrige Mühle
1812 in eine Getreidemühle umge-
rüstet wurde. Nach einem Umbau
gingen die landesherrlichen Mühlen
1869 zunächst in den Besitz der
Familie Mensendiek und 1871 dann
in Besitz der Familie Modersohn über,
wodurch auch die Lippische Mühle
zu einer Handelsmühle wurde.
Die Stadtmühle und die Lippische
Mühle wurden 1873 zu den West-
falia Mühlenwerken Schüler & Co
zusammengefasst. Bis 1891 wurden
die Mahlsteine durch Walzenstühle
ersetzt, was die Effektivität der Müh-
len steigerte. Ebenso ersetzte eine
moderne Turbine zwei alte Wasser-
räder. Nach dem Tod des Besitzers
Emil Schüler gelangte im Jahr 1911
Familie Timmermann in den Besitz
der Mühlen. Weil nicht mehr alle
Gebäude des großen Areals genutzt
wurden, waren darin seit Beginn des
20. Jahrhunderts Gewerbebetriebe
untergebracht wie die Firma Tirzlaff
und Timmermann, die landwirtschaft-
liche Maschinen reparierten und
damit handelten, eine Flaschen- und
Flaschenverschlussfabrik (1913), die
Zigarettenfabrik Rudolf Stöcker oder
eine Autoreparaturwerkstatt (1926).
Im Mai 1945 brannten Teile des
Mühlenbetriebes durch die Kriegs-
wirren ab. Anschließend wurden die
neu errichteten Gebäude ab 1948
von der Wäschefabrik Balzer und ab
1950 auch von der Firma Mitzkat als
Vulkanisierungswerk genutzt. Noch
bis 1991 hatten verschiedene Firmen
die Gebäudeteile angepachtet, bis die
Warsteiner Brauerei den Gebäude-
komplex erwarb, die Gebäude abrei-
ßen und ein repräsentatives Tagungs-
hotel errichten ließ. An die Mühlen
erinnern heute nur noch die beiden
Mühlengerinne mit den Stauanlagen.
Außerdem gab es außerhalb der Stadt
auf Lippstädter Gebiet noch weitere
Mühlen, die bezüglich ihrer Entste-
hung ebenfalls auf den lippischen
Landesherrn zurückzuführen sind. So
werden 1240 die Mühle zu Borling-
hausen (Bömker-Mühle) und Cley an
der Weihe urkundlich erwähnt. Wäh-
rend die Mühle zum Cley 1338 an den
Katharinenaltar in der Klosterkirche
fiel, wurde die Borlinghauser Mühle
während des Siebenjährigen Krieges
zerstört und nicht wieder aufgebaut.
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