25 Jahre Seniorenrat der Stadt Fürth

44 WAS IST DAS POLITISCHE VERSPRECHEN? Deutschland hat den „UN-Sozialpakt“ im Jahr 1973 ratifiziert und 1976 in Kraft gesetzt. Er gehört zu den wichtigsten Menschenrechtsverträgen der Vereinten Nationen und enthält die wichtigsten sozialen, wirtschaftlichen und kulturellen Rechte. Dazu gehören das Recht auf Gesundheitsversor- gung, einen angemessenen Lebensstandard, angemessene Nahrung und Wohnung, das Recht auf soziale Sicherheit und das Recht auf gerechte Arbeitsbedingungen. Der von der „Nationalen Armutskonferenz (nak)“ im Jahr 2018 beim UN- Sozialausschuss parallel zum „6. Staatsbericht“ von 2017 eingereichte Bericht zur Armut zeigt, dass Deutschland noch viel zu tun hat, um der Armut im Ganzen und damit auch der Armut im Alter entgegenzuwirken. WIE IST DIE WAHRNEHMUNG IN DER GESELLSCHAFT? Armut stört Eltern, wenn sie ihre Kinder nicht mit genug Schulsachen ausstatten können; Armut stört Bürger, wenn Obdachlose auf der Straße leben und verelenden; Armut stört Langzeitarbeitslose, wenn sie sich seit Jahren vergeblich um einen Arbeitsplatz bewerben; Armut demütigt alte Menschen, wenn sie nach einem erfüllten Berufsleben im Alter „Flaschen sammeln gehen müssen“, um ihr Altersruhegeld ein wenig aufzubessern. Armut wird übersehen, übergangen, geleugnet, beschimpft. Menschen, die von Armut betroffen sind, fühlen sich bedroht, gekränkt, bevormundet, gemaßregelt, auch von respektlosen Mitarbeitern in Behörden. Politiker behaupten, Hartz IV und Grund- sicherung würden das notwendige Existenzminimum sichern und vor Armut bewahren. Diesen Politikern scheint jeglicher Bezug zur Realität verloren gegangen zu sein! Armut bedeutet mehr als Verzicht auf Konsumgüter. Das „Normale“ fehlt, wie Zeitungen, Freizeitangebote, Freunde treffen, Teilhabe an kulturellen Veranstaltungen, gesundes Essen, Internet, politische Beteiligung. Armut resultiert häufig in gesellschaftlicher Ausgrenzung, Diskriminierung und Unverständnis. Folgen sind sinkendes Selbstwertgefühl und Krankheiten wie Angststörung, Depression bis hin zur Sucht. Armut macht krank und ohnmächtig und wird sichtbar durch physisches und psychisches Leid, durch höhere Erkrankungsraten und eine geringere Lebenserwartung. Die durchschnittliche Lebenserwartung armer Men- schen sinkt bei Männern um elf Jahre und bei Frauen um acht Jahre im Vergleich zu Wohlhabenden. WAS SIND URSACHEN UND FOLGEN DER ARMUT? Am 14. März 2003 wurde von der damaligen Regierung (SPD und Grüne) die „Agenda 2010“ verabschiedet. Ziel war, den Arbeitsmarkt zu reformieren. Es wurde gezielt ein Niedriglohnsektor eingeführt und damit einhergehend Sanktionen bei den Sozialleistungen willentlich in Kauf genommen: „Wir werden Leistungen des Staates kürzen müssen.“ Der positive Aspekt: Die Arbeitslosigkeit sank signifikant. Die negative Um über Armut im Alter sprechen zu können, ist es notwendig, zuerst Armut als Ganzes zu beleuchten. ARMUT GRENZT AUS – ARMUT MACHT KRANK – ARMUT SPALTET Armut im Alter

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