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folgekriegs (1741–1748) sowie des Sieben-
jährigen Kriegs (1758–1763) wurde das Land
und die Region immer wieder zum Spielball
der Mächte.
Als das französische Volk auf die Barrika-
den ging und Freiheit, Gleichheit und Brü-
derlichkeit einforderte, ahnten zunächst die
wenigsten Menschen im Rheinland, dass sie
demnächst wieder im Fokus dramatischer
Ereignisse stehen würden. Wie sehr hätten
sie sich eine Epoche eines lang andauernden
Friedens gewünscht. Als die französische Re-
volutionsarmee im Oktober 1794 das Rhein-
land besetzte, brach die alte politische und
soziale Ordnung zusammen. Von 1794 bis
1814 wurde das Leben in Neuss durch die
Herrschaft der Franzosen geprägt.
jeher bleibt in der Überlieferung vor allem
die Erinnerung an das Unglück lebendig, an
den Schrecken, die Armut, den Kampf und
den Schaden. Das ist in der Geschichte so
ähnlich wie in der Zeitung. Das Normale
macht keine Schlagzeilen.“
Und so ist zu berichten, dass auch der Drei-
ßigjährige Krieg (1618–1648) und der Aus-
bruch der Pest (1634) in Neuss ihre Opfer
forderten. In diese Zeit fällt auch der Nieder-
gang der Quirinus-Wallfahrten. Und wenn
wir heute froh sind, in einem friedlichen und
vereinten Europa zu leben, dann hat dies
auch damit zu tun, dass der Kontinent über
Jahrhunderte hinweg ein Schauplatz bluti-
ger Kriege war. Im Gefolge des spanischen
(1701–1715) und des österreichischen Erb-
zahlreiche Tote und massive Plünderungen
setzten der anschließend unter truchsessi-
schen Besatzung stehenden Stadt erneut zu.
In der langen Geschichte der Stadt sollte dies
allerdings nicht die letzte Kriegshandlung
sein. Zurückblickend scheint es tatsächlich
das Los der Stadt gewesen zu sein, sehr
oft in kriegerische Auseinandersetzungen
hineingezogen worden zu werden.
Insoweit widerfuhren Neuss in seiner über
2000-jährigen Geschichte immer wieder
Schicksalsschläge, die sich auch in anderen
europäischen Städten ereigneten und sich
unauslöschlich in das kollektive Gedächt-
nis der Menschen eingebrannt haben. Die
Historikerin Barbara Tuchmann („Der ferne
Spiegel“) fand dafür folgende Erklärung: „Von
verdienstvolle, langjährige und mit hohem
persönlichen Einsatz ausgeübte Tätigkeit
um Stadt und Landschaft Neuss verdient
gemacht haben“.
Das Zeitalter der Reformation und der Reli-
gionskriege ging auch an Neuss nicht vorbei
und so musste sich die Stadt erneut gegen
Feinde zur Wehr setzen. Nachdem die Stadt
bereits 1585 geplündert worden war, befahl
der italienische Feldherr Alexander Farne-
se von Parma im Juli 1586 den Angriff auf
Neuss. Die durch zahlreiche Geschütze ein-
geschüchterten und sturmreif geschossenen
Bürger hielten dem Kanonenfeuer nicht lange
stand und kamen zu der Überzeugung, dass
jeder weitere Widerstand sinnlos wäre. Ein
Brand in der Nähe des damaligen Rheintores,
Parade auf dem Markt um 1840
Markt vor 1905
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