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1009
I
m Frühjahr des Jahres 1009 ließ
König Heinrich II. Bischöfe und
Fürsten zu sich kommen, um mit ih-
nen zu beraten, wer Nachfolger von
Rethar, dem verstorbenen Bischof
von Paderborn, werden sollte. Dann
rief er Meinwerk zu sich, den Kaplan
der Hofkapelle. Mit „gewohnter Lie-
benswürdigkeit“ reichte der König
Meinwerk einen Handschuh mit den
Worten: „Nimm“. Der scheinbar un-
verhofft Beschenkte zögerte. Schließ-
lich, so sein Einwand, könne er mit
seinem eigenen Vermögen ein glän-
zenderes Bistum gründen als das von
Paderborn. Doch der König ließ
Widerspruch nicht zu. Er wünsche,
so Heinrich II., dass Meinwerk dem
Bistum in der Not zur Hilfe komme.
So steht es in der Vita Meinwerci, der
Biographie des Bischofs Meinwerk.
Das Werk entstand 130 Jahre später
und ist die Hauptquelle für Mein-
werks Leben, auch wenn es oft nur
Legenden wiedergibt. Das war hier
nicht anders, denn die Bestellung
zum Paderborner Bischof war alles
andere als überraschend. Aber der
Bericht hat auch einen wahren Kern.
Er gibt die freundschaftliche Bezie-
hung zwischen dem
König und Meinwerk
wieder und beschreibt
die grundsätzliche Situa-
tion zwischen dem reichen,
in das königliche Bezie-
hungsnetzwerk eingebun-
denen Meinwerk und dem verarm-
ten, offensichtlich wenig ange-
sehenen Bistum.
Der 975 geborene Meinwerk stamm-
te aus dem einflussreichen und ver-
mögenden sächsischen Adelsge-
schlecht der Immedinger. Als Nach-
geborener war er für die geistliche
Laufbahn vorgesehen. Während der
gemeinsamen Schulzeit in Hildes-
heim waren der spätere König
Heinrich II. und Meinwerk Freunde
geworden.
Ende der 990er Jahre machte ihn
Kaiser Otto III. zum Kardinals-
diakon in seiner Lieblingsresidenz
Aachen. Die Mitgliedschaft in der
Hofkapelle war ein Karrieresprung-
brett. Die Kapläne übernahmen
Ämter in Hofverwaltung und Kanz-
lei, als Berater des Königs und im
Königsgericht oder sie erhielten als
treue Gefolgsleute ihres Königs Bis-
tümer.
Einige Jahre vor der Bischofswahl
hatte Meinwerk dem König das Gut
Bökenförde bei Lippstadt überlassen.
Im Oktober 1006 schenkte Heinrich
der Paderborner Kirche das Gut.
Diese durchschaubare Transaktion
stellte bereits klar, dass der vermö-
gende Meinwerk aussichtsreichster
Kandidat für die Nachfolge Rethars
war. Eine Überraschung war die
Übertragung des Bischofsamtes
nicht, eher ein Stück wohlüberlegte
Machtpolitik.
Das wenige Jahre zuvor abgebrannte
Paderborn mit seinem nur notdürftig
wiederhergestellten Dom aber dürfte
Bis heute ist er einer der größten Bauherren der Stadtgeschichte: Meinwerk,
von 1009 bis 1036 Bischof in Paderborn. Er überzog Domburg und Umgebung
mit repräsentativen Bauten und machte Paderborn zu einem der beliebtesten
Aufenthaltsorte der Könige.
Der größte Bauherr der Stadt
Das Innere der Abdinghofkirche von Süd-
westen vor der Profanierung 1802, Zeich-
nung von Franz-Josef Brandt aus der Zeit um
1820–1830 im Besitz des Altertumsvereins
Paderborn
Foto: Stadtarchiv Paderborn
Viele Abbildungen zeigen die Abdinghof-
kirche zusammen mit Meinwerk – Hinweis
auf seine Rolle als Gründer des Klosters,
Statue in der Abdinghofkirche
Foto: Flüter