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Das Handwerk:
Passgenau bis auf den Nanometer
Präzision ist ihre Mission: Das deutsche Handwerk ist weltberühmt für seine Genauigkeit und
Qualität.Während Handwerker beim Hausbau mit Zollstock und Rotationslaser dafür sorgen,
dass alles im Lot und auf den Millimeter genau ist, arbeiten sie mit modernen Maschinen
sogar auf den Tausendstel Millimeter genau. Für manche Handwerker ist selbst das viel zu
ungenau – ihr Maßstab ist der Nanometer.
Mit Bleistiftmarkierungen, Wasserwaagen, Rotationslasern und anderen modernen Vermes­
sungsinstrumenten sorgen Handwerker beispielsweise beim Hausbau dafür, dass die Ab­
messungen auf den Millimeter genau stimmen. Nur so erfüllt ein Bau die strengen Vorgaben
von Architekten, Ingenieuren und Bauherren. Durch diese Präzision können Handwerker
gewährleisten, dass Gebäude über Jahrzehnte stabil bleiben und möglichst wenig Energie
verbrauchen.
Für den Uhrmacher ist dagegen ein Millimeter viel zu unpräzise. Damit die Rädchen des
Uhrwerks einander über Jahre und Jahrzehnte reibungslos in Bewegung bleiben, arbeitet er
mindestens auf den Zehntel Millimeter genau.
Mit weitaus größeren Objekten hat es der Zerspanungsmechaniker zu tun: Er stellt Bauteile
für Maschinen her – doch selbst wenn diese tonnenschwer sind, muss hier alles auf den
Hundertstel Millimeter genau passen. Schließlich vertrauen die Automobilindustrie, die Me­
dizintechnikfirmen und sogar die Luft- und Raumfahrt auf die handwerkliche Präzision der
Zerspanungsmechaniker.
Abmessungen vom Hundertstel Millimeter sind dem Feinwerkmechaniker dagegen immer
noch viel zu grob. Seine Bohrungen, Aussparungen oder Vertiefungen erledigt er auf den
Tausendstel Millimeter genau – den so genannten Mikrometer.
Wenn der Oberflächenbeschichter Leiterplatten, Schmuck oder Kunststoffe mit einer speziel­
len Oberfläche versieht, dann hat er etwas im Blick, das nur unter dem Elektrodenmikroskop
sichtbar ist: Materialteile, deren Größe sich im Nanometerbereich bewegen. Ein Nanometer
ist ein Millionstel Millimeter – und somit rund 70.000 Mal schmaler als ein menschliches
Haar.
Vom Augenoptiker bis hin zum Uhrmacher – für jeden der rund 150 Handwerksberufe gilt,
dass „Pi mal Daumen“ auf keinen Fall ausreicht. Wie genau es sein muss – ob auf den
Millimeter oder sogar Nanometer – das hängt von dem jeweiligen Einsatzgebiet des Hand­
werkers ab.