Bürger-Informationsbroschüre der Stadt Waldkappel

Schemmern Begibt sich der Reisende von Waldkappel aus in südwestliche Richtung, gelangt er über die Landesstraße 3226 ins Tal des Schemmerbachs. Er trifft dann nach etwa sechs Kilometern Weg auf die Ortschaft Schemmern, die malerisch zwischen den Dörfern Burghofen und Gehau im Stölzinger Gebirge gelegen ist. Umgeben von einer Kulturlandschaft aus Wald und Flur bietet sich für den Erholungssuchenden ein unvergleichlicher Eindruck. So wie dem geneigten Wanderer hier ein herrliches Naturerlebnis geschenkt wird, wurde auch Schemmern einst selbst verschenkt. Die älteste bekannte schriftliche Erwähnung der Siedlung datiert in einer Dokumentensammlung des Reichsklosters Fulda auf das Jahr 991. Es handelt sich um eine Schenkungsurkunde, in der ein hochadeliger Herr Hartmann sein Gut „Scamberaha“ an das Kolster Fulda übertrug. Im Zuge der Lautverschiebung vomMittelhochdeutschen zum Neuhochdeutschen entstand über die Jahrhunderte daraus der Name „Schemmern“. Man ist sich einig, dass der Ursprung des Namens Scamberaha in einer Silbenkombination liegt, die letztlich die Bedeutung „Kleines Wasser“ oder „kleine Gewässer“ wiedergibt. Im ausgehenden 14. Jahrhundert wurde dieser Besitz des Klosters Fulda von der Landgrafschaft Hessen übernommen und hat dann jahrhundertelang zum hessischen Amt Spangenberg gehört. Seit 1400 liegen umfangreiche Urkunden, Zinsbücher und Rechnungen vor, die über Leben und Besitzverhältnisse der Bewohner genauen Aufschluss geben. So lässt sich erkennen, dass nach 1400, wohl infolge von Kriegen und Seuchen, die Bevölkerungszahl sehr gering war und einige Bauern Land in der gesamten Schemmermark besaßen und bewirtschafteten. Nach 1500 setze ein starker Bevölkerungszuwachs ein, einhergehend mit zunehmender Zersplitterung der Bauerngüter. Die Bewohner des Schemmergrundes betrieben fast ausnahmslos Landwirtschaft, daneben waren kleine ländliche Handwerksbetriebe hier ansässig. Einen Schwerpunkt bildeten der Anbau von Flachs und die Leineweberei. Pfarrort für den Schemmergrund, einschließlich Burghofen, war immer der Zentralort Schemmern. Die Kirche, die auf einem Bergsporn gelegen, ist früher eine Wehrkirche gewesen; der alte Ortskern scheint mehr auf diesem Bergsporn als in der feuchten Bachniederung gelegen zu haben. Die Straße „durch die langen Hessen“ führte auch durch Schemmern, hatte jedoch für die Wirtschaft dieses Raumes keine Bedeutung. Schemmern verfügt über zahlreiche Quellen, Bächlein und Rinnsale, was in alter Zeit dazu führte, dass die Gänsehaltung hier zu sehr großer Bedeutung gelangte. Im Volksmund wurden die Einwohner Schemmerns dann auch halb im Scherz und halb im Spott als „Schemmersche Gänse“ bezeichnet. Dies charakterisiert den Schemmeraner allerdings nicht wirklich. Er zeichnet sich nämlich üblicherweise eher durch Bodenständigkeit und Geselligkeit aus. Der Zusammenhalt der Bürger über alle Altersgruppen hinweg ist sprichwörtlich und hat im Dorf schon zu manch erquickender Veranstaltung geführt, genannt seien an dieser Stelle die immer wieder gefeierten Feste z. B. in der Grillhütte und die größeren Kirmessen. In Schemmern ist man aber auch sportlich und daher verfügt der hiesige Sportverein auch über einen eigenen Fußballplatz, der fleißig genutzt und in Eigenregie unterhalten wird. Auch die Traditionspflege kommt nicht zu kurz. Der örtliche Heimatverein hat dazu ein nettes kleines Heimatmuseum eingerichtet, dass sich im Vereinshaus des Ortes befindet. In letzterem macht auch der genannte Sportverein Station und es dient der Freiwilligen Feuerwehr als Stützpunkt, die hier aufopferungsvoll über die Sicherheit der Bürger wacht. Überhaupt steht das Vereinswesen in Schemmern hoch im Kurs. Der Posaunenchor sorgt bei einer Vielzahl von Veranstaltungen und in der evangelischen Kirche des Dorfes für musikalische Unterhaltung. Die jungen Leute sind im Jugendclub und der Kirmesjugend organisiert. Der Landfrauenverein pflegt das dörfliche Brauchtum und bereitet meistens allerlei Torten und Gebäck für das leibliche Wohl bei Festen und Veranstaltungen.Alle genannten Vereine sorgen wiederum in freiwilliger Arbeit gemeinsam für die notwendige Pflege des Ortsbildes in Schemmern, das insbesondere vom Heimatverein verschönert wird. In Schemmern sind Gäste – sei es der in der Natur erholungssuchende Wanderer oder der Besucher, der dieses „Dolce Vita Schemmerana“ kennenlernen möchte – immer herzlich willkommen. Sie werden dann in gewohnter Mundart freundlich begrüßt und aufgenommen. Der Ortsteil Schemmern hat zurzeit 296 Einwohner (Stand: 01.01.2022). Schemmern © Jens Siebert Kirche Schemmern © Mike Wagner Waldkappel im Porträt 13

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