Bürgerinfobroschüre Stadt Elzach

13 Armin Becherer (46) (Foto links), Bankkaufmann, seit 2008 Mitglied des Narrenrats der Narrenzunft Elzach, seit 2013 Zunftmeister Sven Moser (33) Holzbearbeitungsmechaniker, seit 2016 Zunftmeister der Narrenzunft Bergteufel Oberprechtal Welche Bedeutung hat die Fasnet für Sie beide? Sven Moser: Ich leb die Fasnet! Sie begleitet mich das ganze Jahr. Ich bin im Haus meines Onkels Rudi Fischer groß geworden. Der hat die Narrenzunft Oberprechtal mit gegründet und war über viele Jahre ihr Zunftmeister. Damit hängen unglaublich viele schöne Kindheitserinnerungen zusammen. Das hat sich eingeprägt. Als ich mit 18 dann wieder zurück nach Oberprechtal gezogen bin, war es für mich selbstverständlich, mich aktiv in der Zunft zu engagieren. Es ist vor allem das Miteinander in einer Gemeinschaft. Man lernt aber auch unglaublich viele neue Menschen kennen, die ihr Herz auf dem rechten Fleck haben und in der Fasnet aktiv sind. Fasnet ist ein generationenübergreifendes Ereignis. Armin Becherer: Die Fasnet ist ein verbindendes Element unserer Gemeinschaft. Sie ebnet alles ein. Da hockt der Bankdirektor zusammen mit dem Hilfsarbeiter im Schuttigzimmer, und beide verstehen sich, weil sie sich einfach im positiven Sinn als „Narr“‘ sehen. Unsere Fasnet ist im wahrsten Sinne des Wortes identitätsstiftend. Auch ich hab die Fasnet von Klein auf kennen gelernt. Sie ist im Hause Becherer ein unverzichtbarer Bestand- teil des Lebens. Mein Opa war sogar mal Bengelreiter. Dessen Schuttig gibt’s noch heute in der Familie und seit ein paar Jahren trag ich den am Fasnet- Mendig zum Taganrufen. Ich krieg da jedes Mal eine Gänsehaut, wenn ich mir vorstelle, dass der schon vor 100 Jahren auf der Straße war. Jetzt stehen Sie beide als Zunftmeister ja auch in der Verantwortung. Kann man da noch unbeschwert Fasnet feiern? Armin Becherer: Ganz unbeschwert sicher nicht. Aber auch wir Narrenräte feiern Fasnet. Spätestens wenn ich den Fasnetmarsch das erste Mal höre, gibt’s einen positiven Adrenalin-Kick. Der hält die ganzen drei Tage an. Es macht un- heimlich viel Spaß, gerade in unserem zwölfköpfigen Narrenrat. Da hat jeder seine besonderen Talente und damit auch seine Aufgaben, die er eigen­ ständig verantwortet. Es ist mehr als ein Vereinsvorstand. Wir sind gute Freunde, die sich bedingungslos aufeinander ver- lassen können. Natürlich spüren wir auch die Last der Verantwortung. 500 Jahre Tradition – die drücken! Unsere Fasnet hat Leitplanken. Wenn wir die ver­ lassen, hat das enorme Auswirkungen. Und klar: Alles will auch organisiert sein. Das erfordert Zeit und Kraft, jedes Jahr auf’s Neue. Auch die Sicherheitsas- pekte spielen eine große Rolle. Wenn tausende von Menschen auf engem Raum in ausgelassener Stimmung auf- einander treffen ist es oft nicht einfach, alles unfallfrei und ohne größere Bles- suren über die Bühne zu bringen. Aber dass das jedes Jahr auf’s neue klappt, da helfen viele mit. Die Fasnet ist in Elzach einfach eine Lebenseinstellung. Sven Moser: Das gilt für mich auch. Natürlich hat man als Zunftmeister eine große Verantwortung, muss für alles gerade stehen. Aber auch ich habe einen Narrenrat im Hintergrund, der mich unheimlich gut unterstützt. Bei uns hängt ja nicht so viel dran, wie bei den Elzachern. Unsere Zunft hat rund 120 Mitglieder. Davon sind gut 50 aktiv im Häs dabei. Wir haben einen un- heimlich guten Draht zum Musikverein Oberprechtal, der uns auch dreimal im Jahr zu Narrentreffen begleitet. Die Besuche befreundeter Zünfte sind uns wichtig. Wir haben auf diese Weise viele Kontakte in die Fasnetwelt geknüpft und es ist jedes Mal ein fröhliches Wiedersehen unter Freunden. Auch wir achten darauf, dass unsere Traditionen und Regeln eingehalten werden. Solche Leitplanken, wie sie Armin beschrieben hat, gelten auch bei uns. Aber in unserer viel kleineren Gemeinschaft sind die besser durchzusetzen. Da kennt noch jeder jeden und wer über die Stränge schlägt, der braucht in der Fasnetsaison nicht mehr auftauchen. Gibt es eigentlich eine Konkurrenz unter den beiden Narrenzünften in Elzach? Sven Moser: Überhaupt nicht! Die Elzacher Fasnet ist etwas ganz ande- res, als wir hier leben. Beide sind nicht miteinander zu vergleichen. Ich finde unsere Fasnet schön, und ich find die Elzacher Fasnet schön. Und nicht wenige Bergteufel haben auch einen Schuttig daheim im Schrank hängen. Auch für mich ist es ein Muss, den Fackelumzug am Sonntagabend zu sehen und dann die Nacht in Elzach mitzufeiern. Armin Becherer: Ich sag immer: Jedem Narr sei Kapp! Jeder soll seine eigene Fasnet gestalten. Mir ist es lieber, wir haben im Elztal viele starke Zünfte, die sich für das Brauchtum in ihrem Ort engagieren, als einen unguten „Fasnet- Tourismus“ zu einigen wenigen Hotspots in der Region. Wir freuen uns über Be­ sucher, aber eigentlich wollen wir unsere Fasnet für uns feiern. Wer dabei sein und zuschauen will, ist willkommen – aber halt zu unseren Bedingungen. Verbiegen lassen wir uns da nicht. Sven Moser: Auch da sind wir uns einig: Wem’s g’fallt, der soll kumme, wem’s nit g’fallt, der soll weg bliebe – gonz eifach! © Hans-Peter Fischer – fischerfotodesign

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