Seniorenwegweiser Landkreis München

Essen als zentrale Lebensaktivität Essen und Trinken bedeutet Vermeidung von Gewichts- verlust, Dehydration und Mangelernährung. Doch Essen bedeutet noch viel mehr. So ist es doch gemeinsames Tun und Genießen. Mahlzeiten bestimmen den Tages- rhythmus und bieten eine willkommene Gelegenheit zum Zusammensein. Man kann einander Aufmerksamkeit schenken und nette Tischgespräche führen. Zudem ermöglichen Essen und Trinken auch starke, angenehme Sinneserfahrungen. Gemeinsames Essen er- innert doch oft an glückliche Ereignisse wie Familienfeiern, Geburtstage oder auch weniger glückliche Momente wie Trauer- oder Gedenk- und Abschiedsfeiern. Essen ist für Leib und Seele: Es kann trösten und Zuwendung ver­ mitteln. An schlechten Tagen kann das Lieblingsessen aus Kindertagen die Sonne aufgehen lassen. Selbstverständlich sind Erfahrungen, die mit Essen ge- macht wurden kulturell und individuell unterschiedlich. Durch den Umzug in ein Pflegeheim können diese Er- fahrungen ab- oder zumindest stark zurückgeschnitten werden. Wenn Vorlieben jedoch berücksichtigt werden, kann das das Gefühl von Heimat, Vertrauen und Gebor- genheit den Erkrankten stärken. Individuelle Vorlieben und Abneigungen zu kennen, erleichtert den Pflegealltag. Für Entspannung und ruhige Atmosphäre sorgen Die Atmosphäre bei Tisch kann das Essen und Trinken sowohl positiv als auch negativ beeinflussen. Mahl­ zeiten in einer wohnlichen, ruhigen Umgebung, in der am besten Speisen in Schüsseln auf dem Tisch stehen, schaffen gewohnte und vertraute Erfahrungen und ver- mitteln Sicherheit. Hektik, Unruhe und Unterbrechungen können bei Demenzpatienten schnell dazu führen, dass die Mahlzeit abgebrochen wird. Eine Verringerung des Geräuschpegels kann dies verhindern. Leise musikalische Untermalung kann zudem beruhigend wirken. Frühere Gewohnheiten wieder aufgreifen Gewichtsverlust oder Essensverweigerung kann oftmals mit Gewohnheiten zusammenhängen. Kartoffelliebhaber bekommen vom Pflegedienst oder auch von pflegenden Angehörigen plötzlich Nudeln vorgesetzt. Oft verweigern demenziell Erkrankte dann die Nahrung und das Umfeld kann sich diese Reaktion nicht erklären. Ebenso kann es sein, dass ein warmes Abendessen abgelehnt wird, weil der Patient es gewohnt ist, mittags warm und abends nur ein belegtes Brot zu essen. Grundsätzlich gilt: Gewohnheiten beizubehalten kann Mangelernährung vorbeugen. Denn so wird Sicherheit und Stabilität geschaffen. . Tipps und Tricks: • Geruchsimpulse – wie beispielsweise der Duft von frischem Kaffee – können den Appetit anregen und dienen als Orientierungshilfe im Alltag. Auch Teilkomponenten wie geröstete Zwiebeln können helfen. • Angepasstes Geschirr erhält die Selbstständigkeit. • Der Umfang des Essbestecks sollte auf individuelle Fähigkeiten angepasst werden. Statt Messer und Gabel können die Speisen bereits zerkleinert auch mit einem Löffel verzehrt werden. • Wenn kein Besteck mehr benutzt werden kann, können Sie auch Fingerfood reichen. • Achten Sie auf die richtige Portionsgröße und bei erhöhtem Bewegungsbedarf auf ausreichende Kalorienzufuhr. Manche Speisen können mit kalorienreichen Lebensmitteln angereichert werden. Außerdem können Sie Zwischenmahlzeiten anbieten. • Gemeinsame Rituale wie beispielsweise ein Tischgebet setzen ein deutliches Signal zum Essensbeginn. i © Monkey Business / Fotolia 18 Demenz

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