Bürgerinformationsbroschüre Saulheim

Das alte Schulhaus Das alte Schulhaus wurde um 1600 erbaut. Darauf weist der schöne Renaissancegiebel des hohen Daches hin. Das wuchtige Gebäude (21 Meter lang und 11,5 Meter breit) ist aus Feld- und Bruchsteinen erbaut. Vom Keller des Hauses führte ein unterirdischer Gang über den Standort der alten Burg zum„Alten Haus“, was darauf schließen lässt, dass bereits ein anderes Gebäude am gleichen Platz stand. Um 1790 war das alte Schulhaus im Besitz derer von Haxthausen. Im Jahre 1805 wurde es von Pfarrer Köster erworben, bevor es der Familie Finkenauer gehörte. 1888 ging es testamentarisch an die Gemeinde über, die aus dem ehemaligen Herrenhaus ein Schulhaus machte (1903). Um einen Verfall des historischen Gebäudes zu verhindern, wurde 1958 eine umfassende Sanierung durchgeführt. Mit dem Neubau der Grundschule 1958 entfiel die Nutzung als Schulgebäude. Aktuell (2022) werden Instandsetzungsmaßnahmen an der Außenfassade und neue Fenster als energetische Maß- nahmen umgesetzt. Die alte Wehrkirche in Nieder-Saulheim Die erste Kirche wurde im Jahr 1219 errichtet. Es war vermutlich eine Holzkirche, da diese Bauweise in Rheinhessen zu dieser Zeit üblich war. 1344 wurde der Grundstein für eine Steinkirche gelegt, die für 500 Jahre Bestand haben sollte. Sie war von einem Kirchhof und einer Wehrmauer umgeben und bot als Wehrkirche den letzten Schutz für die Bevölkerung bei kämpferischen Auseinandersetzungen. Seit 1695 wurde sie als Simultankirche genutzt. Im Inneren gab es sieben Altäre, gestiftet von den Adelsfamilien des Ortes. 1828 musste die Kirche wegen Baufälligkeit geschlossen werden, zwei Jahre später stürzte der Turm auf das Langhaus; Chor und Sakristei blieben noch bis 1848 stehen. Die Katholiken zogen in ein herrschaftliches Haus in der Heileckergasse, die evangelische Gemeinde feierte ihren Gottesdienst in der ehemaligen reformierten Kirche in der Pfarrgasse. Exkurs: Religion in Saulheim In Saulheim gibt es zwei eigenständige evangelische Kirchengemeinden, was in der historischen Trennung von Ober- und Nieder-Saulheim (10. Jahrhundert) begründet liegt. Ober- Saulheim stand unter der Herrschaft der Rhein- undWildgrafen, Nieder-Saulheim wurde durch eine Ganerbschaft aus mehreren Adelsfamilien geführt. Die Landesfürsten versuchten immer wieder diese Ganerbschaft zu durchdringen, was nach der Reformation und dem Augsburger Religionsfrieden unmittelbare Auswirkung auf die Glaubenszugehörigkeit der Saulheimer hatte. Nach der Regel „Wessen Land, dessen Religion“ wechselte die Konfession der Bürger 13 Mal, bis 1695 vereinbart wurde, dass sowohl die katholische als auch die lutherische Konfession gemeinsam wirken durften- und aus der katholischen Kirche eine Simultankirche wurde. Die Reformierten blieben außen vor und durften die Kirche nicht mit den anderen Konfessionen nutzen. Sie wurden enteignet, durften aber zumindest ihre Religion weiter ausüben. 1717 erwarben sie in der Pfarrgasse eine Scheune, die sie zum Gottesdienstraum umgestalten. Die evangelische Kirche in Nieder-Saulheim 35 Jahre später wurde mit dem Bau einer neuen Kirche begonnen. Der 87.000 Mark teure Bau wurde im Oktober 1886 eingeweiht. Im Laufe der letzten 130 Jahre blieb vieles im Inneren der Kirche erhalten. Anderes hielt den Moden der Zeit nicht stand und wurde neu gestaltet. Drei der vier ursprünglichen Glocken wurden während der beiden Weltkriege eingeschmolzen. Lediglich die Kleinste von ihnen (Philippsglocke) überstand die Kriege unbeschadet und läutet seither in Udenheim. Bereits 1949 wurden vier neue Glocken installiert. Sie hören auf die Namen„Glaube“, „Liebe“, „Hoffnung“ und„Ewigkeit“. Die katholische Gemeinde ließ zeitgleich ebenfalls Glocken für ihre Kultur, Freizeit & Tourismus 20

RkJQdWJsaXNoZXIy NDIyMzg=