Wegweiser Gesundheit im Altenburger Land und Umgebung

INTERVIEW MIT INGRAM OSTROWSKI, FREIBERUFLICHER PSYCHOLOGE KONFLIKTE UND MOBBING Sehr geehrter Herr Ostrowski, Konflikte am Arbeitsplatz, insbesondere Mobbing, können massive Auswirkungen auf unsere Psyche und Gesundheit haben. In welcher Lage befinden sich betroffene Arbeitnehmer? Ein Mobbingopfer gerät häufig in eine psychosomatische Krise. Die innerlich entstehende Aggression löst zunehmend einen Selbstzer­ störungsmechanismus aus und schädigt das familiär disponierte Referenzorgan, zum Beispiel eine Herz- Kreislaufbeeinträchtigung. In einem Anfangsstadium entsteht nur eine Symptomatik. Im weiteren Verlauf kann die Schädigungmanifest werden bis hin zu onkologischen Krankheitsbildern. „Das Gute“ ist die Möglichkeit eines rechtzeitig professionell begleiteten Ausstiegs aus der Opferrolle. Was befördert die Konflikte in ihrer Entstehung? Der Mobbingkonflikt bildet sich beim Mobbingopfer, weniger beim Mobbingtäter ab. Aus meiner praktischen Beobachtung entstehen Krisen unbewusst. (Gezieltes Mobbing führt zu keiner Krise und ist in meiner Berufserfahrung kognitiv lösbar.) Zum Beispiel unterliegen heutzutage zunehmend aufstrebende Führungskräfte durch Wett­ bewerb und hohe operative Anforderungen außordentlichen Stress­ situationen. Das führt in Einzelfällen zu Aggressionsverlagerungen auf die anvertrauten Mitarbeiter. Ja, und„Einer“ nimmt es dann persönlich und steigt unbewusst in die Opferrolle ein und das Ganze nimmt dann „Fahrt auf“. Auch die mediale Landschaft, soziale Netzwerke beeinflussen eine solche Entwicklung. Wo liegt die Brisanz für die Betroffenen? Er kreiert Fallen, die er erkennen, besser erfühlen sollte, um sie zu vermeiden. In fast allen „meiner“ nun zahlreichen Mobbingkrisen wird das Mobbingopfer häufig von einer weiteren, geradezu ursächlichen Lebenskrise überlagert. Dies bedingt die Anfälligkeit undmacht es dem Arbeitgeber schwer durch vordergründig gut gemeinte Angebote eine Schlichtung zu erreichen. Er bedient die Auswirkung ohne die psychische Ursache zu beseitigen. Überlagerungen sind vor allem Beziehungs­ krisen, Identifikationskrisen in bestimmten Lebensphasen, aber auch gesellschaftlich sanktionierte Drogen oder Aufputschmittel. Wie sollte man mit der Situation umgehen und reagieren? Die Opferrolle vermeiden beziehungsweise aus dieser aussteigen. Hilf­ reich ist seine eigene Innensicht (Innere Konferenz) zu ordnen. Ein von mir entwickeltes gut funktionierendes Verhaltensmodell werde ich in meinem Vortrag vorstellen. Der Schlüssel ist die eigenen Befindlich­ keiten zwar wahrzunehmen, aber sein Verhalten (äußere Konferenz) im Erfolgskreislauf mit einem persönlich gesteckten Ziel zu gestalten. Hier erarbeite ich mit meinen Klienten ein Leitbild für das abschließende Gefühlsprotokoll. Im Seminar „meine Rolle als Chef“ werden Situa­ tionen imErkennen vonVerhaltensänderungen des anvertrautenTeams trainiert. Mit dem Ziel, Spannungen und mögliche Mobbingkrisen, rechtzeitig zu erkennen und zu deeskalieren. An wen können betroffene sich wenden? Zu allererst an den „vermeintlichen Verursacher“ mit offener Frage! Im weiteren Verlauf, je nach interner Vertrauenssituation, an fachliche Beratungsstellen (zum Beispiel Diakonie usw.) und bei somatischer Brisanz an den Hausarzt. Aber bitte nicht, ja nicht, mit der gern gestellten Diagnose DEPPRESSION! Das ist eine schwere psychische Erkrankung, die hier nicht zutrifft und die die berufliche Aura des Mobbing­ opfers nachhaltig schädigt. Einzel-Supervisionen mit einer externen Fachkraft sind dienlich. Gruppensitzungen erachte ich als weniger effizient. © Firma V/Fotolia Sport und Freizeit 46

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