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Bremen im Spiegel der Zeit
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Hauptfluss, sondern auch direkt an
einen geschützten, schiffbaren Neben-
arm – die Balge. Aus gutem Grund wird
die einzige Großstadt an der Weser,
abgesehen von ihrer späteren eigenen
Ausgründung Bremerhaven, auf eben
diesem Dünenrü-
cken begründet.
Von „Bremun“
sprechen die ers-
ten Siedler. Damit
meinen sie „am
Rand“ und man
darf wohl ergän-
zen „des Flusses“.
So fühlen sich die
Ur-Bremer der We-
ser und ihrem Lauf
tief verbunden. Bis
sich daran etwas
ändert, wird wohl
noch viel Wasser
durch die Weser
fließen. Ohne die
Weser wäre Bre-
men schließlich
undenkbar.
cken überragt die flache Landschaft
bis zu zwölf Meter hoch und verbindet
zwei größere höher gelegene Geest-
Gebiete. An einer Stelle stößt er zu
Beginn unserer Zeitrechnung nicht
nur an eine querbare Furt über den
zusammen mit Ems, Elbe und Eider in
das trocken liegende Tal der Nordsee.
Durch ein Tundrengebiet strömt sie an
Helgoland vorbei und am Ostrand der
Doggerbank hunderte Kilometer weiter
nach Norden.
Zum Ende dieser Periode lassen stei-
gende Temperaturen den Meeresspie-
gel in kurzer Zeit rapide steigen. Die
Nordsee flutet die heutige Deutsche
Bucht. Ab 6000 v. Chr. dringt das Meer
im Wesertal zeitweise bis in die Nähe
von Achim vor. Das Meer schmirgelt
das enge Flusstal zu einem breiten
Ästuar, einer Marschlandschaft mit
dichten Auwäldern und sumpfigen
Hochmooren im Hinterland, durchzo-
gen von verschiedenen flachen Fluss-
armen im Wechselspiel der Gezeiten.
Die Wesermarsch ist lange ein Geflecht
von Inseln. Eine fruchtbare Gegend
also, bei der man aber nie weiß, wann
einem das Wasser wieder bis zum Hals
steht. Erst eine Folge der Ausbaggerun-
gen im 19. und 20. Jahrhundert ist, dass
die Nordsee heute zweimal täglich mit
vier Meter Höhe bei jeder Flut bis zum
Weser-Wehr in Hastedt in die Unter­
weser aufläuft.
Zu einer besonderen Landmarke in
dieser aquatischen flachen Landschaft
werden die Dünenzüge, die zum
Ende der letzten Kaltzeit beständige
Westwinde aus von den Gletschern zu
Sand zermahlenem Geröll am Ostufer
der Weser aufwehen. Dieser Sandrü-
Münden fließt sie in Richtung Hameln,
nimmt die Leine auf und bei Nienburg
einen weiteren Fluss. Über das Emsland
und die ­Niederlande gelangt sie in die
südliche Nordsee. Etwa 1 500 000 Jah-
re geht das so. Unterwegs lagert der
Fluss typische Kies- und Sandschich-
ten ab, aus denen Geologen seinen
Verlauf später rekonstruieren werden.
Als vor 400 000 Jahren mit der Elster-
Kaltzeit die Gletscher Skandinaviens
bis südlich des heutigen Hannover vor-
dringen, muss auch die Weser sehen,
wo sie bleibt. Schon bei Hameln dreht
sie jetzt ab und zwängt sich durch die
Porta Westfalica nach Westen. In der
Saale-Kaltzeit ab etwa 300 000 v. Chr.
teilt sich der Strom in zwei Flüsse. Als
das Eis rund 70 000 Jahre später mit
Macht wiederkommt, schiebt es riesige
Geröllmassen vor sich her und türmt sie
bis zu 150 Meter hoch zu den Dammer
Bergen und anderen Endmoränenzü-
gen auf.
Das Bett der Weser wird damit im-
mer schmaler. Als beim Auftauen der
Eismassen gewaltige Schmelzwasser­
mengen entstehen, bahnen sie sich
einen neuen Weg – diesmal nach
Norden. Zusammen mit Regenwasser
aus den Mittelgebirgen fluten sie das
Urstromtal der Weser und graben eine
tiefe Rinne von Nienburg über Bremen
und Bremerhaven in den Norden. Wäh-
rend der letzten, der Weichsel-Eiszeit
bis vor 11 500 Jahren, fließt die Weser
Die Weser war immer
eine wichtige Ver-
kehrsader. Die Karte
zeigt ihren Verlauf
im Jahr 1840. Foto:
Focke-Museum