Die Informationsbroschüre Memminger Wegweiser

15 Stadt Memmingen Kultur folgten eine einvernehmliche, gewaltfreie Lösung des Konflikts. An oberster Stelle standen das „gemeine christliche Nutzen“ und die „brüderliche Liebe“. Auch wenn die Schlachten des Bauernkrieges für die Untertanen verloren gingen, die Forderungen der Bauernartikel reichen weit über ihre Zeit hinaus. In ihrem Wortlaut sind sie der Idee der Würde jedes einzelnen Menschen verpflichtet, eine Vorstellung, aus der wir heute die Universalität der Menschenrechte ableiten. Das Treffen in Memmingen war zudem eine erste verfasINFO: Gegenüber der historischen Kramerzunft kann im Gebäude Weinmarkt 14 der Info-Point „Stadt der Freiheitsrechte“ besucht werden. Anschauliche Erstinformationen zur Bedeutung der „Zwölf Artikel“ werden ergänzt um die Kurzbiographien der bisherigen Preisträger und Preisträgerinnen des „Memminger Freiheitspreis 1525“. Die Infobroschüre „Memmingen – Stadt der Menschenrechte“ liegt dort ebenso bereit wie in der Tourist-Information und im städtischen Kulturamt. Die Zwölf Bauernartikel sungsgebende Versammlung, auf der die Grundprinzipien politischer Gemeinwesen formuliert wurden: Freiheit, Gerechtigkeit, Wahl, Selbstbestimmung und Mitbestimmung. Ein solches Modell fand sich auf deutschem Boden erst wieder 1848 in der Paulskirchenverfassung und als geltendes Recht in der Weimarer Verfassung des Jahres 1919. Im Bewusstsein dieser Sonderstellung hat sich die Stadt Memmingen das Ziel gesetzt, die Bedeutung der „Zwölf Artikel“ als erste Formulierung von Grund- und Menschenrechten auf deutschem Boden zu unterstreichen und die damaligen Anliegen der Bauern in unsere moderne, pluralistische Gesellschaft zu übertragen. Für dieses Anliegen steht der „Memminger Freiheitspreis 1525“. Erstmals im Jahr 2005 vergeben, erinnert die Auszeichnung daran, dass kein Erfolg der Freiheitsgeschichte, keine einmal erworbene Freiheit automatisch für alle Zukunft gesichert ist. Freiheit versteht sich niemals von selbst, sie muss ersehnt, erkämpft und verteidigt werden. Bisherige Preisträger sind der ehemalige ungarische Außenminister, Dr. Gyula Horn (2005), der deutsche Autor und Lyriker, Reiner Kunze (2009), die pakistanische Kinderrechtsaktivistin, Malala Yousafzai (2013) und der ehemalige Bischof der brasilianischen Diözese Xingu, Dr. h.c. Erwin Kräutler (2016). Im Jahr 2022 wird der Preis dem Journalisten und Autor Dr. Heribert Prantl verliehen werden. Memminger Manifest Stadt Memmingen Die demokratische Verfassungs- und Rechtsordnung zu verteidigen, ist für alle politischen Ebenen verpflichtend und der einzige Weg zu ihrer dauerhaften Sicherung. Als sich das bayerische Volk im Jahr 1946 eine neue Verfassung gab, tat es dies „angesichts des Trümmerfeldes, zu dem eine Staats- und Gesellschaftsordnung ohne Gott, ohne Gewissen und ohne Achtung vor der Würde des Menschen die Überlebenden des zweiten Weltkrieges geführt hat, (und) in dem festen Entschlusse, den kommenden deutschen Geschlechtern die Segnungen des Friedens, der Menschlichkeit und des Rechtes dauernd zu sichern …“. (Auszug aus der Präambel) Die Verfassung des Freistaates Bayern steht in einer jahrhundertealten Tradition der deutschen Freiheitsgeschichte. Diese Tradition nahm 1525 mit der Abfassung der Zwölf Artikel in Memmingen ihren Anfang. Deswegen stellt sich Memmingen als „Stadt der Freiheitsrechte“ mit ihren Bürgerinnen und Bürgern in besonderer Weise der Aufgabe, die damaligen Anliegen der Bauern in unsere moderne, pluralistische Gesellschaft zu übertragen: • Wir treten für alle Menschen dieser Erde ein, denen die Freiheitsrechte verweigert werden. Die Stadt Memmingen wahrt das Erbe der Zwölf Bauernartikel mit der Vergabe des „Memminger Freiheitspreises 1525“. Sie ehrt damit Persönlichkeiten, Verbände und Initiativen, die sich zur Wahrung der Menschenwürde für Freiheit, Recht und Gerechtigkeit einsetzen. • Wir beteiligen alle Menschen an der Stadtpolitik. Die Stadt Memmingen entwickelt für alle kommunalen Aufgaben neuartige und direkte Formen der Teilhabe und steigert Transparenz und Verständlichkeit in den Entscheidungsprozessen. • Wir machen die Kramerzunft zu einem Forum des bürgerschaftlichen Dialogs. Im Bewusstsein seines historischen Ranges kommt dem Ort der Bauernversammlung von 1525 für die Entwicklung einer lebendigen Zivilgesellschaft eine herausragende Bedeutung zu. Gemeinsam mit dem Kuratorium „Zwölf Bauernartikel“ initiiert die Stadt Memmingen im Gedenken an die Ereignisse des Jahres 1525 ein nachhaltiges Aktionsprogramm, das denkmalpflegerische, gesellschaftspolitische, kulturelle und bildungsrelevante Aspekte einschließt. Die demokratischen Parteien und Fraktionen im Memminger Stadtrat verpflichten sich, für die in den Zwölf Artikeln und in der bayerischen Verfassung formulierten Freiheitsrechte engagiert und überzeugt einzutreten. Memmingen, 22. Juni 2020 Freiheitspreisverleihung 2016 an Bischof Dr. Erwin Kräutler auf dem Memminger Marktplatz

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