Seniorenwegweiser für den Landkreis Leipzig

9 Demenz Demenz  Mit zunehmendem Alter steigt die Wahrscheinlichkeit, an Demenz zu erkranken. Während unter den 65- bis 69-Jährigen nur ein Prozent an einer Demenz erkrankt, ist es bei den 80-Jährigen ungefähr jeder Sechste und bei den 90-Jährigen nahezu jeder Zweite. Aktuell gibt es in Deutschland 1,7 Millionen Menschen mit Demenz. Jahr für Jahr treten etwa 300.000 Neuerkrankungen auf. Eine Demenz entsteht, wenn Abschnitte des Gehirns durch Krankheiten geschädigt werden und es zur Schädigung oder zum Absterben von Nervenzellen kommt. Infolgedessen kommt es zu Störungen verschiedener geistiger (kognitiver) Fähigkeiten wie Gedächtnis, Aufmerksamkeit, Sprache, Auffassungsgabe, Denkvermögen und Orientierungssinn. Daher haben Menschen mit Demenz zunehmend Schwierigkeiten, sich neue Informationen einzuprägen, sich zu konzentrieren, sich sprachlich und schriftlich auszudrücken, Situationen zu überblicken, Zusammenhänge zu erkennen, zu planen und zu organisieren, sich örtlich und zeitlich zurechtzufinden, die Mitteilungen anderer zu verstehen und mit Gegenständen umzugehen. Neben den kognitiven Veränderungen treten oftmals auch Veränderungen im Sozialverhalten, in der Persönlichkeit und der Stimmung auf, wie z. B. Depressionen, Angst oder Unruhe. Dabei reicht der Ausprägungsgrad der verschiedenen Symptome von geringen Veränderungen bis zum völligen Verlust der Selbstständigkeit. Um sicherzugehen, dass es sich um eine Demenz handelt, müssen die Einschränkungen mindestens sechs Monate bestehen und dazu führen, dass Aktivitäten des alltäglichen Lebens nicht mehr wie gewohnt bewältigt werden können. In Anbetracht dieser Entwicklungen sieht das Kreissozialamt die Unterstützung der Menschen mit Demenz und ihrer Angehörigen als eine wichtige Aufgabe. Die Diagnose Demenz darf nicht zum Ausschlusskriterium für ein gemeinsames Zusammenleben in unserem Landkreis werden. Denn Menschen mit Demenz begegnet man nicht nur in der Familie, sondern vielfach im Alltag und in der Nachbarschaft. Ziel ist es, das Thema Demenz in die Mitte der Gesellschaft zu tragen, Wissen in der Bevölkerung zum Thema Demenz zu mehren, Hemmschwellen gegenüber Menschen mit Demenz abzubauen undMenschen mit Demenz zu ermöglichen, möglichst lang zu Hause zu leben. >> UMGANG MIT MENSCHEN MIT DEMENZ Demenzerkrankungen verlaufen unterschiedlich, und ebenso unterschiedlich sind die Bedürfnisse und Verhaltensweisen der Betroffenen. Einige der Kranken sind freundlich, andere aggressiv, einige sind körperlich gesund, andere wiederum bettlägerig. Das Krankheitsbild verändert sich nicht nur im Verlauf der Krankheit, sondern ist häufig auch abhängig von der Tagesform und der Tageszeit. Es gibt deshalb keine allgemeingültigen Rezepte für den Umgang mit Menschen mit Demenz, sondern es gilt, auszuprobieren, was im Einzelfall hilft. Folgende Tipps und Umgangsformen haben sich in der Praxis bewährt: • Ruhe und Sicherheit vermitteln, für Geborgenheit und Zuwendung sorgen. So kann der Angst und Unsicherheit entgegengewirkt werden, unter der viele Menschen mit Demenz leiden. • Die Person, sein Verhalten, seine Äußerungen beobachten und versuchen, sie zu verstehen. • Das eigene Verhalten auf die erkrankte Person einstellen, zum Beispiel langsam und deutlich sprechen. • Die erkrankte Person nicht auf Fehler hinweisen, nicht korrigieren, kritisieren oder überfordern. • Vorhandene Fähigkeiten erhalten, Menschen mit Demenz in Alltagstätigkeiten, die ihnen Spaß machen, einbeziehen. Es kommt nicht auf das Ergebnis an, sondern auf das Tun und die Freude an der Aktivität. • Tun, was dem Erkrankten Spaß macht, und sich an der Lebensgeschichte orientieren. Für Bewegung sorgen, gemeinsam alte Fotos ansehen, das Gedächtnis spielerisch trainieren, bekannte Melodien spielen oder gemeinsam singen. Besonders Musik spricht die Gefühle der Kranken an und weckt Erinnerungen. Tipps für schwierige Situationen: Schwierige Situationen lassen sich gelegentlich nicht verhindern. Wird eine demenzkranke Person plötzlich aggressiv oder ist sie stark verängstigt, können folgende Tipps hilfreich sein: • Bleiben Sie ruhig, treten Sie einen Schritt zurück. • Hören Sie gut zu und bestätigen Sie das Gehörte. • Vermeiden Sie Diskussionen über richtig oder falsch. • Gibt es einen erkennbaren Grund oder eine Erklärung für dieses Verhalten? Liegt es in der Situation begründet? Kann die Situation beruhigt werden, indem die Rahmenbedingungen verändert werden? Oder liegt das Verhalten in der Biografie begründet? Kann jemand dazu Auskunft geben? • Versuchen Sie nicht, Ihr Gegenüber mit Argumenten von Ihrem Standpunkt zu überzeugen. Aufgrund der verändertenWahrnehmung können die Erkrankten Ausführungen oft nicht folgen und sie erleben eindringliche Worte oft als bedrohlich.

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