des Neptuns. In Wittenberg überlebten Mutter und Kind 1610 den ersten verbürgten Kaiserschnitt der Geschichte. Mit der Industrialisierung entstehen zahlreiche Industriebetriebe. Im Jahr 1915 wird das Reichsstickstoffwerk Piesteritz gegründet. In Zschornewitz nimmt im gleichen Jahr eines der ältesten Kraftwerke Deutschlands den Betrieb auf und versorgt die Hauptstadt Berlin mit Strom. Von dort können wir den Bogen spannen über die Tagebau-Nachnutzungen wie im Erholungsgebiet Bergwitzsee bis zum EXPO-2000-Projekt Ferropolis, das heute ein touristischer und kultureller Höhepunkt in Mitteldeutschland ist und damit den Weg in die Zukunft beschritten hat. Sachsen-Anhalt gilt als Region mit einer der höchsten Dichten an UNESCO-Weltkulturerbestätten. Zwei davon befinden sich im Landkreis Wittenberg: die Luthergedenkstätten in Wittenberg werden eingerahmt von zahlreichen weiteren historischen Orten und Geschichten. Nur wenige Autominuten weiter finden sich im Dessau-Wörlitzer Gartenreich eine der Geburtsstätten der Aufklärungszeit und wunderschöne Gartenlandschaften voller Anmut und philosophischer Symbolik. Eine dritte Weltkulturerbestätte ist mit dem Bauhaus quasi nur einen Steinwurf hinter der Kreisgrenze in Dessau-Roßlau zu finden. Historischer Streifzug Auf dem Gebiet des heutigen Landkreises siedelten in grauer Vorzeit slawische Volksstämme, die „Nizici“ und „Wolauki“. Zahlreiche Flur- und Ortsnamen deuten noch heute darauf hin. Es entstehen Burgen und Wälle zum Schutz der Menschen und der Machtbereiche, die im Zuge der Ostexpansion zu Burgwarden umgebaut werden. Unter dem späteren Kaiser Otto I. setzt die Vertreibung beziehungsweise Christianisierung der slawischen Bevölkerung ein. Erste Kirchen werden erbaut (zum Beispiel die Kreuzkirche Zahna 978). Im Sog dieser Ostexpansion folgen flämische Bauern, die sich im Gebiet des heutigen Landkreises niederlassen. Wittenberg wird im Jahre 1261 zum Residenzsitz des Herzogtums Sachsen- Wittenberg unter der Herrschaft der Askanier erhoben. 1422 stirbt dieses Geschlecht aus. Die Wettiner übernehmen die Macht. Mit der reformatorischen Bewegung um Martin Luther gehen von der Residenz- und Universitätsstadt Wittenberg wichtige Impulse nach Europa und damit in die ganze Welt aus. Mit der Schlacht bei Mühlberg 1547 endet jedoch die Rolle Wittenbergs als Residenzstadt. Im Ergebnis des Wiener Kongresses 1816 wird Wittenberg preußisch. Gartenreich Wörlitz – Foto: Alexander Baumbach 33
RkJQdWJsaXNoZXIy NDIyMzg=