Tuttlingen stellt sich vor Infobroschüre

14 Ein Blick in die Stadtgeschichte Ein Blick in die Stadtgeschichte Oberen Donau Macht und Einfluss be­ saß, auf dem gleichnamigen Berg west­ lich von Geisingen. Unter den Warten­ bergern erhielt Tuttlingen vor 1338 auch das Stadtrecht. Urkundlich belegt ist, dass Eberhard der Greiner 1376 Tuttlingen erwirbt und die Stadt fortan württembergisch wird. Um 1470 ist die Erbauung der Festung Hon­ berg datiert. 1535 wurde Tuttlingen durch Ambrosius Blarer reformiert. Kriegswirren beeinflussten immer wieder die Entwicklung der Stadt, so auch in den Jahren 1618-48, als Tuttlingen die Schrecken des Dreißigjährigen Krieges erlebte. Einer der traurigen Höhepunkte war 1643 die Schlacht bei Tuttlingen. Zwei Jahre später, 1645, zerstörte der Kommandant des Hohentwiel, Konrad Widerholt, zum Schutz der Stadt die Festung auf dem Honberg. 1696 ent­ stand im Ludwigstal das Herzogliche Eisenschmelzwerk (heute Schwäbische Hüttenwerke). Das bis heute wohl markanteste Datum der Stadtgeschichte ist der 1. November 1803: Tuttlingen brannte an diesem Tag innerhalb der Stadtmauern völlig ab – die verheerende Folge eines Funkenflu­ ges. Diese Katastrophe prägt die Tuttlin­ ger Mentalität bis heute. Ab 1804 begann der Wiederaufbau der Stadt nach den Plänen von Landbaumeister Carl Leonard von Uber, der Grundrisse antiker Städte zum Vorbild nahm. War Tuttlingen noch bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts eine bäuerlich gepräg­ te Kleinstadt, nutzte Uber die Chance des Neuanfangs: Quadratisch angelegte Häuserquartie­ re, Gebäude mit der typischen geschlos­ senen Dachform des „Tuttlinger Huts“ und rechtwinklig angelegte, breite Stra­ ßen um den quadratischen Marktplatz machten Tuttlingen zu einer der moderns­ ten württembergischen Städte jener Zeit und prägen bis heute das Gesicht der Innenstadt. 1815/17 wurde die evangelische Stadtkirche als Nachfolgebau der ab­ gebrannten Peter- und Pauls-Kirche an neuer Stelle errichtet, erst 1866/72 kam dann die erste katholische Kirche, St. Gallus hinzu (noch 1890 waren al­ lerdings 84,7 % der Tuttlinger Bevölke­ rung evangelisch). Die evangelische Stadtkirche wurde 1903 anlässlich des 100-jährigen Stadtbrandgedenkens im Jugendstil umgestaltet und ist heute ein herausragendes Schmuckstück im Stadt­ bild. Als er 1867 mit der Fabrikation chirur­ gischer Instrumente begann, ahnte Gott­ fried Jetter sicher nicht, dass er damit den Grundstein zum Aufstieg seiner Heimatstadt zum „Weltzentrum der Me­ dizintechnik“ legen würde. 1869 rollte der erste Zug in den Tuttlinger Bahnhof ein: Der Anschluss an das württember­ Tuttlingen ist gar nicht so „geschichts­ arm“, wie es das moderne Stadtbild heute vielleicht vermuten lässt. Allerdings haben kriegerische Verwüstungen und Brände – allen voran der verheerende Stadtbrand von 1803 – hier im Laufe der Jahrhunderte immer wieder einen Großteil dessen, was man mit alter Ge­ schichte in Verbindung bringt, zerstört. Enge Gässchen oder malerische Viertel mit Fachwerkbauten sucht man deshalb vergebens. Dass der Tuttlinger Raum trotzdem ein altes Siedlungsgebiet ist, belegen zahl­ reiche Funde aus der Stein-, Bronze- und Eisenzeit. Sichere geschichtliche Hin­ weise gibt es auch dafür, dass um 800 v. Chr. die Kelten um Tuttlingen herum sesshaft waren, lange bevor zwischen 58 v. und 260 n. Chr. die Römer das Gebiet beherrschten. Ab dem Jahr 260 entstanden dann die ersten Alemannen­ siedlungen. Die Christianisierung unse­ rer Gegend beginnt für die Historiker im 6. Jahrhundert. Rund 200 Jahre später, genauer gesagt 797, liegt eines der wichtigsten Daten in unserer Stadtge­ schichte: Zum ersten Mal wird der Name Tuttlingens in der lateinisierten Form als „tuttiliningas“ in einer Urkunde des Klos­ ters St. Gallen schriftlich erwähnt. 1305 herrschen die Freiherrn vonWartenberg als Vögte des Klosters Reichenau über das Dorf Tuttlingen. Seinen Stammsitz hatte dieses gutsituierte Geschlecht, das im beginnenden 14. Jahrhundert an der

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