Informationsbroschüre Walkenried

6 Wieda Stempelstelle Glockenturm Ortschaft Wieda Im 13. Jahrhundert legten die Klosterbrüder des Zisterzienserklosters auf dem Gebiet des heutigen Dorfes Wieda grüne Viehweiden an. Sie nutzten die Wasserkraft des Wiedabaches zur Verhüttung von Kupfererzen und betrieben Köhlerei. Es entstanden Schmelzhütten und Viehställe für die klösterlichen Aktivitäten, doch eine Siedlung namens Wieda sollte erst später getauft werden. Zwischen Wieda und Zorge stieß man im „Kastentaler Revier“ auf Roteisenstein-Vorkommen, die in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts in „Zerrennhütten“ verhüttet wurden, bevor in Wieda der erste „Hohe Ofen“ gebaut wurde. Dieser wird in einer späteren Nachricht sogar für den modernsten seiner Zeit gehalten. Von einem Dorf namens Wieda wird in den Akten erst nach der Mitte des 16. Jahrhunderts gesprochen. In den Jahren 1610/11 ließ das Kloster die erste Kirche in Wieda erbauen. Der Prior Eckstorm beschrieb in seiner Klosterchronik den Kirchenbau in Wieda und nannte als Kirchenbesucher auch die Glasmacher, die imWald ihre Glashütten betrieben. Über 100 Jahre lang wurden Glashütten im Wald westlich des Wiedabaches unterhalten. Die „Weinglashütte in Westerwieda“ stellte Anfang des 17. Jahrhunderts besonders hochwertige Glaswaren her. Der Eisensteinbergbau und die Eisenhütte waren über lange Zeit der Lebensmittelpunkt des Ortes. Sie gaben Berg- und Hüttenleuten, Holzhauern, Köhlern, Fuhrleuten sowie Schmieden Arbeit und Brot. Nannte das erste Wiedaer Zinsregister 1623 nur 30 Hauseigentümer, die für Haus, Hof und Wiesen Zins zahlten, so gab es 1765 bereits 129 Häuser und rund 800 Einwohner. Für die wirtschaftliche Entwicklung Wiedas förderlich waren im 19. Jahrhundert der Ausbau der „Kommunikationswege“ nach Walkenried, Braunlage und Zorge sowie der Bau der Südharz-Eisenbahn mit den drei Haltestellen in Wieda. Ganz neue wirtschaftliche Impulse brachte dem Ort das Aufblühen des Fremdenverkehrs seit dem Ende des 19. Jahrhunderts. Neue Wohngebiete wurden besonders in der Waldstraße und im Unterdorf („die Siedlung“) geschaffen. Ab 1924 konnte sich Wieda „Luftkurort“ nennen und bekam ab 1925 Anschluss an das elektrische Versorgungsnetz. Der Bau einer Wasserleitung konnte erst Mitte der 50er-Jahre verwirklicht werden. Ortschaft Zorge Die Urkunde über den Erwerb von Forst- und Wasserrechten an der Zorge von 1249 ist die erste Schrift des sich noch langsam entwickelnden Hüttenortes von damals. Aqua Szurgenge (germanisch: Felsenbach) ist der Name des Flüsschens Zorge und gleichzeitig des späteren Ortes. Zu Anfang war es Kupfer, später Buntmetall aus dem Gebiet des Rammelsberges bei Goslar, das zum Einschmelzen gebracht wurde. Ab 1540 entstand am Fuße des Reihersberges die erste massive Eisenhütte mit Hochofen und mit der Entdeckung 1571 des damals hochwertigen Roteisensteines begann die wechselvolle Geschichte des Ortes. Es folgten eine Mittel- und Unterhütte, Handelsmühlen, Sägemühlen und Gaststätten. Das Stiftsamt Walkenried und somit Zorge fällt 1593 nach dem Tode des letzten Hohnsteiner Grafen ohne Nachkommen an das Herzogtum Braunschweig-Lüneburg. Der Braunschweiger Herzog verpfändet 1673 – 1693 das Stiftsamt Walkenried an den Regenten von SachsenGotha, der dann seinen eigenen Beamten einsetzte, was sich dann für den Ort Zorge positiv auswirkte. Die napoleonische Herrschaft 1806 brachte wieder viele Veränderungen im Herzogtum Braunschweig. Nach dessen Ende ging es wieder aufwärts mit den Eisenhütten im Harz. Mit der Erfindung von Dampfmaschinen begann eine neue Blütezeit, in der ab 1842 der Bau von sechs Lokomotiven sowie Tendern, Achsen und Rädern für die

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