Schule - und was dann? 2019/2020 IHK Trier

22 Teil 1 – Vielfalt der Ausbildungswege VON DER HOCHSCHULE IN DIE AUSBILDUNG Wir haben Herrn Daniel Schumacher zu einem Interview getroffen. Nach seinem Studienabbruch suchte er Unterstützung bei Petra Scholz, Mitarbeiterin der IHK Trier im Projekt Passgenaue Besetzung. Frau Scholz verhalf Herrn Schumacher dazu, eine passende Ausbildungsstelle in einem passenden Betrieb zu finden. Nach 3 Jahren Studium absolviert Herr Schumacher nun eine Ausbildung zum Industriekaufmann bei der Natus GmbH & Co. KG in Trier. Er hat seinen Weg gefunden! IHK Trier: Herr Schumacher, Sie gehören zu den rund 30 Prozent aller Bachelorstudenten, die ihr Studium abgebrochen haben. Wie kam es dazu? Daniel Schumacher: Ich habe drei Jahre lang auf Lehramt studiert: Germanistik und Anglistik. Nach diesen drei Jahren habe ich gemerkt, dass ich mich gerade in einer Sackgasse befinde. Für mich war es zu wenig praxisorientiert. Im Studium liegt der Fokus im Wesentlichen auf der reinen Theorie, die ich allerdings in vielen Praktika und Nebenjobs im Schulbe- reich nie anwenden konnte. Für mich fühlt es sich an, als würde das Wissen, das ich mir im Studium aneigne, kom- plett am tatsächlichen Arbeitsalltag eines Lehrers vorbeigehen. IHK Trier: Wann/Wie haben Sie gemerkt, dass ein Studium nicht die richtige Wahl für Sie ist? Daniel Schumacher: Durch die Praktika im und außerhalb meines Studiums. Ich habe gemerkt, dass ich mich nicht weiterentwickelt habe und eine Veränderung eventuell erst mit dem Referendariat einsetzen würde, das aber noch zu weit weg war. Ich hatte aber den Wunsch, jetzt beruflich durchzustarten. Dieses Abwarten, ob sich im Laufe des Studiums etwas ändert, war mir zu riskant. Ich wollte nicht Jahre meines Lebens weiter in etwas investieren, was mich am Ende desillusioniert in einem Beruf dastehen lässt, den ich trotz Studium nicht zu kennen scheine. IHK Trier: Wie sind Sie mit dem Studienabbruch umgegangen? Daniel Schumacher: Zu Beginn sehr schlecht. Ich hatte große Selbstzweifel, da der Status „Studierender“ ein Teil meines Selbstbildes geworden war. Als ich die Entscheidung getroffen hatte, einen anderen Weg zu gehen, fühlte es sich zunächst wie Kapitulation an. Dann aber, als ich mich über andere Optionen informiert hatte, mitunter bei der IHK, ist mir aufgefallen, dass genug interessante Möglichkeiten und Chancen bestehen, die eine Neuorien- tierung ermöglichen. IHK Trier: Wie sind Sie das Thema Berufsorientierung vor dem Studium angegangen? Daniel Schumacher: Nach der Schule wusste ich nicht, was als Nächstes kommt. Ein Studium schien der logische nächste Schritt. Ich hatte die Idee, Lehrer zu werden. Aber das war nur eine vage Vorstellung. Eine andere Alternative waren die Berufsbilder meiner Eltern, die in die verwaltende Richtung gehen. Aber eine berufliche Ausbildung war eigentlich nie wirklich auf meinem Schirm. IHK Trier: Welche Hilfestellung hätten Sie sich gewünscht in Ihrer Berufsorientierung? Daniel Schumacher: Rückblickend hätte ich selbst aktiver werden sollen, zum Beispiel durch Praktika in verschiedenen Bereichen. Um ehrlich zu sein, hatte ich in der Schule bereits ein Praktikum als Industriekaufmann absolviert und hatte auch Spaß daran. Jedoch war es nach dem Abi so, dass ich das Gefühl hatte, studieren zu müssen, weil es jeder tut. In der Schule hatten wir zwar Veranstaltungen zum Thema Ausbildung, aber die Möglich- keit der Ausbildung war dennoch nicht auf meinem Radar. Es hätte konkreter sein müssen, durch Vorträge einzelner Unternehmen etc. In diesen Veran- staltungen ist die Berufsorientierung nicht zielgerichtet genug, man geht in der Masse unter und verliert sich. Ich finde, dass die Betriebe den ersten © Polylooks © Kommunikationsteam der Firma Natus GmbH & Co KG

RkJQdWJsaXNoZXIy NDIyMzg=