Informationsbroschüre des Marktes Oberkotzau

Die Geschichte Oberkotzaus Der heute ca. 5.400 Einwohner zählende Markt Oberkotzau gehört zweifelsfrei zu den ältesten Ansiedlungen im nordostober- fränkischen Raum. Über die Gründung selbst liegen zwar keine urkundlichen Nachweise vor, doch lassen geschichtliche Überliefe- rungen sowie einige geschichtliche Funde auf ein sehr hohes Alter schließen. Nach den ortsgeschichtlichen Überlieferungen fällt die Zeit der Gründung in die Jahre 640 bis 642 n. Chr. Unerforscht ist noch, ob es sich bei Oberkotzau nicht vielleicht sogar um eine vorgeschichtliche Ansiedlung handelt. Ein im Jahre 1895 / 96 ge- fundenes Bronzebeil oder Celt, die Freilegung eines vermutlich germanischen Brandgrabes bei Haideck und ein in ziemlicher Tiefe gefundener Eichenrost sind vorgeschichtlicher Art und dürften auf die jüngere süddeutsche Hügelgräberbronzezeit, also auf etwa 3000 Jahre v. Chr., zurückgehen. Oberkotzau entstand aus drei verschiedenen Ansiedlungen am Zusammenfluss von Sächsischer Saale und Schwesnitz. Einer der Ortsteile hieß Schwesnitz(-dorf), zeitweise Schwandewitz, nach dem Bach, an dem er gelegen ist. Dieser Name ist auf das slawische Wort „svirza“, zu deutsch Kiefer, zurückzuführen und weist auf die mit Kiefern bewaldeten Hänge rechts und links des Bachlaufs ober- halb der Ortschaft hin. Er läßt ebenso auf ursprünglich slawische Besiedlung schließen, wie der Name des im Dreieck zwischen Saale und Schwesnitz gelegenen mittleren Ortsteils „Koczawe – Kotzau“, abzuleiten aus dem sIawischen Wort „kotice“ = umzäunter Platz. Zu denken ist an eine einfache Befestigung mit Holz palisaden auf der in das Dreieck von Südosten her hineinreichenden Felsnase, später, mutmaßlich in der ottonischen Zeit im 10. Jahrhundert, zur Burg ausgebaut. Sie diente, wie andere Befestigungen rings um Hof, als Bollwerk gegen kriegerische Einfälle der Sorben, ursprünglich aber zur Sicherung des in Süd-Nordrichtung verlau- fenden Fernhandelsweges über Hof nach Sachsen und Thüringen. Kotzau könnte Beherbergungsort an diesem Fernweg gewesen sein, wofür typischerweise spricht, dass seine Kirche dem Heiligen der Fernhändler, St. Jakobus, geweiht ist. Der dritte, sicherlich jüngste Ortsteil, das links der Saale gelegene „Saaldorf“, ist offenbar der ersten Phase der deutschen Besied- lung zuzurechnen. Eine wahrscheinlich mit den Diepoldinger Grafen von Gingen- Vohburg in der Mitte des 12. Jahrhunderts n. Chr. ins Land ge- kommene und in Kotzau als Ministerialen eingesetzte Adels- familie gehörte als Herren von Kotzau dem vogtländischen Uradel an. Sie gewann im Verlauf weniger Jahrzehnte Wohlstand und Bedeutung und war mit den Vögten von Weida verschwägert. Das alles ergibt sich und lässt sich schließen aus einer Urkunde vom 26. März 1234, mit der der Ort Kotzau erstmals urkundlich erwähnt wird. Kotzau war (ähnlich dem Vogtland) Königsland. Die Ritter von Kotzau wurden damit unmittelbar vom deutschen König belehnt, zum Beispiel 1298 Konrad von Kotzau durch König Albert. Als sog. reichsunmittelbares Lehen verfügte es über seltene Sonder- rechte wie kaiserliche Freiung (= Ort, in dem ein Straftäter Asyl vor Blutrache und Schnelljustiz genoss) und Hohe Gerichtsbarkeit. Das letzte Todesurteil in Oberkotzau wurde 1728 über eine Kinds- mörderin verhängt. Faktisch geriet Kotzau aber zunehmend in die Botmäßigkeit der Burggrafen von Nürnberg, d. i. Markgrafen von Brandenburg-Kumbach (Plassenburg), nachmals Bayreuth. Erst als die Markgrafschaft im modernen Verwaltungs- und Rechtsstaat aufging (1791 bis 1810 Königreich Preußen, ab 1810 Königreich Bayern), fanden die hoheitlichen Rechte der Gutsherrschaft (u. a. Hohe und Niedere Gerichtsbarkeit, Handwerksregale, Erhebung von Abgaben) ein Ende. Bereits imMittelalter durften inmitten der vorwiegend bäuerlichen Bevölkerung Juden angesiedelt werden, ursprünglich bedeutende Fernhändler. Sie brachten besonders den Viehhandel in Oberkotzau zur Blüte. 1444 „bestätigte“ Kaiser Friedrich III. „den Besitzern von Ort und Feste Kotzau“ das – möglicherweise schon viel früher € Schloss um 1606 © Udo Krausch Schloss heute © Markt Oberkotzau } 10

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