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Vorwort
M
ünchen ist – das bestätigt mit
schöner Regelmäßigkeit jeder
Städtevergleich – eine besonders be-
gehrte und auch erfolgreiche Stadt.
Die Grundlagen dafür sind die reizvolle
Natur rundherum, die Wälder und Seen
sowie die Nähe der Alpen, aber beson-
ders auch eine florierende Wirtschaft
mit vorzüglichem Jobangebot und ein
reiches kulturelles Erbe, das durch eine
vitale Gegenwart ergänzt wird.
Im vorliegenden Buch stellt der His-
toriker, Kommunalpolitiker und Mün-
chenkenner Dr. Reinhard Bauer mit
Unterstützung wichtiger Repräsen-
tanten der Stadt und der bewährten
mediaprint Unternehmensgruppe die
Geschichte und Gegenwart von Mün-
chen anschaulich dar.
Ich bin sehr dankbar dafür, dass in der
Amtszeit meiner Vorgänger als Ober-
bürgermeister entscheidende Wei-
chenstellungen vorgenommen werden
konnten und auch in meiner Amtszeit
als Referent für Arbeit und Wirtschaft
ein beachtlicher Aufschwung stattge-
funden hat. In der Bautätigkeit gab es
tatsächlich eine „neue Gründerzeit“.
So sind beispielsweise allein in den
letzten 20 Jahren über 120.000 neue
Wohnungen entstanden.
Außerdem haben sich in München die
meisten DAX-Unternehmen angesie-
delt. Die Wirtschaftsmetropole wird
aber auch wegen hoher Lebensquali-
tät geschätzt: Die Mehrheit der Deut-
schen würde am liebsten hier wohnen.
Der Ruhm der „Kunststadt München“
gründet sich ganz wesentlich auf die
Weltoffenheit und das Mäzenatentum
von König Ludwig I. von Bayern. Der
Name des Stadtteils Schwabing steht
seit über 100 Jahren für eine avantgar-
distische Kultur und urbane Liberalität,
die es in München nicht immer leicht
hatten. In der „Hauptstadt der Bewe-
gung“ entfaltete sich auch der National-
sozialismus, der Deutschland und die
Welt zwischen 1933 und 1945 in Brand
setzte. Die Landeshauptstadt München
ist sich ihrer Verantwortung bewusst
und bemüht, dieses Kapitel aufzu-
arbeiten und Wunden zu schließen.
Deswegen ist es ein wichtiges Zeichen,
dass am St.-Jakobs-Platz eine grandi-
ose Synagoge mit jüdischem Zentrum
und ein städtisches Jüdisches Museum
entstehen konnten, sodass buchstäb-
lich imHerzen der Stadt das Judentum
wieder eine Zukunftsperspektive hat.
Heute ist es kaum zu glauben, dass die
Altstadt 1945 zu über 90 Prozent zer-
stört war. Das Neue Rathaus war ei-
nes der wenigen Bauwerke, das noch
größtenteils funktionsfähig blieb. Der
Wiederaufbau der Stadt war eine ge-
waltige Leistung, für die der Name von
Oberbürgermeister Thomas Wimmer
steht, dem wir die weitgehende Erhal-
tung des historischen Erscheinungs-
bildes verdanken. Sein Nachfolger Dr.
Hans-Jochen Vogel (1960–1972) hol-
te die Olympischen Spiele 1972 nach
München und nutzte dies zu einem
großen „Sprung nach vorn“ mit neuen
Stadtteilen wie dem Olympiadorf, mit
U- und S-Bahn, die erst die Fußgänger-
zone ermöglichten, sowie dem Mittle-
ren Ring, der den Autoverkehr bündelte
und damit Wohnquartiere ­entlastete.
Dessen Nachfolger Georg Kronawit-
ter war nach dieser dynamischen
Entwicklung bemüht, die Lebensqua-
lität zu steigern, vor allem durch neue
Parks und Grünanlagen, und für sozi-
alen Ausgleich zu sorgen, insbeson-
dere auf demWohnungsmarkt. Seit
1993 hat Christian Ude als Oberbürger­
meister diese Erfolgsgeschichte mit
neuen Impulsen im Bereich der Kul-
tur und der Wirtschaft krönen können.
Wirtschaft war der Anlass für die Grün-
dung des Marktes München, der im
Jahr 1158 erstmals urkundlich er-
wähnt wurde, und immer schon die
Grundlage des örtlichen Lebens. Bis
zur Industrialisierung waren Brauerei-
en die wichtigsten Gewerbebetriebe
und begründeten den Ruf Münchens
als „Stadt des Bieres“, der heute vor
allem durch das Oktoberfest weltweit
verbreitet wird. Dann entstand in der
zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts
mit den Eisenbahnlinien die größte
Industriestadt Bayerns. Nach dem
Zweiten Weltkrieg entwickelte sich
München zur Medien-, Dienstleistungs-
und IT-Metropole, nach New York ist
München sogar weltweit die Verlags-
stadt Nummer 2.
Der wirtschaftliche Erfolg der Stadt
hat aber auch eine Kehrseite in Ge-
stalt des Wohnungsmangels, der Woh-
nungssuchende verzweifeln lässt und
Mieten in die Höhe treibt. Die Bewäl-
tigung der wachsenden Aufgaben der
Stadt bedarf eines engen Schulter-
schlusses auch mit der Wirtschaft.
Dies hilft bei der Entwicklung neu-
er Wohnquartiere, der Schaffung von
Wohnraum und von Kindertagesstät-
ten oder der Bewältigung des stetig
wachsenden Verkehrsgeschehens.
Ich begrüße die vorliegende Darstellung
der Bedeutung und Geschichte wich-
tiger Münchner Betriebe, die zugleich
Akteure der Stadtentwicklung sind.
Vorwort
Dieter Reiter.