Wüstenrot ... mitten im Naturpark

7 Mit der staatlichen Neuordnung zu Napoleons Zeit veränderte sich die bisherige Grenzlage der Ortschaften grundlegend. Das heutige Gebiet um Wüstenrot wurde vollständig württembergisch. Auch die Ritterherrschaft Maienfels hatte damit ein Ende gefunden. Landwirtschaft war in Wüstenrot schon immer nur unter erschwerten Bedingungen zu betreiben, weshalb die Menschen sich schon seit dem Mittelalter andere und zusätzliche Erwerbszweige erschlossen. Der Wald bot hier eine ideale Möglichkeit. Die Menschen verdienten ihr Brot nicht nur als Holzhauer, sondern betrieben auch Brennholz- flößerei, machten Schindeln und schütteten Kohlemeiler auf. Vor allem im 19. Jahrhundert gingen viele Männer als Hausierer mit allen denkbaren Waren auf Reisen, um ihre Familien zu ernähren. Erst die zunehmende Industrialisierung des Neckartals um Heilbronn Ende des 19. Jahrhunderts brachte den Menschen um Wüstenrot neue Erwerbsmöglichkeiten. Nach und nach siedelten sich auch in den Gemeinden Wüstenrot, Neulautern, Neuhütten und Maienfels Gewerbebetriebe und kleine Fabriken an, in Neulautern und in Neu- hütten beispielsweise Zigarrenfabriken. Nach dem Zweiten Weltkrieg sorgten zahlreiche Vertriebene, vor allem aus Ungarn und Tschechien, für einen großen Bevölkerungszuwachs. In Neuhütten, wo sich auch katholische Neubürger ansiedelten, wurde eine katholische Kirche errichtet. Inzwischen pflegt Wüstenrot eine offizielle Gemeindepartnerschaft mit dem ungarischen Solymár, von wo viele der Neubürger stam- men. Die Gemeinde Wüstenrot, wie sie heute besteht, ist ein Kind der baden-württembergischen Gemeinde- und Verwaltungsreform der Siebzigerjahre. Die fünf früher selbstständigen Gemeinden Finsterrot, Maien- fels, Neuhütten, Neulautern und Wüstenrot einigten sich auf den Zusammenschluss zu einer einzigen Gemeinde. Das Rathaus der am 1. Januar 1974 gebildeten Gemeinde entstand bei Weihenbronn, in der geografischen Mitte der Ortsteile. „Seit über 40 Jahren wohne ich in der Gemeinde Wüstenrot. In dieser Zeit konnte ich mich, oft ins- piriert durch die zu jeder Jahreszeit herrliche Land- schaft, künstlerisch entfalten. Hier oben auf der Höhe zu wohnen, empfinde ich als Privileg. Deshalb ist es mir ein Bedürfnis, davon etwas zurückzu- geben – meine Begeisterung weiterzugeben. Als ehrenamtliche Leiterin des Glas- und Heimatmu- seums der Gemeinde gehe ich gerne auf Spuren- suche, zeige auf, wie mühevoll und doch kreativ unsere Vorfahren ihren Alltag bewältigten. Die Geschichte von Land und Leuten wachzuhalten, empfinde ich als Aufgabe, denn wir können die Gegenwart und unser Handeln besser verstehen, wenn wir unsere Wurzeln kennen. Ich freue mich, dass mir die Gemeinde die Gelegenheit dazu gibt.“ Karola Schierle Ortsteil Neulautern

RkJQdWJsaXNoZXIy NDIyMzg=