Seite 27 - Gemeinde Niederau - Leben, Arbeiten und Erholen

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rene Bergleute von Freiberg
im Januar 1837 begonnen.
Insgesamt wurden für den
Tunnelbau 694.122 Kubik­
meter Erdreich und Aushub­
massen bewegt. Für die
Gerüste benötigte man rund
2.400 Holzstämme. Für Mau-
erwerk und Gewölbefläche
wurden 12.700 Sandsteinqua-
der und 141.000 sogenannte
Grandstücke benötigt. Der
Sandstein wurde aus der Säch-
sischen Schweiz gebrochen.
An der Baustelle waren in etwa
500 Bergleute aus der Freiber-
ger Gegend und bis zu 1.200
Arbeiter aus den umliegenden
Ortschaften und vor allem aus
Schlesien beschäftigt.
Der Tunnel wurde nicht, wie
es heute üblich ist, an einem
Ende begonnen und der Länge
nach in den Berg getrieben.
Die Bergleute senkten nach
ihrer gewohnten bergmänni-
schen Art vier Stollen senk-
recht in den Berg hinein. Diese
20 m tiefen und 3 m breiten
Schächte dienten zugleich als
Förderschächte.
Vom Grund dieser vier Stollen
trieben die Bergleute waage-
recht Verbindungsstollen
soweit, bis die volle, lichte
Höhe des Tunnelgewölbes
erreicht war. Die Tunnelstollen
boten bemerkenswerte geo-
logische Aufschlüsse. Außer
Plänermergel befanden sich
im Inneren des Hügels noch
Gneis, Granit- und Grünsand-
stein. Die leichte Verwitterung
machte eine völlige Aus-
mauerung des Tunnelgewölbes
notwendig, was die Kosten
〉〉
Statistische Daten rund
um den Tunnel:
Baubeginn:
Januar 1837
Einweihung:
7. April 1839
Freigabe:
Oktober 1839
Länge:
513 m
Breite:
7,5 m
Höhe:
6,0 m
Sohlentiefe:
18 m
Strecke:
• 1839 eingleisig
• Teilstrecke Radebeul
Weintraube bis Oberau
wurde am 16.September
1838 eröffnet
• ab 01. Oktober 1840
zweigleisig
• Entfernung nach
Leipzig 93 km und
nach Dresden 27 km
• Fahrtdauer 2 ¾ Stunden
Dresden – Leipzig
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DI E ERSTE DEUTSCHE FERNE I SENBAHNL INI E
Die erste deutsche Ferneisen-
bahnlinie von Leipzig nach
Dresden ist mit dem Namen
Friedrich List eng verbunden.
Erstaunlich ist es für uns heute,
wenn wir von den Schwierig-
keiten lesen, die sich bei der
Vorbereitung und beim Bau
der Strecke ergaben. Um sei-
nen Plan recht bald in die
Wirklichkeit umsetzen zu kön-
nen, wendete sich Friedrich
List in einer Schrift an das
sächsische Volk. Er wies darin
auf die Bedeutung dieser
Eisenbahnlinie für unsere Hei-
mat hin und suchte Anhänger
für seine Idee. Seine Gedanken
über die sächsischen Eisenbah-
nen veröffentlichte Friedrich
List in einer Schrift mit dem
Titel „Über ein sächsisches
Eisenbahnsystem als Grund-
lage eines allgemeinen
deutschen Eisenbahnsystems
und insbesondere über die
Anlegung einer Eisenbahnlinie
von Dresden nach Leipzig“.
Trotz der Ablehnung der
damaligen sächsischen Regie-
rung, der Proteste der sächsi-
schen Post, der Gastwirte, der
Fuhrunternehmer, der Stell-
macher und der Bauern konnte
1837
mit dem Bau der Strecke
begonnen werden. Diese erste
große deutsche Eisenbahnlinie
von Leipzig nach Dresden barg
drei besondere Schwierigkei-
ten in sich, die den Erbauern
viel Kopfzerbrechen bereite-
ten. Bei Riesa musste die Elbe
überquert werden, der Bau
eines Einschnittes bei Machern
in der Nähe von Leipzig und
bei Oberau war ein für dama-
lige Zeit unüberwindbarer
Bergrücken von ungefähr
39 Metern Höhe zu überwin-
den. Die Bauleitung entschloss
sich zum Bau des Tunnels bei
Oberau. So entstand dort der
erste Eisenbahntunnel auf
deutschem Boden. In der Zeit
von 1836 bis 1839 wurde die
Fernstrecke Dresden – Leipzig
mit einer Länge von
120 km
gebaut und im Januar
1837
begannen die Arbeiten am
Tunnelbau.
Erster deutscher Bahntunnel
Oberau 1839 – 1934
Der Tunnel war ursprünglich
in einer Länge von 812 m
geplant, konnte jedoch durch
Anlegen von Einschnitten auf
513 m gekürzt werden. Nach
einem vom Oberbergamt Frei-
berg ausgearbeiteten Plan wur-
den die Arbeiten durch erfah-
Die erste deutsche Ferneisenbahnlinie