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dem am königlichen Hof geschulten
Repräsentationsbedürfnis von Mein-
werk kaum genügt haben. So machte
sich der neue Bischof umstandslos
daran, Paderborn nach seinen Vor-
stellungen und seinen Bedürfnissen
umzubauen.
Er verwandelte Bischofssitz und
Stadt in eine große, langwährende
Baustelle, ließ Dom und Kaiserpfalz
neu errichten und baute sich selbst
einen großzügigen Bischofspalast.
Byzantinische Handwerker, die
Meinwerk wahrscheinlich von einer
seiner zahlreichen Reisen im Königs-
dienst aus Italien mitbrachte, schufen
für ihn die Bartholomäuskapelle –
die älteste bekannte Hallenkirche
nördlich der Alpen und das einzige
Bauwerk, das das Jahrtausend seit
Meinwerk fast unbeschadet über-
standen hat.
Eine große Mauer umschloss die
Gebäude und sicherte die Domburg.
Ihre monumentalen Ausmaße kann
man immer noch an einigen Stellen
der Stadt bewundern. In der Mitte
der Domburg lag ein 250 x 300 Meter
großer gepflasterter Platz, der auch
das große Gefolge eines königlichen
Herrschers aufnehmen konnte.
So war Meinwerk in der Lage, dem
König, der ohne feste Residenz
durchs Land zog, eine repräsentative
Unterkunft in der Paderborner Pfalz
zu bieten – und genau darauf legte es
der Paderborner Bischof gezielt an.
Zehnmal war allein Heinrich II. an
der Pader, sein Nachfolger Konrad II.
weilte in Paderborn häufiger als an
jedem anderen Ort im Reich.
Der kleine Bischofssitz wurde zu einer
der ersten Adressen. Das kostete
viel Aufwand, aber die guten Bezie-
hungen brachten reichen Gewinn:
Privilegien, Übertragungen von
Klöstern, Grafschaften und Grund-
besitz. Die Wirtschaftskraft des Bis-
tums wuchs unaufhörlich, die Stadt
belebte sich. Bauhandwerker kamen
von weit her, neue Siedlungsareale
entstanden. Meinwerk wurde, nach
Karl dem Großen, zum zweiten
Gründer der Stadt.
Lange hat der Aufschwung Pader-
borns nach Meinwerks Tod im Jahr
1036 nicht gehalten. Die Stadt rückte
wieder an den Rand des politischen
Geschehens. Meinwerks Dom brannte
schon 1058 bis auf die Grundmauern
nieder, seine Pfalz verlor an Bedeu-
tung. Die Ruine wurde 1263 mit Ab-
bruchschutt des Doms überdeckt,
überbaut und vergessen. Nur die
Bartholomäuskapelle steht neben
dem Dom noch in ihrer alten Schön-
heit da.
Und dennoch: Selbst nach einem
Jahrtausend prägt Meinwerks Gestal-
tungswille die Stadt. Meinwerk hatte
sich nicht nur auf die Domburg be-
schränkt, sondern im Westen das
Abdinghofkloster und im Osten das
Busdorfstift bauen lassen. Wahr-
scheinlich sollten die beiden Kloster-
kirchen, die die Längsachse des Doms
verlängern, Arme eines gigantischen
Kirchenkreuzes sein, das sich über
die ganze Stadt gezogen hätte. Bis
heute ist der Blick von Westen auf
die Abdinghofkirche, den dahinter-
liegenden Dom und die weiter ent-
fernte Busdorfkirche ein beliebtes
Fotomotiv – Meinwerks monumen-
tale Inszenierung funktioniert bis
heute.
Eklat zur Krönung
Ausgerechnet während der Krönung
von Königin Kunigunde in Pader-
born im Jahr 1002 kam es zu einem
Eklat: Bayern aus dem Gefolge des
Königs und einheimische Sachsen
lieferten sich blutige Kämpfe. Wahr-
Eine Nachbildung der Ab-
deckung von Meinwerks
Sarkophag in der Krypta
der Abdinghofkirche. Als
er 1036 starb, wurde Mein-
werk, wie er es gewünscht
hatte, dort bestattet. Heute
ruhen seine Gebeine in der
Busdorfkirche – auch sie
geht auf Meinwerk zurück.
Foto: Flüter
scheinlich ging es um die große
Menge an Lebensmitteln, die die
Bauern aus dem Umland für die
königlichen Gäste bereitstellen
mussten. „Völlig besiegt“ von den
Sachsen flohen die Bayern in die
königliche Hofburg, wo ein adeliger
Diener des Königs „von einem Speer
durchbohrt“ zu Boden sank. So be-
richtete es Thietmar, Bischof von
Magdeburg.
Der gerade erst gekrönte Heinrich II.
könnte hinter den Geschehnissen
Mitbewerber um seinen Thron ver-
mutet haben. Nachweisbar waren er
und seine Gattin danach nicht gut
auf Paderborn zu sprechen. Die Stadt
wurde jahrelang in keiner Urkunde
mehr erwähnt. Das änderte sich erst
mit Meinwerks großzügiger Schen-
kung des Guts Bökenförde im Jahr
1006 – eine atmosphärische Verbes-
serung, die den Hofkaplan für sein
zukünftiges Amt empfahl.
Das Stadtbild, wie es Meinwerk gewollt hat –
Blick von Westen auf die Abdinghofkirche
und den dahinterliegenden Dom.
Foto: Stadtarchiv Paderborn
Darstellung von Meinwerk
im Fürstenberg-Denkmal
im Dom
Foto: Stadtarchiv
Paderborn/Huttrop