Bürgerinformationsbroschüre Stadt Aulendorf

4 GESCHICHTE Jede Stadt besitzt einen unverwechselbaren Akzent; eine besondere Sehens- würdigkeit, eine kostbare Kirche oder ein besonderes profanes Bauwerk. In Aulendorf sind es das Schloss und die Kirche, die der Kurstadt ihr Geprä- ge geben und dank ihrer Lage für den Besucher und neu Hinzugezogenen bald zum Blick- und Orientierungspunkt werden. Schloss und Kirche sind aber nicht allein der städtebauliche Mittelpunkt Aulendorfs. Sie sind auch der Drehpunkt der Geschichte des Ortes und eng verflochten mit den Schicksalen ihrer Besitzer. Die eigentliche Geschichte Aulendorfs begann freilich schon lange bevor eine Burg gebaut wurde mit den Alemannen, die Ende des 6. oder Anfang des 7. Jahrhunderts ein Dorf gründeten. Bevor diese ihre Holzhäuser bau- ten, stand hier in den ersten nachchristlichen Jahrhunderten ein römischer Gutshof auf festem Mauerwerk (Straßenname „Am Römerbad“), und vor den Römern hatten sich keltische Vindeliker das Land nutzbar gemacht. Die allerersten bis jetzt nachgewiesenen Siedler aber waren jungsteinzeit- liche Bauern. Im Uferbereich des Steeger Sees wurden ihre Pfahlbauten im Seegrund ausgemacht. Der Fund eines Ganzscheibenrades weist auf eine bronzezeitliche Moorrandsiedlung hin. Von diesem kurzen Ausflug in die Frühgeschichte wieder zurück zur Ver- gangenheit Aulendorfs – eine recht abwechslungsreiche, zumindest was die mächtigen und angesehenen Geschlechter betrifft, die im Wechsel die Herr- schaft über den Ort ausübten. Die ersten, urkundlich nachweisbaren Grund- herren waren die Welfen. Deren Ministerialien verwalteten den Ort bis 1191. Dann gehörte er den Staufern, von den großen Geschlechtern Schwabens das Bedeutendste. In ihre Zeit reicht der romanische Kern des Ostteils der Burg zurück. Mit der Enthauptung des unglücklichen Konradins 1268 auf dem Marktplatz von Neapel starb das stolze Staufergeschlecht aus. Mit ihrem gewaltigen Besitz fiel auch die Burg Aulendorf mit ihren abhängigen Dienstleuten und Bauern an das Reich. Dienstadelige des Reiches hatten jetzt das Sagen im und über den Ort. Später waren es Schellenberger und Königs- egger, am längsten die letzteren. Von der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts bis zum Ende des Reiches 1806 war die Geschichte dieser Standesherrschaft auch die Geschichte Aulendorfs. 1629 in den Reichsgrafenstand erhoben, erweiterten sie die mittelalterliche Burg während der bau- und repräsentati- onsfreudigen Barockzeit zu einer eindrucksvollen Residenz. Die ursprünglich kleine romanische Rechteckskirche hatten sie vorher schon zur dreischiffigen Basilika vergrößert. 1941 verkauften die Königsegger ihr Aulendorfer Schloss. Rasch wechselten die Eigentümer einander ab: Reichs- und Bundespost, Bayerischer Burgenverein und zuletzt das Land Baden-Württemberg, das es umfassend renovierte. Im Schloss ist heute das Rathaus mit Tourist-Information und die Volkshoch- schule Oberschwaben untergebracht. Und der Ort selbst? Er war immer klein und unbedeutend geblieben. Nur als Verwaltungsmittelpunkt der Grafschaft n Aulendorfer Schloss © Stadt Aulendorf n Rittermahl im Ritterkeller © Ritterkeller

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