Bürgerinformationsbroschüre Markt Weisendorf

8 Der heutige Markt Weisendorf erscheint erstmals 1165 auf der Landkarte. Der Ortsteil Neuenbürg wird als „Nuvenburg“ urkundlich bezeugt und gelangt als Allod (freies Eigentum) im 14. Jahrhundert in den Besitz derer von Maienthal. Der Hauptort Weisendorf folgt 1288: Eberhard von dem Berge ist Lehensträger des Bistums Bamberg in „Weizzendorf“. Der erste Hof entsteht auf dem heutigen Anwesen in der Hauptstraße 2. Aus ihm geht der spätere Rittersitz mit geschlossenem Grundbesitz hervor. Die hinzu gesiedelten Bauern richten ihre Höfe zwischen dem heutigen Schloss und dem früheren Rathaus an. Nach und nach entwickeln sich auch die anderen heutigen Ortsteile. Aus vereinzelten Bauernhöfen werden kleine landwirtschaftliche Dörfer, die meist im Besitz der Kirche und des Adels sind. Mit Beginn des 16. Jahrhunderts wirft die Reformation ihre Schatten voraus. Immer mehr Dörfer werden protestantisch, bis im Jahr 1539 schließlich auch Weisendorf auf Anweisung des damaligen Schlossherren Friedrich Joachim von Seckendorff zur Lehre Luthers übertritt. Die Konflikte zwischen Katholiken und Protestanten nehmen europaweit zu und münden 1618 in den verheerenden Dreißigjährigen Krieg. Die rivalisierenden Armeen ziehen durch die Region und verbreiten Angst, Schrecken und Tod. Während in weiten Teilen der Gegend ganze Dorfgemeinschaften dem Krieg zum Opfer fallen, überleben in Weisendorf einige Einwohner. Keine 200 Jahre später ist es wieder ein Krieg, der die Entwicklung Weisendorfs entscheidend prägt. Mit der Niederlage Preußens 1806 gegen Napoleon geraten die ehemaligen hohenzollerischen Markgrafentümer Ansbach und Bayreuth endgültig unter französische Verwaltung, ehe sie 1810 bayerisch werden. In dieser Zeit entstehen aus über 40.000 Siedlungen rund 7.300 Gemeinden (Steuerbezirke), darunter Weisendorf, Oberlindach, Kairlindach, Boxbrunn, Reinersdorf und Rezelsdorf. Gegen Ende der Napoleonischen Kriege erwirbt 1813 der österreichische und großherzoglich-toskanische Kämmerer Franz Ludwig Freiherr von und zu Guttenberg das Lehensgut Weisendorf. Zwar leidet die Bevölkerung unter den hohen Kriegskosten, doch der zunehmende Handel beschert den Weisendorfern neue Einkünfte. Und 1820 den offiziellen Titel „Markt“. Jährlich werden insgesamt vier Märkte an den Sonntagen vor Fastnacht, Johanni, der Kirchweih und Kathrein abgehalten. Weisendorf wächst und zählt im Jahr 1860 rund hundert Häuser und 697 Einwohner, davon 66 Bürger jüdischen Glaubens. Zur jüdischen Gemeinde gehören zwölf Häuser, darunter die Synagoge mit Mikwe. Die Haupterwerbsquelle ist zu dieser Zeit nach wie vor die Landwirtschaft, die mit dem Anbau der Ringelblume einen regelrechten Boom für Weisendorf entfacht. Die Einwohner bauen die Ringelblume auf Feldern an, Aufkäufer liefern die Blütenblätter in die Großstädte, wo diese zu Salben, Tees, ja sogar zu falschem Safran verarbeitet werden. Geschichte: Von der Nuvenburg und Weizzendorf bis hin zum Zentrum im Seebachgrund Harmonisch und friedvoll: Dorfbrunnen in Neuenbürg wird als Blickfang der Ortsmitte gestaltet. © Richard Singer Verträumt und idyllisch: Die Weisendorfer pflegen ihre Traditionen wie hier in einem alten Bauerngarten in Sintmann. © Richard Singer

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