Ratgeber für den Trauerfall für die Stadt Eisenach

6 Der Hauptfriedhof der Stadt Eisenach Dieser Entwurf weist Merkmale einer archi­ tektonischen Anlage auf. Hervorzuheben sind die durch Halbkreise gestalteten Enden eines Querweges, der in diesem Teilfeld eine Achse mit betontem Anfang und Ende darstellte. Eine weitere bemerkenswerte architekto­ nische Anlage ist der von dem Gartenarchi­ tekten Otto Lux gestaltete Urnenhain aus dem Jahre 1906, der noch heute in seiner Form und Gestalt fast vollständig erhalten ist. Dieser Urnenhain zeichnet sich durch die für Geometeranlagen in der Spätphase typischen „Brezelwege“ aus. Im Erläuterungsbericht zu seiner Planung schrieb Otto Lux später: „Von dem Gedanken ausgehend, eine Friedhofsanlage zu schaffen, die einer wirklichen Parkanlage gleicht, einen freundlichen Eindruck nicht nur auf den je­ weiligen Besucher, sondern auch auf den Leidtragenden selbst macht und nicht wie bisher, durch einförmig aneinandergereihte Grabstätten schon beim Betreten des Fried­ hofes den Anblick eines großen Grabfeldes darbietet, entwarf ich eine solide Anlage für die Aufnahme der Urnen.“ Drei Jahre lang – von 1921 bis 1923 – be­ schäftigte sich der Vorstand der Wartburg­ stadt Eisenach mit der Friedhofserweiterung bzw. einer Neuanlage auf dem Gelände am Wartenberg. Dazu schrieb der Baurat Hof­ ferbert im Dezember 1920 an den Bürger­ meister: „Wie schon erwähnt, halte ich eine Neuanlage für richtig, ich denke an eine zeit­ gemäße Friedhofsgestaltung mit Waldfried­ hof usw. Es wäre nicht zu verantworten, den Friedhof wie seither flickenweise nach Nor­ denzu erweitern.“ Aus Kostengründen wurde dieser Plan jedoch zu den Akten gelegt. Geschichte des Alten Friedhofs Der Alte Friedhof ist ein früherer Friedhof und ein Kulturdenkmal der Stadt. Er befindet sich im Stadtzentrum am Schlossberg, südlich der ehemaligen Eisenacher Stadtbefestigung. Am Rand des Areals befindet sich die ebenfalls denkmalgeschützte Kreuzkirche. Der Friedhof wurde 1599 im Auftrag von Her­ zogJohann Ernst außerhalb der Eisenacher Stadtmauer angelegt. Er befand sich vor dem heute nicht mehr erhaltenen Predigertor und wurde von einer Mauer eingefasst. 1697 er­ richtet man auf dem Gelände des Friedhofs die Kreuzkirche. Im 18. und 19. Jahrhundert wurde der Friedhof mehrfach erweitert auf eine Fläche von insgesamt 0,75 Hektar. 1829 erhielt der Friedhof eine Leichenhalle, die als die modernste ihrer Zeit galt und deshalb überregional viel Beachtung fand. 1867 wurde der Friedhof mit Eröffnung des neuen städtischen Hauptfriedhofs im Norden des Stadtgebietes geschlossen. Das Gelände wurde lange Zeit kaum noch gepflegt und verfiel, zahlreiche historische Grabstätten verschwanden im Laufe der Jahre. Die Leichenhalle musste 1978 wegen Baufällig­ keit abgerissen werden. Heute sind vom Friedhof noch Reste der Stadtmauer, der Storchenturm und einige wenige Grabsteine berühmter Eisenacher Persönlichkeiten erhalten. Die wenigen noch vorhandenen Grabsteine stehen zumeist nicht mehr an ihrem ursprünglichen Platz. Auf dem Friedhof wurden zahlreiche Mitglieder der Musikerfamilie Bach, darunter die Eltern von Johann Sebastian Bach beigesetzt. Auch Dorothea Grimm, die Ehefrau des Dichters Wilhelm Grimm, wurde hier bestattet. Hauptfriedhof teilweise unter Denkmalschutz Der Eisenacher Hauptfriedhof einschließlich der Kapelle und der historischen Grabmale wurde 1993 vom Thüringischen Landesamt für Denkmalpflege unter Denkmalschutz ge­ stellt. Da der Eisenacher Hauptfriedhof ein Monopol­ friedhof ist und den Hinterbliebenen die Wahlmöglichkeit einzuräumen ist, auch eine Grabstätte mit allgemeinen Gestaltungs­ vorschriften erwerben zu können, wurde im Einvernehmen mit dem Landesamt für Denkmalpflege der Denkmalschutz auf einen Teilbereich beschränkt. Geschichte des einstigen Krematoriums Das Krematorium wurde von 1899 bis 1901 nach den Plänen des Architekten Otto March erbaut. Am 20. Januar 1902 fand die erste Kremation an dieser Stelle statt. Das Eisenacher Krematorium ist das siebente Krematorium in Deutschland nach Gotha 1878, Heidelberg 1891, Hamburg 1892, Offenbach 1898, Jena 1898 und Mannheim 1900. In den Jahren 1922 / 23 stieg die Zahl der Einäscherungen deutlich, was mit dazu beitrug, dass der Fried­ hof noch heute die Verstorbenen der Stadt Eisenach aufnehmen kann. Später wurde die Einäscherungsanlage einige Male um- und ausgebaut, ehe 1994 auf Grund von Umweltschutzbestimmungen mit der Planung einer neuen Einäscherungs­ anlage einschließlich einer Filteranlage zur Emissionsminderung begonnen wurde. Dieses Bauvorhaben dauerte knapp eineinhalb Jahre, bis im Juni 1998 das neue Krematorium in Betrieb genommen wurde. Zum 31. Dezem­ ber 2008 wurde das Krematorium still gelegt.

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