Gemeinde Wehingen Bürgerinformationsbroschüre

5 ORTSGESCHICHTE Wehingen ist eine der ältesten Gemeinden im Landkreis Tuttlingen. Die geogra- phisch interessante und reizvolle Lage dürfte der Anlass für eine frühe Besiedlung der Gegend am Zusammenfluss von Mühlbach und Bära gewesen sein. Durch die nahe Lage zu der alten Römersiedlung Rottweil (arae flaviae) gehörte der Ort sowie der gesamte Heuberg als Bestandteil eines römischen Dekumatenlandes zu den Provinzen Obergermanien und Rätien, was Funde aus der römischen Zeit im nahegelegenen Reichenbach bezeugen. Etwa um 580-600 n. Chr. besiedeln die Alemannen den Heuberg. Als Glied des südlichen Alemannenlandes gehört Wehingen in der Folgezeit zum Herzogtum Alemannin. Zeugen dieser alemanni- schen Besiedlung sind Gräberfunde an verschiedenen Stellen im Ort. Neben Funden in der Steinstraße und oberhalb des Pfarrhauses im „Lerd“ wurden 1959 am Schneckenrain alemannische Grabanlagen entdeckt, die aus dem 7. Jahrhundert stammen. Die Gräber enthielten außer den menschlichen Skeletten, eiserne Schwerter, Speerspitzen, goldene Steckfibeln, tönerne Gefäße, Glas- und Tonperlen. Im Jahre 1960 fand man bei der Einebnung des „Dunten- bühls“ einen Scherben, dem merowingisches Alter zugemessen wird. Verwaltung und hohe Gerichtsbarkeit oblagen in dieser Zeit alemannischen Gaugrafen in der Berchtholdsbaar und deren Grafensprengel im Scherragau. In diese Zeit fällt die erste urkundliche Erwähnung Wehingens, als am 27. März 793 Graf Berthold Besitzungen im Ort, die er dem Kloster St. Gallen überlassen hatte, wieder zurückerwarb. In den nun häufiger vorkommenden urkundlichen Erwähnungen wird der Ort als „Uuaginga, Wagingen, Waihingen und Wähingen“ genannt. In den folgenden Jahrhunderten wechselten die unterschiedlichen Gerechtig- keiten und Besitztümer immer mehr zum Kloster Reichenau, bis schließlich im 14. Jahrhundert das ganze Dorf dem Kloster gehörte. Oberhalb des Ortsteils Harras auf der Schloßhalde stand die Burg der Herren von Wehingen. Die heute noch sichtbaren Reste der Umwallung des Burggrabens sowie der Mauerreste zeigen das Ausmaß einer einst mächtigen und ausgedehnten Anlage. Dieser Burg entstammt die seit Ende des 12. Jahrhunderts auftauchende Familie der Herren von Wehingen. Häufig findet man ihre Namen im Zusammenhang mit den Grafen von Hohenberg, zu denen sie im Lehensverhältnis standen. 1351 verkaufte Hugo von Wehingen die „Feste Wehingen“ für 600 Pfund Heller an den Herzog Albrecht II. von Österreich, der die Feste häufig als Pfandgabe für seine umfangreichen Schulden benutzte. Seit dem Übergang an Österreich, insbesondere jedoch seit dem Verkauf der gesamten Grafschaft Hohenberg an Österreich im Jahre 1381, tauchen die Herren von Wehingen am Hofe der österreichischen Herzöge in Wien auf, wo sie höchste Staatsämter bekleiden. Bedeutendstes Mitglied dieser Familie dürfte Berthold von Wehingen (um 1350-1410) sein. Berthold begann seine Laufbahn an der ältesten deutschen Universität in Prag, wo er studierte. Bald schon wurde er Propst zu St. Stephan in Wien. Zum Meister der Wiener Stadtschule ernannt, hatte er maßgeblichen Anteil an der Gründung und Förderung der Wiener Uni- versität. Nach seiner Ernennung zum Domherrn von Passau und zum Domherrn von Freising, erfolgte 1404 seine Ernennung zum Erzbischof von Salzburg. Sportplatz © Gemeinde Historische Aufnahme vom Wehinger Rathaus aus dem Jahr 1961 © Gemeinde Fronhofer Kirche mit Mesnerhaus © Gemeinde

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