Informationsbroschüre der Gemeinde Rangendingen

5 Doch auch heftige innerdörfliche Konflikte wurden in Rangendingen ausgetragen, die sich u. a. in der Hexenverfolgung äußerten. Zwischen 1598 und 1627 hat Rangendingen 18 von den insgesamt 73 Hexenopfern in der Grafschaft an die Hechinger Richter ausgeliefert. Auch der Jagdstreit zog sich bis zum Landesvergleich im Jahr 1798 hin. Wenn man so will, bildete die Revolution von 1848 hierzulande das letzte bäuerliche Aufbegehren gegen die Herrschaft. Beim Sturz des Fürsten Friedrich Wilhelm Konstantin am 11. Mai 1848 und später im 58er Ausschuss spielten die Rangendinger eine bedeutende Rolle. Gemeinsam mit den anderen Unterlandgemeinden gebärdeten sie sich meist radikaler als die gemäßigten Killertalgemeinden. Mit der Bevölkerungsexplosion des 18. Jahrhunderts (nach dem 30-jährigen Krieg zählte Rangendingen rund 250 Einwohner, 1842 jedoch schon 1297) war hier wie überall die Überlebensfrage der überwiegend landwirtschaftlich ausgerichteten Gemeinde gestellt. Neben den Auswanderungen vornehmlich nach Ungarn und später in die Neue Welt ist die Verbreiterung der Gewerbestruktur zu nennen. Hier spielte insbesondere die Leinenweberei bis zum Ersten Weltkrieg eine herausragende Rolle. Die Industrialisierung Rangendingens verdankt sich der Initiative jüdischer Unternehmer aus Hechingen. Die Hechinger Firmen Carl Löwengard und Levi gründeten um die Jahrhundertwende in Rangendingen Textilbetriebe, die zeitweise jeweils bis zu 300 Mitarbeiter beschäftigten. Im Laufe des Ersten Weltkrieges wurden aus Rangendingen 286 Männer (1/5 der Einwohnerschaft) zum Kriegsdienst einberufen. In den Jahren 1914 bis 1918 starben 55 Rangendinger Soldaten. Von 65 Höfendorfer Kriegsteilnehmern blieben 11 im Krieg, Bietenhausen hatte 18 Gefallene zu beklagen. Zwischen den Kriegenwar die Gemeinde hochverschuldet. Dennoch konnte 1926 mit dem Bau einer Wasserleitung begonnen werden, die zu Weihnachten 1926 in Betrieb genommen wurde. Der Wasserpreis betrug damals 20 Pf./m³. Nachdem im März 1935 die allgemeine Wehrpflicht eingeführt wurde, wurden am 09.08.1935 die Jahrgänge 1914/15 aus Rangendingen nach Hechingen zur Musterung einberufen. Im Laufe des Zweiten Weltkrieges wurden aus Rangendingen 293 Männer einberufen (1/7 der Einwohnerschaft) von denen 81 als Gefallene und 46 als Vermisste im Krieg blieben. Aus Höfendorf nahmen 60 Personen am für Haigerloch. Dieses klare Ergebnis führte dazu, dass am 10. März 1972 die feierliche Unterzeichnung der Eingliederungsverträge stattfand. Höfendorf und Bietenhausen wurden im vollen Umfang in die stürmische Entwicklung Rangendingens einbezogen. Einschließlich Bietenhausen und Höfendorf zählte die Gemeinde damals 3.450 Einwohner. Alle drei Teilorte profitierten in erheblichem Maße aus den in den 80er Jahren vom Land unterstützten Dorfentwicklungsmaßnahmen in Bietenhausen und Höfendorf bzw. der Ortskernsanierung in Rangendingen. Die Gemeinde hat in allen drei Teilorten eine sehr gute Infrastruktur mit vielen verschiedenen privaten und öffentlichen Dienstleistungen und Einrichtungen. Krieg teil, 25 von ihnen sind gefallen oder blieben vermisst. Bietenhausen hatte 14 Gefallene und 3 Vermisste zu verzeichnen. Am 20.04.1945 wurde die Gemeinde besetzt. Die Besatzungstruppen zogen am 20.02.1946 wieder ab. Anschließend wurde ein Bürgerkomitee einberufen, dessen Vorsitzender Melchior Birkle wird. Er wurde am 15.09.1946 bei den ersten ordentlichen Wahlen nach dem Krieg als Bürgermeister bestätigt. Ihm folgten seither 1948 Bürgermeister Joachim Schäfer, 1976 Bürgermeister Otto Wannenmacher, 2000 Bürgermeister Johann Widmaier und 2021 Bürgermeister Manfred Haug. Nach dem Krieg konnte die Industrialisierung der Gemeinde weiter vorangetrieben werden. Am 5. Mai 1947 gründete Dr. Alexander Grupp die Fa. Tubex GmbH, Rangendingen. Die Firmen Maute (Textil), Tubex (Tuben, Verpackungen), Haber und Strobel (Holzsohlen), Leonhardt (Bettwäsche), Buhmann (Apparatebau), Taxis (Bürobedarf) und Gebrüder Conzelmann (Textil) beschäftigten Ende 1950 schon 306 Personen in der Gemeinde. Der Haupterwerbsanteil der Land- und Forstwirtschaft sank zwischen 1950 und 1987 von 48 % auf 1 %. Im Jahr 1972 wurde die Gemeindereform vollzogen. Nach monatelangem Buhlen zwischen der Stadt Haigerloch und der Gemeinde Rangendingen um die Gunst der kleineren umliegenden Ortschaften entschieden sich am 23.01.1972 anlässlich einer Befragung 76,5 % der Bürger Bietenhausens für einen Anschluss an Rangendingen, 23,5 % für Haigerloch. 82,6 % der Bürger Höfendorfs entschieden sich für einen Anschluss an Rangendingen, 17,4 % Wappen von Rangendingen In Gold ein aufgerichteter schwarzer Bär, der in den Vorderpranken einen roten Ast mit drei nach links gerichteten grünen Lindenblättern hält. – Flaggenfarben: Rot-Gelb. Der Bär ist das Attribut des Kirchenpatrons St. Gallus. Nach der Legende hat der Bär dem Einsiedler Gallus Holz für das Feuer herbeigetragen. Der Bär ist auch das Wappentier des Klosters St. Gallen, das um 800 Besitz in Rangendingen hatte und von dem wohl der Kirchenpatron herrührt. Der Lindenast bezieht sich auf den Ritter Heinrich von Lindach, der einem Eintrag im Seelbuch der Pfarrei Rangendingen vom Jahre 1466 zufolge ein Wohltäter der Gemeinde war. Das Wappen und die Flagge wurden am 9. Februar 1970 vom Innenministerium verliehen.

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