Gemeinde Wehingen Bürgerinformationsbroschüre

Berthold erwarb sich als Fürstbischof um das Hochstift Freising große Verdienste. Als Kanzler der österreichischen Herzöge galt sein eigentliches Schaffen und Wirken mehr der Politik als kirchlichen Belangen. So ist heute noch oft von ihm die Rede im Zusammenhang mit dem Bau der Wehr- und Verteidigungsanlagen in Waidhofen an der Ybbs. Berthold ist zusammen mit seinem Bruder Reinhard von Wehingen, der oberster Türhüter in Österreich war, in der Wehinger Kapelle im Kreuzgang des Stifts Klosterneuburg unter prächtig gearbeiteten Grabsteinen beigesetzt. In der Folgezeit führten die verschiedenen Gerechtigkeiten in Wehingen zu häufigen Streitigkeiten. Österreich beanspruchte und übte trotz aller Einsprachen seitens des Klosters Alpirsbach sämtliche Hoheitsrechte aus. Das Kloster Alpirsbach war aber Eigentümer von vier Kehlhöfen (Kellerhöfe = Gutshöfe) in Wehingen und Patron der Pfarrei Wehingen, zu der auch unter an- derem Gosheim gehörte. Im Jahre 1582 ging Wehingen endgültig in die vorder- österreichische Grafschaft Hohenberg über. Österreich hatte die landesherrliche Obrigkeit und behielt sie auch bis zum Jahre 1805, als Wehingen an Württem- berg kam. Bis zum Jahr 1938 gehörte Wehingen zum Oberamt Spaichingen und danach zum Kreis Tuttlingen. 1597 ließ Kaiser Leopold eine Eisenschmelze im Weiler Harras errichten. Das Hüttenwerk bestand aus einem Hochofen, der die Eisenmasseln an das Bären- thaler Werk lieferte. Das Erz wurde im Tagebau in sogenannten Bohnerzgruben, die kleineren Umfangs waren, abgebaut. Die Erwerbsquelle brachte zwar keine großen Einkünfte, erleichterte den Bewohnern des gesamten Heuberg aber doch ein wenig ihr karges Leben. Am 28. Oktober 1828 legte ein Brand in Wehingen in wenigen Stunden 42 Häuser und damit die Wohnungen von 80 Familien in Schutt und Asche. Der großzügigen Aufbauhilfe des königlich württembergischen Staates verdankt Wehingen im Wesentlichen sein heutiges Ortsbild. Das im Jahre 1830 dazu verliehene Marktrecht machte Wehingen zu einem der bedeutendsten Orte im königlichen Oberamtsbezirk Spaichingen. So ließen sich seit dieser Zeit in Wehingen auch verschiedene Ämter nieder. Auf königliche Anordnung hatten hier künftig ein Aktuariat, ein Notariat und das Staatliche Forstamt ihren Sitz. Am Ortsausgang in Richtung Harras steht die Fronhofer Kirche. Sie wird als Dreifaltigkeitskirche schon im Jahre 1245 erstmals urkundlich erwähnt und war lange Zeit Pfarr- und Mutterkirche für die umliegenden Gemeinden. Die starken Mauern und der trotzige Turm stehen auf romanischen Mauern und lassen vermuten, dass die Kirche viel älter ist. Die St. Ulrichkirche zu Wehingen wird ebenfalls schon im 13. Jahrhundert erwähnt. Ende des 19. Jahrhunderts wurde das 1688 errichtete und 1737/38 erweiterte Schiff der St. Ulrichkirche neu und größer gebaut. In der Zwischenzeit ist auch der Neubau wieder mehrfach umgebaut und renoviert worden. Seit dem Jahre 1961 gibt es in Wehingen auch eine große und moderne evangelische Kirche; wenige Jahre später errichteten die neuapostolischen Gläubigen ebenfalls eine Kapelle. Das schöne stattliche Pfarrhaus ist ein Barockbau aus dem Jahre 1751, der anstelle des 1750 durch Blitz eingeäscherten Gebäudes errichtet wurde. Im Jahre 1864/65 wurde in der Nähe der St. Ulrichkirche das Wehinger Rathaus, ursprünglich als Schulgebäude mit Lehrerwohnung errichtet. Seit 1892 benutzte die Gemeinde dieses Gebäude als Rathaus. Dieses Rathaus wurde 1983 abgebrochen. An gleicher Stelle wurde 6 Ortsansicht von Gosheim her © Gemeinde Luftaufnahme von Wehingen im Jahr 1961 © Gemeinde Blick auf den Ortskern von Wehingen im Jahr 2013 © H. Stolaczuk ORTSGESCHICHTE

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