Maßnahmen zur Wohnraumanpassung für den Rems-Murr-Kreis

6 Michael Knecht (MK) ehrenamtlich tätiger Wohnberater, Kernen-Stetten Das Interview führte Diana Koch-Laquai (DKL), Schriftführerin und Vorstand KSR, am 17. Juli 2023 in Weinstadt. DKL: Herr Knecht, Sie sind seit diesem Jahr als Wohnberater tätig. Wie sind Ihre ersten Erfahrungen? MK: Bisher war die Nachfrage nach Beratung noch verhalten, was ich sehr schade finde, denn es ist besonders wichtig, sich möglichst früh mit dem Thema „Wohnen im Alter“ zu beschäftigen und Kontakt aufzunehmen zu den Spezialisten und das sind die geschulten Wohnberater, aber auch zum Beispiel zu Pflegekassen. In meinen ersten Beratungsgesprächen standen allerdings die Themen „Finanzierung“ und „mögliche Zuschüsse“ im Vordergrund des Interesses. Und hier gibt es mittlerweile eine ganze Reihe von Möglichkeiten. DKL: Denken Sie, dass in den nächsten Jahren der Bedarf an Wohnberatungen zunehmen wird? MK: Da bin ich mir sogar sehr sicher, denn mit den heutigen Babyboomern, die jetzt in das Rentenalter kommen, haben wir eine mittlerweile sehr große Gesellschaftsschicht, die sich zunehmend eigenverantwortlich mit dem Thema „Wohnen im Alter“ beschäftigen muss und auch will. Denn der Wunsch in den eigenen vier Wänden so lange wie möglich zu wohnen, überwiegt doch bei den meisten älteren Menschen. DKL: Was sind die vorwiegenden Schwachstellen im Wohnungsbau, was denken Sie? MK: Ganz eindeutig die zu schmalen Treppenhäuser und natürlich die Badezimmer und WCs. In früheren Jahren wurden diese Räumlichkeiten stiefkindlich geplant. Das rächt sich jetzt. Auf der anderen Seite kann man gerade im Badbereich durch relativ einfache und schnell umzusetzende Maßnahmen eine ganze Menge erreichen. Ganz im Gegenteil zu den Treppenhäusern, da muss man schon kreativ sein. Gut, dass der moderne Wohnungsbau jetzt bereits in anderen Dimensionen denkt und das Thema Barrierefreiheit hier nicht nur ein geflügeltes Wort ist. DKL: Woher kommt es, dass Sie sich so gut auskennen? MK: Mittlerweile bin ich auch Rentner, kann also auf Augenhöhe mitreden. Beruflich habe ich als Prokurist bei einer großen Wohnungsbaugesellschaft, dem Siedlungswerk, die technische Projektentwicklung geleitet. Wir sind mit den Architekten alle Grundrisse durchgegangen und haben versucht, die Wohnungen zu optimieren, auch im Hinblick auf Barrierefreiheit. Geplant und gebaut wurden auch sehr viele Seniorenwohnungen, auch einige Pflegeheime und Projekte, bei denen Pflege und Wohnen unter einem Dach vereint sind. DKL: Ich möchte noch einmal auf das Bad zu sprechen kommen. Was kann man da konkret an Umbaumaßnahmen andenken? MK: Ältere Wohnungen und Häuser sind häufig nur mit einer Badewanne ausgestattet. So schön wie das ist, ein Entspannungsbad zu nehmen, im Alter wird es immer beschwerlicher, den Beckenrand zu überwinden – sowohl beim Einstieg, als auch beim Ausstieg. Hier bietet sich ein Umbau an: Weg von der Badewanne hin zu einer Duschmöglichkeit mit bodengleichem Zugang. Oftmals haben wir allerdings das Problem, gerade bei Altbauten, dass aufgrund der Abläufe ein Sockel oder eine Schwelle bestehen bleiben muss. Meines Erachtens ist eine Höhe von 8 cm bis 10 cm gerade noch vertretbar. In den meisten Fällen bekommt man aber eine Schwelle von nur 5 cm hin, was oft schon eine enorme Entlastung darstellt. Auch die Türbreite kann ein Problem sein, gerade wenn Gehhilfen benötigt werden. Es kann in dem einen oder anderen Fall bereits die Änderung der Türaufschlagsrichtung helfen. Gerade im Bad sollte die Tür nach außen aufgehen. Früher wurden Türen zum Bad mit einer Breite von 76 cm geplant. Im heutigen Wohnungsbau gelten andere Maßstäbe. Der Standard liegt heute bei 88,5 cm, bei barrierefreien Wohnungen sogar bei 101 cm. So sieht es die Vorschrift der Landesbauordnung (LBO) vor. Übrigens müssten laut LBO bei allen neuen Mehrfamilienhäusern die Wohnungen mindestens eines Geschosses barrierefrei ausgebaut werden und somit eine ganze Reihe von Kriterien erfüllen. DKL: Um welche Kriterien handelt es sich hier zum Beispiel? MK: Das ist ein ganzer Katalog von Kriterien, aber es geht im Großen und Ganzen um eine schwellenfreie Interview mit Wohnberater Michael Knecht

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