Bürgerinfobroschüre Stadt Elzach

24 Nahwärme S ie ist ein Leuchtturmprojekt, deren Strahlkraft weit über die Grenzen Elzachs hinaus ragt: Die Nahwärmegenossenschaft. Am 30. Juli 2015 wurde sie von 57 Elzacher Bürgern gegründet. Zum Jahresende 2019 hatte sie rund 310 Mitglieder. Ihr Ziel: Die Kernstadt Elzach mit Wärme zu versorgen, die in einer Wärmezentrale überwiegend aus dem heimischen Rohstoff Holz erzeugt wird. Diese Wärmezentrale wurde am 13. Dezember 2017 in Betrieb genommen. Um eine hohe Versorgungssicherheit zu gewähr­ leisten, werden mehrere Technologien genutzt: Als Hauptenergieerzeuger sind zwei Hackschnitzelöfen ins- talliert. Die werden mit Holz aus heimischen Wäldern betrieben. Ein Blockheizkraftwerk erzeugt Wärme und Strom aus Holzpellets. Das bei der benachbarten Kläranlage ent- stehende Gas wird in einem sepa- raten Blockheizkraftwerk der Stadt Elzach verbrannt. Die dabei ent­ stehende Wärme wird ebenfalls ins Netz der Nahwärmegenossenschaft eingespeist. Im Jahr 2018 wurde eine Wärmemenge in Höhe von rund 5,3 Millionen Kilowattstunden erzeugt. Das entspricht einem Ein- sparpotential von rund einer halben Million Liter Heizöl und 1.500 Tonnen Kohlendioxid (CO 2 ). Geleitet wird die Nahwärmegenossenschaft von den vier Vorständen Nikolaus Dufner, Dr. Peter Haiß, Karl Weber und Martin Wisser. Das Besondere: Aufsichtsräte und Vorstände sind rein ehrenamtlich tätig. Was gab den Ausschlag für die Gründung der Nahwärmegenossen- schaft Elzach? Peter Haiß: Da stand zum Einen der Gedanke der natur- und ressourcenscho- nenden Energiegewinnung. Die fossilen Energieträger dieser Erde gehen auf absehbare Zeit zu Ende und sind oft Grund für machtpoli- tische Interessen und kriegerischer Auseinandersetzungen. Und mit das Wichtigste: Bei der Verbren- nung von Öl entstehen Abgase, die unsere Erde nachhaltig schädigen. Nikolaus Dufner: Ein weiterer Aspekt war, dass es ja schon die Holzwärme Biederbach / Elzach (HEB) gab. Die wurde da- mals, beim Bau des Wohngebiets Sonnhalde, installiert. Im Rahmen eines so genannten „Quartiers- konzept“ wurde ausgelotet, ob es in Elzach ein Interesse an einer Nahwärmeversorgung gibt. Klar war: Je mehr Anschlüsse, desto günstiger der Preis für den ein- zelnen Abnehmer – und so kam schließlich ein Konzept zustande, das die gesamte Kernstadt Elzachs als Versorgungsgebiet vorsah. Karl Weber: Die technische Machbarkeit ist das Eine. Entscheidend für die Akzeptanz des Konzeptes ist aber auch die Form der Betreiberge- sellschaft. Zur Wahl stand der Betrieb über die Stadt Elzach, die Gründung einer GmbH oder einer Genossenschaft. Am Ende des Ent- scheidungsprozesses stand fest, dass sich die Bürger für ihre Nah­ wärmeversorgung engagieren und ein Mitspracherecht haben möch- ten. Ebenso wichtig war ihnen die Transparenz in der Preisgestaltung. Diese Ziele können am Besten in einer Genossenschaft erreicht werden. Das Motto der ersten Stunde bei der Gründung unserer Genossenschaft war dann ja auch: „Wärme in Bürgerhand“. Martin Wisser: Wer an die Nahwärme anschließen will, muss Mitglied der Genossen- schaft werden. Unsere Konzeption ist beispielgebend für andere, so wie wir uns auch Vieles von bereits bestehenden Nahwärmekonzepten abgekupfert haben. Wir bekommen viel Unterstützung von verschiede- nen Seiten, öffentliche Zuschüsse, zinsgünstige Kredite usw. Für die Finanzierung unserer Investiti- onen haben die beiden lokalen Bankinstitute ein gemeinsames Konsortium gebildet. Wie ist der Ausbaustand derzeit? Martin Wisser: Ende 2019 haben wir drei der vier vorgesehenen Bauabschnitte rea- lisiert und rund zwei Drittel aller Häuser in der Kernstadt Elzach ans Nahwärmenetz angeschlossen. Das sind rund 300 Abnehmer. Die Ver- legung der Nahwärmeleitungen ist sehr aufwändig. Wo immer möglich hängen wir uns an sowieso vorge- sehene Straßensanierungen der Stadt an, um die Belastungen der Anwohner so gering wie möglich zu halten. Warum engagieren Sie sich für die Nahwärmegenossenschaft? Peter Haiß: Dieses Projekt macht ökologisch einfach Sinn und ist zudem ver- bunden mit einer regionalen Wertschöpfung. Für mich war eines der Hauptziele meines kommu- nalpolitischen Engagements, mich für ökologische Projekte einzuset- zen. Es war mir aber auch immer wichtig, dass die Bürger selbst ent- scheidend mitreden können. Das funktioniert auf der Basis einer Ge- nossenschaft am Besten und darum

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