Auf dem Weg zur Inklusion Ratgeber für Senioren und Menschen mit Behinderungen

Seite 32 Zuverlässigkeit, Vertrauen und Selbstständigkeit gelernt Der Güstrower Ronny Herrmann hat mit Hilfe der Güstro- wer Werkstätten GmbH den Weg auf den Arbeitsmarkt gefunden. Im Interview beschreibt er seinen Weg in ein eigenverantwortliches Leben. Wie wichtig ist es, arbeiten zu gehen? Es ist sehr wichtig. Ich möchte meiner Familie etwas bie- ten können und auch in den Urlaub fahren. Meine Kinder gehen zur Schule und wachsen. Die brauchen öfter mal was Neues. Denken sie an Fahrrad Zimmerausstattung, Ranzen. Wie beschreiben Sie Ihren Weg? Es war mal ziemlich schwierig. Meine Ausbildung habe ich abgebrochen, weil es zu Hause schwer war und ich den falschen Freundeskreis hatte. Meine Mutter hat ge- sagt, dass es auch die Güstrower Werkstätten gibt. Ich bin dahin gegangen. Das war neu und anders. Da habe ich gelernt, meine Behinderung anzuerkennen. Ich habe vorher nie gewusst, was das bedeutet. Eine Mitarbeiterin aus dem Sozialen Dienst hat mich sehr unterstützt, soviel erklärt und auch, was ich arbeiten kann. Wofür haben Sie sich entscheiden? Grünanlagen pflegen. Ich will draußen arbeiten. Ich bin immer gern draußen, will mit Pflanzen und auch körper- lich arbeiten. Rasenmähen macht besonders viel Spaß, Unkraut ziehen. Ich freue mich, wenn das fertig wird und schön aussieht. Wie läuft die Arbeit mit den Güstrower Werkstätten? Das ist gut. Ich lerne neue Leute kennen. Mit den Vorge- setzten war es zu Anfang schwierig, ich war ein kleiner Wilder. Man musste viel mit mir reden. Ich war nicht nur artig. (lacht) Zwei Mitarbeiter haben sich viel mit mir unter- halten. Wenn es zu doll wurde, haben die mit mir geredet. Hat sich das verändert? Ja. Es wurde lockerer, ich durfte Verantwortung überneh- men. Habmeine Späße gemacht, aber nicht mehr so derb. Ich habe auch allein gearbeitet, die Anne-Frank-Schule allein sauber gemacht. Das hat Spaß gemacht und Ver- trauen gegeben. Vertrauen ist wichtig. Wenn wir einen Auftrag haben, dann muss das ordentlich werden. Team- arbeit ist auch wichtig bei sechs, sieben Leuten. Wenn man was abspricht, muss das funktionieren. Wenn was nicht funktioniert, müssen wir darüber reden. Ich habe auch Leuten was beigebracht, habe die begleitet. Das Wichtige war, Aufgaben zu erklären und auch einem Schwächeren zu helfen. Wie sehen Sie Ihre Zukunft? Meine Arbeit ist für mich eine zweite Chance. Ich habe meine Ausbildung vergeigt, jetzt habe ich die Chan- ce nochmal durchzustarten. Das habe ich meiner Frau auch so gesagt. Die Betreuung der Güstrower Werk- stätten ist sehr gut, da hat man immer jemanden als Ansprechpartner. Die Güstrower Werkstätten GmbH ist seit ihrer Grün- dung vor mehr als 25 Jahren deutlich gewachsen. Heute beschäftigt, fördert, qualifiziert und begleitet sie bis zu 900 Menschen. Im Mittelpunkt stehen dabei Menschen mit geistiger, körperlicher und/oder psychischer Behin- derung. Am Anfang, dem 1. Januar 1993 standen 66 Mitarbeitende, die die Betreuung und Beschäftigung von 298 Menschen mit Behinderung sicherstellten. Haupt­ sächlich in den Bereichen Werkstatt und Wohnen. Seitdem sind Angebote und Dienste ständig ausge- baut und größer geworden: Integrative Kita, Schule mit dem Förderschwerpunkt geistige Entwicklung, Ambulant Begleitetes Wohnen, Tagesstätten und Fördergruppen kamen hinzu. Das selbstbestimmte und eigenverantwort- liche Leben der Menschen mit Behinderung ist deutlich stärker in den Mittelpunkt gerückt. Personenzentrier- te Hilfen, die im Dialog und am Bedarf jedes Einzelnen ausgerichtet werden, helfen dabei. Menschen mit Be- hinderung erhalten damit so viel Unterstützung wie notwendig, ohne dabei zu bevormunden. http://www.guestrower-werkstaetten.de/ Güstrower Werkstätten GmbH bietet Perspektiven

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