Energie und Bauen in Sankt Augustin

13 Neubau Sie haben die Entscheidung getroffen, ein eigenes Haus zu bauen und auch das dazu passende Grundstück? Auch in den kommenden Jahren ist mit einem weiteren An- stieg der Betriebskosten zum Wohnen (Wärme und Strom) zu rechnen. Darum sollten Sie sich schon frühzeitig mit dem Thema Energieeffizienz auseinandersetzen. In der Energie- einsparverordnung (EnEV) wurde eine Obergrenze für den Verbrauch von Primärenergie für jedes Gebäude festgelegt. Auf welche Art und Weise die Einhaltung dieser Obergren- ze erfolgen soll, ist dann im jeweiligen Einzelfall, also für jedes Gebäude einzeln betrachtet, zu ermitteln und zu entscheiden. Zunächst einmal wird ein individuelles sogenanntes Referenz- gebäude betrachtet, das in seiner Gestaltung und Größe genau dem geplanten Gebäude entspricht. Dann werden die einzelnen Bauteile und -flächen des gewählten und des Referenzgebäudes miteinander verglichen. Es wird betrachtet, ob die jeweiligen gesetzlichen Anforderungen an die Wärmeleitfähigkeit mit der Wärmeleitfähigkeit der gewählten Materialien übereinstimmen. Wird als Baumaterial einer Außenwand beispielsweise ein Material gewählt, das mehr als das gesetzlich zulässige Maß an Heizenergie an die Außenwelt abgibt, muss dieser „Mangel“ an anderer Stelle wieder ausgeglichen werden. Primärenergie ist Energie in ursprünglicher noch nicht aufbereiteter Form wie beispielsweise Rohöl, Kohle, Uran, Solarstrahlung oder Wind. Energie wird in Kilowatt­ stunden (kWh) gemessen. Beispiele: 1 kg Erdöl entspricht ca. 11,8 kWh Energie 1 kg Holz entspricht ca. 4,1 kWh Energie Endenergie ist Energie in der Form, wie sie dem Verbraucher zugeführt wird, z. B. Erdgas, Heizöl, Strom, Fernwärme. Klimaschutz ist integraler Bestandteil des Stadtentwicklungskonzeptes Sankt Augustin 2025.” Rainer Gleß, Erster Beigeordneter Stadt Sankt Augustin Auch die gewählte Bauform eines Hauses – freistehend, einseitig als Doppelhaus oder beidseitig als Reihenhaus an- gebaut – hat Auswirkungen auf die Menge an Wärme, die maximal über die Gebäudehülle verloren gehen darf. Verein- facht ausgedrückt heißt das: Ein freistehendes Einfamilienhaus muss höhere Anforderungen an die Wärmedämmeigenschaften der Außenwände, des Daches und des Kellerbodens erfüllen als ein gleich großes Reihenhaus. Bei der vergleichenden Be- trachtung des Entwurfsgebäudes und des Referenzgebäudes werden die gesamte Gebäudehülle, die Anlagentechnik, die Wahl des Energieträgers für die Wärmegewinnung und auch energetische Schwachstellen wie Fenster, Türen, Wärmebrücken und Fugen untersucht und hinsichtlich ihrer jeweiligen Energie­ effizienz bewertet. Was ist Primärenergie und was ist Endenergie? Endenergie ist die für Heizung und Warmwasserbereitung im Haus eingesetzte Energie. Im Unterschied zur Endenergie berücksichtigt der Primärenergiebedarf noch zusätzlich die Verluste, die bei der Gewinnung des Energieträgers an seiner Quelle, für die Aufbereitung und für den Transport des Energie- trägers anfallen. Wie erreicht man eine günstige Energieeffizienz bei einem Neubau? Je kompakter ein Haus gebaut ist, desto günstiger sieht seine Energiebilanz aus, weil weniger Wärme durch die Gebäudehülle verloren gehen kann. Je stärker sich die Gebäudeform einem Würfel annähert, desto kompakter ist der Baukörper. Maßstab für die Kompaktheit eines Gebäudeentwurfs ist dabei das möglichst kleine Verhältnis von Außenfläche zum Volumen des Gebäudes (A / V-Verhältnis). Darum sollte auf Loggien, Erker sowie Vor- und Rücksprünge der Außenwände aus energetischen Gründen möglichst verzichtet werden. Die Energieeffizienz eines Gebäudes kann allerdings auch durch eine optimierte Wärmedämmung verbessert werden. Je weniger Wärme ein Innenraum über die Raumbegrenzungsflächen verliert, desto günstiger wird er bei der Beurteilung der Energieeffizienz eingestuft. Nicht zuletzt gehört auch die Vermeidung bzw. Minimie- rung von Wärmebrücken und die Vermeidung von unkontrollierten Lüftungswärmeverlusten durch Undichtigkeiten, z. B. an Fenstern und Gebäudefugen, zur Verbesserung der Energieeffizienz. Die geforderte Energieeffizienz eines Gebäudes kann aber auch durch den Einsatz erneuerbarer Energien bei der Warmwasserbereitung erreicht werden. Wird als Heizungsanlage eine solarthermische Anlage zur Warmwasserbereitung und Heizungsunterstützung ein- gesetzt, eine Holzpelletheizung oder eine erd- oder luftgekoppelte Wärmepumpe eingebaut, kann damit die Energieeffizienz im Sinne der Energieeinsparverordnung erfüllt werden. Das Erneuerbare-Energien-Wärmegesetz (EEWärmeG) schreibt seit 2009 sogar den Einsatz eines Mindestanteils an erneuer­ baren Energien bei der Beheizung eines Neubaus vor. © A. & T. Schulz/AdobeStock

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