Seite 17 - Regensburg - Im Spiegel der Zeit

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Regensburg im Spiegel der Zeit
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aber nichts entgegenzusetzen. Die
Brandschichten, die von den Archäolo­
gen ausgegraben wurden, waren mit
Waffenteilen durchsetzt, das heißt, in­
mitten des brennenden Lagers wurde
noch erbittert gekämpft. Genützt hat
es nichts. Die Markomannen löschten
die erste römische Besiedelung in der
Regensburger Bucht aus und drängten
weiter nach Süden vor.
Kaiser Marc Aurel eilte mit einer Streit­
macht nach Carnuntum (40 Kilometer
östlich von Wien), um persönlich den
Abwehrkampf gegen die Markoman­
nen zu führen.
Der erste Markomannenkrieg dauerte
bis 175 n. Chr. und endete mit einem
Sieg der Römer, aber Marc Aurel er­
kannte wohl, dass dies noch keinen
dauerhaften Frieden bedeutete. Was
in Regensburg geschehen war, durfte
nicht noch einmal passieren.
einzuziehen. Einen Überfall germani­
scher Stämme erwartete die Militär­
führung wohl nicht, sie wollte aber die
bereits genannten Schwachstellen der
Grenze durch das Naab­ und Regental
nicht aus den Augen lassen. Und genau
hier bahnte sich auch die Katastrophe
für das Kumpfmühler Kastell an.
Die Markomannen, die sich vor allem in
Böhmen niedergelassen hatten, rüsteten
sich etwa ab dem Jahr 166 n. Chr. zum
Sturm auf Rom. Zwischen Regensburg
und Wien fielen sie auf breiter Linie
in die Provinzen Noricum und Raetien
ein. Die Hauptstreitmacht wandte sich
Richtung Süden, während kleinere
Gruppen westwärts zogen.
Die Römer in Kumpfmühl sahen das
Unheil wohl kommen, sonst wäre der
oben erwähnte Schatz nicht vergraben
worden. Das kleine Kohortenlager
hatte dem Ansturm der Germanen
Das Dorf bot alles, was ein Einwohner
des Imperium Romanum als Mindest­
standard betrachtete, zum Beispiel
eine Thermenanlage mit einer gro­
ßen Halle und Schwimmbecken zur
Entspannung, Freizeitgestaltung und
E
Hygiene. Zur Grundversorgung ge­
hörten auch zahlreiche Handwerker,
darunter mehrere Töpfereien, eine
Bronzegießerei und eine Ziegelei.
Ein weiteres ähnliches Dorf entstand di­
rekt an der Donau im Bereich des heuti­
gen Bismarckplatzes und Arnulfplatzes.
Möglicherweise stand hier auch ein
zweites Kastell, Belege dafür wurden
aber bisher nicht gefunden. Doppel­
Kastelle waren jedoch an strategisch
wichtigen Punkten durchaus üblich.
Das Kumpfmühler Kohortenkastell und
die beiden Zivilsiedlungen sind zwar
noch nicht als Stadt zu bezeichnen,
dennoch zieht mit diesen Siedlungen
erstmals urbanes Leben in der Regens­
burger Bucht ein, und ein Schatzfund
von 1989 mit 25 Gold­ und mehr als
600 Silbermünzen sowie einer Menge
Gold­ und Silberschmuck zeigt, dass
damit auch ein reges und lukratives
Wirtschaftsleben einherging.
So führten die Römer rund 100 Jahre
lang am Donauknie ein beschauliches
und angenehmes Dasein. Das Kastell
hatte angesichts seiner Stärke besten­
falls die Aufgabe, die Grenze zu über­
wachen, zu kontrollieren und ggf. Zölle
Süden, die das Lager nun mit der Pro­
(Augsburg) verband.
Im Laufe des ersten Jahrhunderts ent­
wickelte sich das Vicus zu einer leben­
digen Kleinstadt. Ein buntes Volk aus
Zuwanderern, vor allem aus Gallien
und aus dem Donauraum, ließ sich hier
nieder. Entlang der Straße nach Augs­
burg bauten Händler, Handwerker und
Gastwirte sogenannte Streifenhäuser,
zunächst aus Holz, später aus Stein.
Die rund 20 Meter langen und 12 Me­
ter breiten Gebäude waren zur Straße
ausgerichtet und mit einer Vorhalle
überdacht. Im vorderen Bereich befan­
den sich Verkaufsläden, Garküchen und
Wirtsstuben, dahinter schlossen sich
Wohnräume und Werkstätten an. Zu
den Häusern gehörte meist auch ein
Gemüsegarten mit Brunnen.
Vor dem Osttor des Kastells lokalisier­
ten die Archäologen den Marktplatz
des Dorfes, durch den auch die Fern­
straße nach Augsburg verlief.
Rekonstruktion des Lagers in Kumpfmühl, Historisches Museum Regensburg
Der Gold­ und Silberschatz von Kumpfmühl,
Historisches Museum Regensburg
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