Maßnahmen zur Wohnraumanpassung für den Rems-Murr-Kreis

7 DKL: Wie sieht eigentlich die Ausbildung zum Wohnberater aus? MK: Ich habe meine Ausbildung beim Roten Kreuz Böblingen absolviert, infolge von Corona leider nur als Online-Veranstaltung. An zehn Terminen mit jeweils einem halben Tag hat man das ganze Spektrum der Aufgaben des Wohnberaters kennengelernt. Wie sehen die Bedürfnisse im Alter aus? Welche Finanzierungsmöglichkeiten gibt es? Was für Möglichkeiten gibt es im Demenzfall, bei einer Gehbehinderung oder anderen konkreten Einschränkungen? Wir haben den Umgang mit Menschen geübt und auch Test-Beratungsgespräche geführt. Wir haben Vertreter von Liftherstellern interviewt und gelernt, dass man mittlerweile Treppenlifte nicht nur käuflich erwerben kann, sondern auch mieten und dass es hier auch einen Gebrauchtmarkt gibt. Ebenfalls zum Lerninhalt gehörten die Beschäftigung mit dem wirklich sehr umfassenden Hilfsmittelkatalog sowie mit der Norm DIN 18040 und hier speziell mit der Norm „DIN 18040-2“ – sie gilt für die barrierefreie Planung von Wohnungen, sowohl im Neubau als auch bei geförderten Umbauten. Bei Wohnungen mit mehreren Sanitärräumen muss mindestens einer dieser Räume barrierefrei nutzbar sein. Die „DIN 18040-1“ gilt entsprechend für öffentliche Räumlichkeiten. DKL: Vielen Dank, Herr Knecht, für das sehr interessante Gespräch – haben Sie mir noch ein Schlusswort oder haben Sie noch etwas, was Ihnen ganz besonders auf dem Herzen liegt? MK: Ich habe mich entschieden, als Wohnberater tätig zu sein, weil ich gerne auf ehrenamtlicher Basis etwas von dem weitergeben möchte, was ich während meiner Berufstätigkeit ausgeübt habe und wo ich mich auskenne. Noch bin ich fit, aber wir werden alle nicht jünger und mit zunehmendem Alter kommen auch die Probleme. Wie schön ist es doch dann, wenn man so lange wie möglich im eigenen Zuhause wohnen bleiben kann. Ich möchte dazu meinen kleinen Beitrag leisten. Und meine Bitte an alle lautet: Beginnen Sie rechtzeitig mit der Planung und Umsetzung baulicher Maßnahmen. Erreichbarkeit der Wohnungen, um breite Türöffnungen, um ausreichend große Bewegungsflächen und selbstverständlich auch um barrierefreie Bäder mit bodengleichen Duschen etc. Wer sich damit näher beschäftigen möchte, wird unter der Adresse www.akbw.de die aktuellen Richtlinien und Verordnungen finden. DKL: Was kann man im Umbaubereich noch alles so andenken? MK: Der Maßnahmenkatalog ist lang. Aber wichtig ist es, z. B. Stolperfallen zu vermeiden. Gerade wenn man unsicher beim Gehen ist, oder man nicht mehr so gut sieht. Da kann es sinnvoll sein, Beläge anzuheben, Keile vom Holzbauer zu nutzen, um vielleicht den Weg zu Ausgangstüren oder auf den Balkon zu ebnen. Übrigens übernimmt die Pflegekasse eine Reihe der Kosten für Umbauten, sofern die Voraussetzungen dafür erfüllt sind. DKL: Wie gehen Sie mit dem Thema „Smart Home“ um? Ist das bereits ein Thema, das bei den Seniorinnen und Senioren angekommen ist? MK: Hier ein eindeutiges Nein. Das wird erst noch ein bis zwei Generationen dauern, bis wir hier soweit sind. Virtuelle Realitäten – das ist noch Zukunftsmusik. Es geht vor allem erst einmal um Erleichterungen des Lebens in den eigenen vier Wänden und das heißt für mich, die leichte und barrierefreie Erreichbarkeit aller wichtigen Räumlichkeiten sowie der Erhalt eines normalen Tagesablaufs. Natürlich kommt momentan niemand mehr ohne Technik aus. Da sollte man sich nicht verschließen, aber der Mensch sollte noch glücklich dabei sein. Sinnvoll können zum Beispiel eine automatische Herdabschaltung sein oder eine Beschattungsanlage, oder auch eine Beleuchtung, die auf Bewegung reagiert, um die Sturzgefahr zu minimieren. In Waiblingen kann man übrigens eine Modellwohnung besichtigen, die vor Technik nur so strotzt. Hier bekommt man eine Vorstellung davon, was machbar ist. Interessant ist auch das Lebensphasen-Haus in Tübingen. Was ich allerdings für wichtig erachte, ist, dass nicht nur in den eigenen Wohnbereichen, sondern auch in den Pflegeeinrichtungen flächendeckend eine Versorgung mit WLAN gewährleistet ist.

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