Die Informationsbroschüre Memminger Wegweiser

14 Seit dem Jahr 2020 präsentiert sich die Stadt Memmingen auf den touristischen Hinweisschildern an der Autobahn als „Stadt der Freiheitsrechte“. Im Juni desselben Jahres verabschiedete der Memminger Stadtrat das „Memminger Manifest“ und bekennt sich zu der besonderen Verantwortung der Stadt, die demokratische Verfassungs- und Rechtsordnung zu verteidigen. Und im Oktober 2020 ist es der Bayerische Landtag, der das Gebäude der historischen „Kramerzunft“ in der Memminger Innenstadt als „Ort der Demokratie in Bayern“ ausgezeichnet. Der Ursprung für all diese Aktivitäten liegt im Gedenken an die besondere Rolle, die Memmingen Memmingen Stadt der Freiheitsrechte Kramerzunft, Verfassungsort der Zwölf Bauernartikel im Geschehen des Bauernkriegs von 1525 spielte. Im März 1525 versammelten sich die Vertreter der oberschwäbischen Bauernschaft zwischen Donau, Allgäu und Bodensee in der Memminger Kramerzunft und schlossen sich zu einer „Christlichen Vereinigung“ zusammen. Wegen drückender Abgaben und überzogener Dienste für ihre Herren drängten sie auf Lösungen, die eine Linderung ihrer Not bringen sollten. Der Memminger Laienprediger Sebastian Lotzer goss die Beschwerden der Bauern in einen Forderungskatalog, den er die „Zwölf Artikel“ nannte, die Versammlung selbst erarbeitete einen Verfassungsentwurf, die „Bundesordnung der christlichen Vereinigung“. Wegen dieser beiden Texte gilt die Zusammenkunft der revoltierenden Bauern heute als erste verfassungsgebende Versammlung auf deutschem Boden. Beide Abhandlungen sind die einzigen im Druck überlieferten Programmschriften des Bauernkriegs von 1525. In den „Zwölf Artikeln“ wird unter Berufung auf das Wort Gottes festgestellt, dass es Prinzipien des Rechts gibt, die durch kein lokales oder sonstiges Sonderrecht außer Kraft gesetzt werden dürfen. Als Grundlage ihrer Forderungen beanspruchten die Bauern nichts Anderes als „das Evangelium zu hören und dem gemäß zu leben“. Die Bauern forderten die Legitimation und Beschränkung von staatlicher Gewalt in christlicher Verantwortung und sie verMarschner Bauernkrieg

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