Seite 28 - Gemeinde Niederau - Leben, Arbeiten und Erholen

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beträchtlich erhöhte. Der Bau
dieses Tunnels kostete der
Eisenbahn-Compagnie damals
um die 300.000 Taler. Außer
den Bahnwärterhäusern ent-
standen auch mehrere Häuser
an und auf dem Tunnel, die
später zum Teil wieder abge-
rissen wurden.
Oberauer Haltepunkt:
Der Bahnhof Oberau entstand
durch die Übernahme der
vorhandenen Gebäude der
Baustelleneinrichtung des
Tunnelbaus und wurde auch
von der Meißner Bevölkerung
begrüßt und stark in Anspruch
genommen. Er befand sich
östlich am Tunneleingang und
wurde bis zum 14. Mai 1842
genutzt. Täglich wurden zwei
Zugpaare im Personenverkehr
und zwei Güterzüge in jede
Richtung abgefertigt. Durch den
Bau des zweiten Gleises nahm
der Güterverkehr enorm zu.
Bahnhof Niederau:
Am 15. Mai 1842 erfolgte
die festliche Einweihung des
Niederauer Bahnhofes mit
gleichzeitiger Übergabe der
schnurgeraden Verbindungs-
straße von Meißen nach
Niederau.
Die Bedeutung des Bahnhofes
gewann durch das Ansiedeln
von Industrie in unserer
Gegend, z. B. bestand 1864
eine Teerproduktfabrik, die von
den Rütgerswerken aus Berlin
übernommen wurde und 1868
wurde unter der Fa. Lohse und
Rothe die Dachpappenfabrik
gegründet, die jeweils ein Son-
dergleis bzw. eine Zwei-Gleis-
anlage bekamen.
Abriss des Oberauer Tunnels
1933 – 1934:
Mit der gewaltigen Entwick-
lung der Technik Anfang dieses
Jahrhunderts stieg auch der
Eisenbahnverkehr ins Riesen-
hafte. Nicht nur 10 – 20 Züge
durchquerten täglich den
Tunnel, sondern es waren über
100 Züge. Für die Schnellzüge
war die notwendige Benutzung
auf die Dauer unmöglich. Sein
geringer Querschnitt ließ es
nicht zu, dass sich innerhalb
des Tunnels zwei Züge begeg-
neten. Der Gleisabstand
betrug 3,10 m statt der erfor-
derlichen 4,00 m. Der Tunnel
wurde für die Entwicklung der
Eisenbahn zum Verkehrshin-
dernis. Außerdem verschlech-
terte sich der Zustand des
Tunnelgewölbes infolge von
Auswitterung. Da die Ver-
größerung und Reparatur des
Tunnels größer waren als der
Abbruch, entschloss sich die
Reichsbahn, den Tunnel
abzutragen. Die Abbruch-
arbeiten begannen am 1. Juli
1933 und bereits am
13. September 1934 konnte
der Verkehr in beiden Richtun-
gen wieder voll aufgenommen
werden. Die Kosten des
Tunnelabbaus betrugen
1,5 Millionen Mark. Es
mussten allein 360.000
Kubikmeter Erdreich bewegt
werden. Der 23. Mai 1934
stellte in der Geschichte des
Oberauer Tunnels einen
besonders denkwürdigen Tag
dar. Zum letzten Male fuhr an
diesem Tag ein Zug in den
Tunnel ein. Danach beseitigten
gewaltige Sprengungen den
Rest des einst so stolzen
Tunnels, der 94 Jahre bestand.
Heute durchfahren die Züge
an Stelle des ehemaligen
Tunnels einen 18 m tiefen Ein-
schnitt. Das Oberauer Tunnel-
denkmal am Streckenkilometer
92,3 erinnert als letzter Zeuge
heute an das ehemals hochbe-
deutende Bauwerk, das älteste
Kunstbaudenkmal auf der ers-
ten großen Eisenbahnstrecke
Deutschlands, den Oberauer
Tunnel. Das Tunneldenkmal ist
etwa 9 Meter hoch und besteht
aus Sandsteinquadern, die aus
der östlichen Bekrönung des
Tunnelportals stammen. Der
unter Denkmalschutz ste-
hende Gedenkstein befindet
sich an der Oberkante der
Dammböschung in der Nähe
der Tunnelhäuser und neben
der Straßenbrücke der B177
(Meißen – Radeburg). An der
Grabenseite des Sockels
befindet sich das sächsische
Wappen.
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