Alles Wissenswerte über unsere Stadt Wangen im Allgäu

WANGEN – EINE STADT MIT GESCHICHTE 5 stadt war jetzt eine bayerische Amtsstadt geworden, die 1810 schließlich völlig über- schuldet unter die Oberhoheit des Königrei- ches Württemberg gelangte. Damals muss- te Wangen sein stadteigenes Landgebiet abtreten. Dieses bestand im Wesentlichen aus den Gerichtsbezirken Wangen und Deu- chelried sowie den Hauptmannschaften Niederwangen, Maria-Thann und Wohm­ brechts. Die einstigen Hauptmannschaften Maria-Thann und Wohmbrechts verblieben bei Bayern. Noch heute zerschneidet diese künstlich gebildete Landesgrenze dicht hinter der Stadt einen über Jahrhunderte historisch zusammengewachsenen Kultur- raum. Oberamtsstadt Als Verwaltungsmittelpunkt des Oberamtes Wangen blieb die Stadt im 19. Jahrhundert weiterhin der Haupt- und Marktort einer Landregion. Handwerk und Ackerbau waren die hauptsächlichen Existenzgrundlagen. Die städtebaulichen Veränderungen in dieser Zeit waren nur gering und haben kaum in das mittelalterliche Stadtbild eingegriffen. Während sich im 16. Jahrhundert nahezu alle Reichsstädte zur Reformation bekann- ten, war Wangen immer beim alten Glauben geblieben und bildet damit eine seltene Aus- nahme. Erst in der württembergischen Ära des 19. Jahrhunderts ließen sich auch Evan- gelische hier nieder. Der erste evangelische Kirchenbau wurde 1893 eingeweiht und zeugt von der inzwischen stattlich ange- wachsenen Gemeinde. Späte Industrialisierung Sehr spät hielt mit der Errichtung einer Baumwollspinnerei 1860 (seit 1913: ERBA) die Industrialisierung inWangen Einzug. Der Eisenbahnanschluss im Jahr 1880 stärkte die weitere wirtschaftliche Entwicklung der Stadt und war die Voraussetzung für die Gründung von 3 Großkäsereien. Die Bevöl- kerung wuchs innerhalb von 100 Jahren von 1.769 Personen im Jahr 1840 auf 8.034 Per- sonen im Jahr 1940 an. Weltkriege Der erste Weltkrieg brachte mit seinen zahl- reichen Opfern unvorstellbares Leid in alle Familien. Die Wirtschaftskrise der 20er und frühen 30er Jahre war schließlich der Nähr- boden für Extremparteien. Nach dem politi- schen Umsturz 1933 wurde das öffentliche Leben in der bis dahin katholischen Zent- rumshochburg für 12 Jahre von der NSDAP beherrscht. Die Ära unterm Hakenkreuz ist in dem 1999 erschienenen Buch „Verdräng- te Jahre? Wangen im Allgäu 1933-1945“ gründlich aufgearbeitet worden. Schlechte Zeiten In Wangen brachen die als „Sterbensläufe“ bezeichneten Zeiten immer wieder aus. Er- innert sei hierbei an die verschiedenen Pest- wellen, die große Bevölkerungsteile über Nacht dahinrafften. Erwähnt seien aber auch die furchtbaren Stadtbrände. Im Jahr 1539 wurde durch die Hand eines Mordbrenners nahezu die ganze Oberstadt eingeäschert. 1793 und 1858 brannten ganze Straßenzü- ge der Unterstadt ab. Friedenszeiten wurden häufig durch Kriegszeiten unterbrochen. Durch Truppeneinquartierungen, Kriegskon- tributionen und Plünderungen wurde die Stadt besonders hart gebeutelt. Mindestens ebenso schlimmwie der 30jährige Krieg wa- ren die Folgen der Koalitionskriege unter Napoleon. Zwei Jahrzehnte lang hatte Wan- gen so ungeheure Kriegslasten zu tragen, dass es die Schuldenlast aus eigener Kraft nicht mehr bewältigen konnte. Auch mit umfangreichen Liegenschaftsver- käufen, wie etwa die der vielen städtischen Weiher, konnten die Schulden nicht getilgt werden. Ende der Reichsstadt In Folge der napoleonischen Umwälzungen verlor Wangen schließlich im Jahr 1802 sei- ne Unabhängigkeit. Aus der freien Reichs- Am Argenufer © Joachim Dempe Martinstor © Joachim Dempe

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