Infobroschüre 50 Jahre Habichtswald

Die Hessische Gemeindereform und die Entstehung der Gesamtgemeinde Habichtswald Nach der hessischen Landtagswahl 1970 trat eine sozial-liberale Koalition aus SPD und FDP an und hatte große Ziele im Gepäck. Das wichtigste Projekt des Ministerpräsidenten Albert Osswald (SPD) und seines Innenministers Hanns-Heinz Bielefeld (FDP) war die Vollendung der großen Gebietsreform, die bereits 1969 begonnen worden war. Es ging darum, mittels größerer Verwaltungseinheiten leistungsfähigere Gemeinden und Landkreise zu schaffen. So ambitioniert dieses Projekt war, so hoch umstritten war es zugleich. Viele der Gemeinden und Kreise wehrten sich vehement gegen die Zusammenschließungen. Man befürchtete den Verlust der Identifikation der Bevölkerung mit den neugeschaffenen Kommunen und ihren Verwaltungen. Viele dieser Diskussionen konnten von der Landesregierung mit Anreizen in Form von Vergünstigungen im Kommunalen Finanzausgleich beendet werden und so nahm die Entwicklung ihren Lauf: Die zum Stichtag 28. Februar 1969 noch existierenden 2.642 Gemeinden und 39 Landkreise wurden bis zum endgültigen Abschluss der Gebietsreform auf 421 Gemeinden und 21 Landkreise reduziert. Neben vielen umliegenden Gemeinden wurden Ehlen und Dörnberg mit Stichtag 31. Dezember 1971 rechtswirksam zur Gemeinde Habichtswald erklärt. Die neue Gemeinde gehörte nunmehr zum ebenfalls neu geschaffenen Landkreis Kassel, der sich aus den alten Landkreisen Wolfhagen, Hofgeismar und Kassel gebildet hatte. Am 1. Januar 1972 nahmen die politischen Gremien ihre Verantwortung für die neue Gemeinde Habichtswald auf. Die gesetzliche Grundlage der neuen Gemeindestruktur beruhte auf dem „Grenzänderungs- und Auseinandersetzungsvertrag“, den die gleichzeitig tagenden Gemeindevertretungen von Ehlen und Dörnberg am 26. August 1971 jeweils einstimmig beschlossen. So einmütig, wie es das Ergebnis darstellt, war die Vorgeschichte allerdings nicht. Die Dörnberger Gemeindevertretung hatte sich lange gegen die Zusammenlegung der Orte gewehrt. Man hegte die Hoffnung, dass die Eigenständigkeit bewahrt bleiben könnte. Ehlen hingegen hatte vor der Annäherung an die so genannte kleine Lösung mit Dörnberg zunächst Gespräche mit Breitenbach, Martinhagen und Burghasungen über die Zusammenlegung zu einer größeren Gemeinde geführt. Schließlich überzeugten die Argumente, die für eine „Heirat“ der beiden Nachbarn sprachen: Die räumliche Nähe und Verbindung durch die Bundesstraße, die persönlichen Kontakte – die trotz aller folkloristischen Animositäten bestanden – und schließlich die Vergleichbarkeit der Bevölkerungszahl und -zusammensetzung beider Orte … so sagten sie dann schließlich beide „Ja“! 6 Erlass zur Gründung der Gemeinde Habichtswald © Archiv Klein Grenzänderungsvertrag © Archiv Klein © Thiel-fotografie-lichtkunst

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