Ein Leben lang zu Hause wohnen in Worms

5 Sie sind nicht nur ehrenamtlicher Behindertenbeauftragter der Stadt Worms, sondern auch noch Vorsitzender des Behindertenbeirats. Was sind die Ziele des Beirats und auf welche Weise kann er diese verwirklichen? Der Behindertenbeirat ist ein städtisches Gremium, in das Menschen mit den verschiedensten Beeinträchtigungen gewählt wurden. Sie vertreten die Interessen der behinder- ten Menschen in Worms. So hat der Beirat den Wormser Aktionsplan zur Umsetzung der UN-Behindertenrechts- konvention gemeinsam mit Wormser Vereinen, Verbän- den und Initiativen erarbeitet. In ihm wurde die Vision einer inklusiven Stadt Worms detailliert erarbeitet und im Stadtrat verabschiedet. Gerade hat der Beirat in einem Monitoring überprüft, inwieweit der Aktionsplan durch die Stadt umgesetzt wurde – und das Ergebnis kann sich sehen lassen. Trotzdem gibt es bis zur Erfüllung der Vision noch jede Menge Arbeit. Der Beirat erarbeitet zurzeit auch einen Stadtführer für beeinträchtigte Bürger und Touristen, in dem alle barrierefreien Einrichtungen, Gaststätten, Ärzte, Einkaufsmöglichkeiten und kulturellen Zentren aufgeführt werden sollen. Dies stellt einen großen Kraftakt dar. Jedes einzelne Beiratsmitglied ist Ansprechpartner für Bürger, die auf Missstände aufmerksam machen wollen. Der Beirat sieht in der Sensibilisierung der Wormser Bürger für die Belange und Probleme beeinträchtigter Menschen eine Hauptaufgabe. Es gibt Menschen, die sich gegenüber einem behinderten Menschen rücksichtslos verhalten. Das fängt beim Parken auf Behindertenparkplätzen und auf abgesenk- ten Bordsteinen an und hört bei grundsätzlich fehlender Hilfsbereitschaft auf. Wir alle sollten uns der Möglichkeit bewusst sein, dass auch wir eines Tages beeinträchtigt sein könnten. Ein Unfall, ein Schlaganfall oder eine Amputation – jeden kann es treffen und dann wird er erleben, wie wichtig Rücksicht und Hilfsbereitschaft ist. Was muss Ihrer Meinung nach in der Stadt in Sachen Barrierefreiheit noch geschehen, damit Menschen mit Behinderung auch außerhalb Ihrer Wohnung ein weitge- hend selbstständiges Leben führen können? Grundsätzlich gilt es, allen Menschen mit Beeinträchtigung die Teilnahme am sozialen Leben zu erleichtern bzw. zu ermöglichen. Letztlich gibt es da keine Unterschiede zwi- schen Stadt, Land oder Dorf. Überall muss es barrierefreie Zugänge zu den öffentlichen Verkehrsmitteln geben. Die Zugänge zu allen öffentlichen Einrichtungen müssen – wenn möglich – barrierefrei sein. Es sollte überall möglich sein, barrierefrei einkaufen zu gehen oder den Arzt besuchen zu können. Für Rollstuhlfahrer sollten die Bürgersteige so angelegt sein, dass sowohl das Befahren der Bürgersteige als auch ein Bürgersteigwechsel durch abgesenkte Bür- gersteige problemlos möglich ist. Für sehbeeinträchtigte Menschen müssen Ampelanlagen mit akustischem Signal ausgestattet sein. Auch ein Blindenleitsystem, das leider noch nicht im erforderlichemMaße existiert, sollte wo mög- lich eingesetzt werden. Betastbare Modelle von Sehens- würdigkeiten, wie in Worms die Modelle des Doms oder das Lutherdenkmals sind sehr gute Hilfsmittel für erblindete Menschen. Blindenschrift auf den Tasten eines Aufzugs oder an Geländern in öffentlichen Gebäuden erleichtern diesen Menschen das Leben. Gehörgeschädigten kann die Teilnahme an kulturellen Veranstaltungen oder Lesungen durch Ringschleifen erleichtert werden. Die Internetsei- ten öffentlicher Einrichtungen sollten barrierefrei sein und sowohl von Blinden als auch geistig beeinträchtigten Men- schen durch „Leichte Sprache“ genutzt werden können. Ich kann hier nur einige Beeinträchtigungen ansprechen. © Minerva Studio – Fotolia © Olesia Bilkei - stock.adobe.com

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